Gekauft für den Harem
Blütenduft hing in der Luft.
Mellina klatschte in die Hände, und ein Schwarm Dienerinnen mit Handtüchern, Seifen und Parfümflakons erschien. Es war klar, dass sie den beiden neuen Frauen beim Bad zur Hand gehen wollten, doch Harriet gebot ihnen Einhalt – auf Französisch, das die Umgangssprache im Harem zu sein schien.
„Ihr könnt gehen und uns uns selbst überlassen.“ Ihr Ersuchen wurde mit verständnislosen Blicken quittiert. Erst als Mellina bestätigend nickte, verschwanden die Dienerinnen in einem Durchgang, der ins Innere des Palastes führte. Harriet wandte sich an Marguerite. „Sie sagen, wir riechen schlecht, und ich fürchte, sie haben recht. Und da ich glaube, dass wir nicht eher etwas zu essen bekommen, als bis wir sauber sind, sollten wir uns mit dem Baden beeilen.“
„Aber wir haben keine Badeumhänge“, wandte Marguerite ein. „Du willst doch nicht etwa in das Becken steigen wie … wie diese Frau … ohne einen Faden am Leib?“
„Du kannst deine Tunika anbehalten, wenn du willst“, erwiderte Harriet. „Meine werde ich ausziehen, weil sie auch unangenehm riecht, und außerdem bin ich es leid, mich verschwitzt und klebrig zu fühlen. Dreh dich um, bis ich im Wasser bin, dann drehe ich mich um, und du kommst ins Wasser.“
„Also gut.“
Sobald Marguerite sich umgewandt hatte, schlüpfte Harriet aus ihren Gewändern und stieg in das Becken. Die Sonne hatte das Wasser gewärmt, dennoch fühlte es sich köstlich kühl an auf der Haut. Marguerite den Rücken zugekehrt, seifte Harriet sich ein, bis sie ein Plätschern hinter sich hörte. Lächelnd drehte sie sich zu ihrer Cousine um.
„Ist es nicht herrlich? Ich erinnere mich, wie neidisch ich jedes Mal war, wenn Papa in dem See in der Nähe unseres Hauses ohne mich schwimmen ging, aber angesichts der Tatsache, dass das Wasser zu Hause in England selbst im Sommer eisig zu sein pflegt, ist dies hier viel besser.“
„Es ist angenehm …“ Marguerite nahm ein Stück Seife aus einer Schale am Beckenrand und schäumte sich die Haare ein. Dann tauchte sie unter die Wasseroberfläche und kam keuchend wieder hoch. Als sie sich aufrichtete, lächelte sie. „Und es macht Spaß.“
Harriet nickte und begann sie nass zu spritzen. Für einen kurzen Moment sah Marguerite sie verblüfft an, dann spritzte sie Harriet ebenfalls nass. Sie mussten beide lachen und fühlten sich unbeschwert wie seit Langem nicht mehr.
Sie verließen das Bad über die flachen Treppenstufen, die zu der Ruhebank am Beckenrand führten. Harriet ließ Marguerite den Vortritt und wandte ihr den Rücken zu, bis die Cousine ihr zurief, dass sie sich umdrehen könne. Dann wickelte sie sich selbst in ein Handtuch, und während sie sich noch fragte, was nun als Nächstes geschehen würde, kam Mellina mit ein paar Dienerinnen zurück, die Berge von Kleidungsstücken aus unendlich feinen, schimmernden und beinahe durchsichtigen Stoffen mitbrachten.
„Sucht Euch aus, was Euch gefällt.“ Mit einer Handbewegung bedeutete Mellina den Dienerinnen, die Kleider auf der Bank und dem Boden auszubreiten. „Im Harem tragt Ihr Hosen und ein Mieder. Wenn man Euch gestattet, den Harem zu verlassen, um den Kalifen zu erfreuen, wird man Euch angemessene Kleidung zur Verfügung stellen.“
Harriet schnappte nach Luft, als sie sah, was sie anziehen sollte. Marguerite indessen besah sich die Kleidungsstücke voller Interesse und suchte die heraus, die ihre Lieblingsfarbe hatten.
„Könnte ich etwas anderes bekommen?“, wandte Harriet sich an Mellina. „Ein Übergewand, so wie Ihr es tragt?“ Sie betrachtete das Kleidungsstück, das Mellinas Körper bis zu den Knien verhüllte und viel bescheidener war als die Gewänder, die sie mitgebracht hatte.
„So etwas tragen nur ältere Frauen“, belehrte Mellina sie und fuhr fort: „Oder wollt Ihr Euch etwa schamhaft verhüllen? Ihr habt eine gute Figur, viel besser, als die Kleider, die Ihr anhattet, vermuten ließen, aber wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr eine Tunika wie diese haben.“
„Ich würde mich darin wohler fühlen“, räumte Harriet ein.
Marguerite hatte weite Hosen und ein hauchdünnes Hemd ausgesucht, dazu ein besticktes Jäckchen mit goldfarbenen Quasten, das knapp über ihrer Taille endete. Sie war noch damit beschäftigt, herauszufinden, wie man die Kleidungsstücke richtig anzog, als eine junge Dienerin auf sie zugeeilt kam, um ihr zu helfen. Das Mädchen kicherte, und Marguerite musste lachen, als sie sah, dass
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