Gekauft für den Harem
sie vorhatte.
„Bitte sagt meinem Gebieter, wo ich bin, wenn er nach mir fragt. Ich möchte nicht, dass er sich meinetwegen Sorgen macht.“
11. KAPITEL
V or einem Verkaufsstand mit Schmuckwaren blieb Katrina stehen, „Seht Euch diese Ringe an, Harriet!“, rief sie begeistert aus und wandte sich an den Händler, einen alten Mann mit runzligem Gesicht und tief eingesunkenen, beinahe schwarzen Augen. „Diesen dort würde ich gerne einmal auf den Finger stecken.“
„Selbstverständlich, Hoheit. Jeden Ring, den Ihr wollt“, sagte der Mann überschwänglich und machte eine Verbeugung in Harriets Richtung. „Möchte vielleicht auch die zukünftige Frau des Kalifen Ringe probieren?“
„Nein danke.“ Ein paar Meter weiter war Harriet ein Stand mit Lederwaren aufgefallen, und nachdem sie den Ring an Katrinas Hand gebührend bewundert hatte, sagte sie ihr, dass sie dort hinwolle. „Ich möchte mir die Sachen ansehen. Ihr solltet den Ring kaufen, wenn er Euch gefällt.“
„Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Katrina zog den Ring vom Finger und deutete auf einen anderen, den sie anprobieren wollte.
Lächelnd ging Harriet weiter. Katrina hatte Schuhe, Schals, eine Goldkette gekauft, sie selbst bisher noch gar nichts. Zwei Diener begleiteten sie, die die Einkäufe trugen, außerdem drei Janitscharen. Einer von ihnen folgte ihr, die beiden anderen blieben bei Katrina.
Der Händler trat zu ihr und ermunterte sie mit einer auffordernden Geste, sich seine Waren anzusehen. „Ich habe noch mehr auf Lager. Soll ich Euch etwas davon zeigen?“
Harriet sah sich die Auslagen an. Etliche der Gürtel waren aus feinem Leder und mit Goldprägungen versehen, aber sie fand keinen, dessen Machart sie wirklich überzeugt hätte. Kasim mochte schlichte Dinge, ihr hingegen schwebte etwas von ausgesuchter Qualität vor.
„Habt Ihr einen Gürtel wie diesen in Rot?“ Sie wies auf ein Exemplar aus naturfarbenem Leder. „Prägeleder wäre schön, aber nicht in Gold.“
Der Lederwarenhändler verneigte sich lächelnd. „Wenn ich Euch in meinen Laden bitten dürfte, Hoheit? Ich kann Euch viele feine Lederarbeiten zeigen. Und der Gürtel, den Ihr wünscht, ließe sich genau nach Euren Vorstellungen anfertigen.“
„Das wäre schön“, erwiderte Harriet und wandte sich zu ihrem Leibwächter um. „Sag ihm, dass ich Leder und Prägemuster gern selbst aussuchen möchte.“
„Ich begleite Euch, Hoheit.“ Der Janitschar neigte den Kopf.
Harriet warf einen Blick in Katrinas Richtung und betrat den dämmrigen Laden, in dem es nach Gerbstoffen und Farbe roch. Im Lagerraum stapelten sich Tierhäute und fertige Lederwaren in den Regalen, doch nichts davon war rot. Der Ladenbesitzer winkte sie zu sich, und sie folgte ihm in ein Hinterzimmer. Lederhäute in den verschiedensten Rottönen lagen dort und zogen Harriets Aufmerksamkeit auf sich. Mit einem begeisterten Aufschrei stürzte sie sich auf den Stapel, befingerte die, die ihr am besten gefielen und bedeutete dem Händler, eine bestimmte Haut für sie zu reservieren. Als sie ihn eben fragen wollte, ob er ein Paar Stiefel und einen Gürtel daraus anfertigen könne, gewahrte sie aus dem Augenwinkel, wie ein Schatten sich ihrem Leibwächter näherte. Sie schrie eine Warnung, doch es war zu spät. Der Janitschar brach bewusstlos zusammen.
„Was habt Ihr getan?“ Sie wandte sich zu dem Lederhändler um und sah zu ihrem Befremden, dass er gefesselt und geknebelt war.
„Keine Angst, Lady Harriet“, sagte jemand auf Englisch hinter ihr. „Wir sind hier, um Euch zu retten.“
„Aber ich will gar nicht …“ Jemand legte ihr ein Stück Stoff auf den Mund. Sie atmete etwas Stechendes ein, fühlte sich plötzlich elend, dann schwanden ihr die Sinne. Als man sie in eine Decke wickelte, hatte sie das Bewusstsein bereits verloren.
„Bitte meine Frau, zu mir zu kommen.“ Kasim winkte seinen Leibdiener, der ihm frische Kleidung zurechtgelegt hatte, aus dem Raum. „Richte ihr aus, dass ich sie zu sprechen wünsche, ehe ich mich zu Khalid begebe. Es geht ihm schlechter, und ich werde eine Zeit lang bei ihm bleiben.“
„ Madame Harriet ist noch nicht von ihrem Ausflug auf den Basar zurückgekehrt“, klärte der Diener Kasim auf.
Kasim runzelte die Stirn. „Wann ist sie aufgebrochen? Und warum wurde ich nicht informiert? Ist sie allein gegangen? Wie viele Leibwächter hatte sie bei sich?“
„Ich glaube, sie begleitete die Erste Dame Katrina“, erwiderte der Diener.
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