Gejagte der Nacht
Geruch von Schwefel ließ ihn herumwirbeln, die Glock in der Hand.
Caines Augen verengten sich beim Anblick der kleinen Kreatur, die direkt hinter ihm stand. Scheiße. Wie hatte sie es geschafft, sich an ihn heranzuschleichen?
Das Wesen sah nicht gerade nach einer riesigen Bedrohung aus. Es war kaum einen Meter groß, und sein winziger Körper wurde momentan von einer weißen Robe verdeckt, die im Mondlicht schimmerte. Das herzförmige Gesicht sah beinahe kindlich aus und trug zarte Züge, die die Illusion von Unschuld erweckten.
Zumindest, bis man die rasiermesserscharfen Zähne und die uralte Macht bemerkte, die in den schwarzen Mandelaugen glühte.
Ja, dieses Wesen war etwa so hilflos wie eine scharfe Granate. Oder eine Atombombe.
Caines innerer Wolf war in höchster Alarmbereitschaft, aber seine Hand war vollkommen ruhig, als er die vollgeladene Waffe direkt auf den Brustkorb der kleinen Frau richtete. »Wer bist du?«, fauchte er.
Sie hielt ihre winzigen Hände hoch, als könne ihn das überzeugen, ihr zu trauen. »Yannah.«
Sein Finger fand den Abzug. »Nenn mir einen Grund, dir keine Kugel ins Herz zu jagen.«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Du kannst mich mit Menschenwaffen nicht verletzen.«
Er zuckte mit den Schultern, nicht weiter überrascht. »Dann reiße ich dir die Kehle heraus.«
»Es ist nicht nötig, mir zu drohen. Ich bin nicht hier, um deiner Gefährtin zu schaden.«
»Sie ist nicht …« Er verschluckte sein lächerliches Leugnen. »Warum bist du dann sonst hier?«
»Um eine Warnung auszusprechen.« Die schwarzen Augen verengten sich, als unverkennbar zu hören war, wie Caine den Abzugshammer spannte. »Verdammt noch einmal, was stimmt nicht mit dir? Ich sagte, ich spreche eine Warnung aus, keine Drohung.«
»Und ich soll dem Ehrenwort einer Kreatur trauen, die aus dem Nichts auftaucht, um mysteriöse Warnungen auszusprechen – und zwar, weil …?«, spottete Caine und stellte sich zwischen Yannah und Kassandra, die weiterhin wie wild in der Erde grub.
Die winzige Dämonin hielt den Blick klugerweise auf Caine gerichtet. Wenn sie der verletzlichen Kassandra auch nur einen Seitenblick zugeworfen hätte, hätte Caine ihr den Kopf abgerissen.
Oder er hätte es zumindest versucht, korrigierte er sich insgeheim und erzitterte, als Yannah einen Funken ihrer furchtbaren Macht in den schwarzen Augen aufleuchten ließ.
»Die Warnung ist nicht mysteriös«, versicherte ihm Yannah. »Tatsächlich könnte sie nicht eindeutiger sein.«
»Na schön, ich spiele mit.« Als hätte er eine andere Wahl. »Wie lautet die Warnung?«
»In allernächster Zukunft wird Kassandra verlangen, dass du sie verlässt.«
Sie verlassen? Caine wurde augenblicklich wütend. »Das wird sie nicht tun!«
Yannah stieß einen resignierenden Seufzer aus. »Weshalb müssen Männer immer alles so schwierig gestalten?«
»Bist du eine Prophetin?«, stieß Caine zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nein.« Die Dämonin schüttelte den Kopf, ihr langer Zopf glitt über ihren Rücken. »Kassandra ist unerreicht, was ihre Gabe angeht.«
»Gabe?«, knurrte Caine. »Es ist ein verdammter Fluch.«
»Vielleicht.«
Er senkte die Waffe, da er Angst hatte, in seiner augenblicklichen Stimmung möglicherweise etwas Dummes zu tun. Das war sein üblicher Modus Operandi. Außerdem würde es ihm verdammt noch mal nichts nützen.
»Wenn du keine Seherin bist, woher weißt du dann, was Kassie in Zukunft machen oder nicht machen wird?«
»Meine Mutter, Siljar, ist ein Orakel.«
»Verdammt.« Das Letzte, was er brauchte, war eine Einmischung der Kommission, oder, wie er sie nannte, der Quälgeister, die über die Dämonenwelt herrschten. »Und woher weiß sie es?«
»Sie besitzt das Talent, ein Principium wahrzunehmen.«
Caine schnitt eine Grimasse, als er den Ausdruck wiedererkannte. Er bedeutete, dass Kassandra so bedeutend für die Zukunft der Welt war, dass ihr Leben vom Schicksal selbst gewebt wurde.
»Ein Schicksalsfaden«, flüsterte er.
»Also besitzt du tatsächlich nicht nur Schönheit, sondern auch Verstand.« Yannah ließ ihre rasiermesserscharfen Zähne aufblitzen. »Ungewöhnlich.«
»Ich tue mein Bestes«, entgegnete er trocken. »Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum du hier bist.«
»Das Schicksal von uns allen liegt in Kassandras Hand.«
»Nun ja, soweit es mich betrifft, kann mich das Schicksal mal«, gab er zurück. Er wusste, dass er sich kindisch benahm. Aber verdammt, er stand hier
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