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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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nicht, daß mein Bett gemacht wird, Sie sehen doch, daß ich darauf liege!« Er hört Türenschlagen und dann ist Jeebleh wieder am Telefon. »Ich habe die beiden Interviews gelesen.«
    »Gerade bin ich mit dem Entwurf für einen dritten Artikel fertiggeworden.«
    »Mir gefielen die anderen beiden sehr gut.«
    »Danke«, sagt Malik. »Das höre ich gern.«
    »Ich habe auch mit Bile und Cambara gesprochen.«
    »Ich habe mich gerade selbst lange mit Cambara unterhalten«, sagt Malik.
    »Sie schlagen vor, daß du zu ihnen ziehst«, sagt Jeebleh.
    »Ich denke darüber nach.«
    »Möchtest du meine Meinung hören?« fragt Jeebleh.
    »Ich bin immer an deiner Meinung interessiert.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich zu ihnen ziehen.«
    Er sieht orangefarbene Wolken den Himmel überziehen, heller werden, als das Sonnenlicht auf sie trifft. Die Dämmerung ist höchst malerisch und Malik wünscht, er wäre ein begabter Fotograf.
    »Ich werde zu Hause anrufen und mit Amran sprechen«, sagt er.
    Der Vorschlag, zu Hause anzurufen, ist ein genialer Schachzug. Er enthebt Malik davon, sein Telefonat mit Jeebleh weiterzuführen, und macht beiden klar, daß er nicht in Betracht ziehen wird, zu Bile und Cambara zu ­ziehen, denn das könnte seine Frau aufregen, die bekanntermaßen zu rasender Eifersucht neigt, auch wenn sie das bestreitet. Ein Ehepartner, der sich der Wahrheit verschließt, ist ein schwieriger Ehepartner.
    »Mach das«, sagt Jeebleh und legt auf.
    Kaum hat das Telefon zweimal geklingelt, da nimmt Judith auch schon ab. Sie klingt freundlich und sanft, spricht schnell, sagt, es gehe ihnen allen gut. »Ich gebe dir Amran. Bis bald. Alles Gute!«
    Malik versucht, so gewinnend wie möglich zu klingen. »Hallo, mein Liebes. Wie geht’s, Schatz? Ich vermisse dich und meine Kleine.«
    Amran ist schlecht gelaunt. »Wann kommst du heim?«
    »Die Flughäfen sind dicht«, lautet seine unkluge Antwort.
    Amran tobt, weil er geblieben ist, statt gemeinsam mit ihrem Vater Mogadischu zu verlassen. Wenn sie wütend ist, schreit sie, wenn sie eifersüchtig ist, weint sie, wenn sie liebevoll ist, ist sie die goldigste Person auf Erden. Heute ist sie in einem wahren Wutrausch, hört nicht auf zu schreien. Malik hält den Hörer vom Ohr weg und lauscht wortlos. Ihre Eltern schütteln oftmals voller Mitleid mit Malik den Kopf. »Ach, du weißt doch, wie sie ist.«
    Amran schreit sich die Lunge aus dem Hals. »Der Krieg ist ausgebrochen – ein Vorgeschmack auf künftige grauenvolle Schlachten. Wir sind alle krank vor Sorge um dich. Und alles, was du zu sagen hast, ist, daß die Flughäfen dicht sind! Was ist bloß in dich gefahren?«
    »Mir geht’s gut, ich schreibe«, sagt Malik.
    »Ich will keine Waise großziehen.«
    »Was erzählst du denn da? Wieso Waise?«
    »Ich will, daß du sofort nach Hause kommst«, ordnet Amran an.
    »Wie ich schon gesagt habe, die Flughäfen sind geschlossen.«
    »Dann hat eine weitere Unterhaltung gar keinen Sinn.«
    »Sich zu unterhalten ist immer sinnvoll, mein Liebes.«
    »Wenn es um Pünktlichkeit geht, bist du immer unzuverlässig, genauso, wenn es darum geht, anzurufen und mir zu sagen, wo du gerade bist und was du treibst oder mit wem du dich herumtreibst. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Frauen, die dir die Perlen der Weisheit aus der Hand fressen. Mit wem bist du gerade zusammen? Wie heißt sie? Warum hast du überhaupt eine Familie, wenn du bloß arbeitest, arbeitest, arbeitest? Warum hast du überhaupt geheiratet, wenn du dich ohnehin nur mit anderen Frauen herumtreiben willst? Während wir darauf warten, daß du von dir hören läßt. Während ich mir Sorgen mache, wie ich allein ein Waisenkind großziehen soll.«
    »Hör mir zu, Schatz«, bittet er.
    »Nenn mich nicht Schatz«, keift sie.
    Und weinend legt sie auf. Morgen oder übermorgen wird sie bestreiten, diese Sätze gesagt zu haben.
    Heute wird er garantiert nichts mehr schreiben können, kann nicht klar denken. Wie er Amran kennt, wird er vielleicht auch morgen nicht arbeiten können. Wenn sie unglücklich ist, ist sie ein Spielverderber, auch wenn sie sonst stolz darauf ist, wenn Maliks Arbeit ausgezeichnet wird, Preis oder Lob bekommt.
    Er ruft in Nairobi an, um Jeebleh um Vermittlung zu bitten, aber der geht nicht ran. Als sein Handy immer wieder klingelt – vielleicht einer der Journalisten, die er zu erreichen versucht hat –, nimmt er nicht ab. Bedrückt geht er zu Bett.
    Er steht früh auf und sieht fern, eine überflüssige Reality-Show,

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