Gejagte der Nacht
Moment aus. Das Mondlicht fiel auf ihr Gesicht, sie war so unglaublich schön.
»Wie kannst du eine Prophezeiung offenbaren, ohne zu wissen, worum es dabei geht?«
»Sie ist nicht für mich gedacht«, antwortete Kassandra, als würde der Inhalt ihrer einfachen Worte kein schwieriges Problem darstellen.
»Für wen …?« Er schüttelte heftig den Kopf, als sie vor Erschöpfung schwankte. »Es spielt keine Rolle«, murmelte er, hob sie hoch und legte fest die Arme um sie. »Sind wir hier fertig?«
»Ja.«
Er sah ihr tief in die smaragdgrünen Augen. »Bedeutet das, dass wir nach Hause gehen können?«
»Nach Hause?«
»Musst du irgendwo anders hin?«, erkundigte er sich, während er zu allen Göttern betete, dass sie Nein sagte.
Sie sah ihn irritiert an. »Das ist es nicht.«
»Was dann?«
»Ich hatte noch nie ein Zuhause.«
Eine gefährliche, berauschende Wärme erfüllte Caines Herz und strömte durch seinen Körper. Aber das war ihm egal. Er neigte den Kopf und berührte ihre Lippen mit seinen, um ein ehrfürchtiges Gelübde abzulegen.
»Jetzt hast du eins.«
KAPITEL 5
T rotz der frühen Stunde sorgte Caine dafür, dass sie bei Sonnenaufgang zusammengepackt und aus dem Hotel ausgecheckt hatten.
Kassandra hatte allerdings nichts dagegen einzuwenden. Sie würde immer gute Erinnerungen an Las Vegas haben.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Nein, nicht bloß gute . Es waren überwältigende, fantastische Erinnerungen.
Selbst jetzt konnte sie die Augen schließen und sich an jede Berührung, jeden Kuss, jeden unfassbaren Orgasmus erinnern. In allen lebendigen, nicht jugendfreien Einzelheiten.
Aber sie war mehr als glücklich, in Caines Versteck außerhalb von Chicago zurückzukehren. Was könnte besser sein, als Caine ganz für sich zu haben, ohne die Ablenkung durch den Versuch, mit der Menge zu verschmelzen?
Es war anstrengend, wenn man ständig versuchen musste, normal zu sein.
Mit einem zufriedenen Seufzer veränderte sie ihre Sitzposition. Die Brise zerrte an ihrem Haar. Caine hatte das Dach des Jeeps entfernt, und das Sonnenlicht des späten Nachmittages ergoss sich über den Teil ihrer Haut, der nicht durch ihre Khakishorts und das elastische Top verdeckt wurde. Träge beobachtete sie, wie die Maisfelder Nebraskas vorbeizogen, und atmete tief Caines warmen, wölfischen Moschusduft ein.
Sein Geruch … erdete sie. Sie vermochte es nicht anders auszudrücken. Selbst wenn sie in dem dunklen Nebel ihrer Visionen verloren war, wenn sie für die Welt blind war, wusste sie, dass ihr nichts geschehen konnte, sobald sie seinen Duft wahrnahm.
Kassie dachte so intensiv über das Wunder nach, das Caine in ihr Leben gebracht hatte, dass sie nicht auf das unbehagliche Gefühl vorbereitet war, welches mit einem Schlag ihre vorübergehende Illusion von Frieden zerstörte.
Sie setzte sich auf und streckte die Hand aus, um Caine an der Schulter zu berühren. »Halt an.«
Er warf einen zweifelnden Blick auf die endlosen Kilometer Mais. »Hier?«
»Ja.«
Mit deutlichem Widerstreben verringerte er das Tempo des Jeeps und fuhr an den Straßenrand, um ihr dann seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. »Ist dir schlecht?«
Verwirrt über diese Frage schüttelte sie den Kopf. »Mir geht es gut.«
»Musst du pinkeln?«
»Nein.«
»Was zum Teufel machen wir dann hier?«
»Das Telefon.«
Er runzelte die Stirn. »Was …« Der Klang seines Klingeltons ließ ihn abrupt verstummen. »Scheiße«, murmelte er und kramte sein Mobiltelefon aus der vorderen Tasche seiner Jeans. »Daran werde ich mich nie gewöhnen.« Er warf einen Blick auf das Display, und sein Stirnrunzeln verstärkte sich. »Ingrid.«
»Eine Freundin?«, zwang Kassie sich zu fragen und unterdrückte den seltsamen Anflug von Abneigung gegen die unbekannte Frau.
Dieser Anruf war wichtig. Selbst wenn sie nicht recht wusste, warum.
»Das ist eine Ewigkeit her«, murmelte er. »Wieso ruft sie jetzt an?«
Kassandra rutschte näher an Caine heran, bis sie an den harten Muskeln seiner Schulter lehnte. »Ich weiß nicht alles.« Sie deutete mit dem Finger auf das Handy. »Wenn du diese kleine Taste drückst und mit ihr redest, wirst du es vielleicht herausfinden.«
Er wandte den Kopf, um leicht in ihre Nasenspitze zu beißen. »Klugscheißerin.«
Sie ließ sich von seinem spielerischen Benehmen nicht täuschen. Irgendetwas bereitete ihm Sorgen. »Weshalb nimmst du den Anruf nicht entgegen?«
Er verzog das Gesicht. »Sie ist ein Teil meiner
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