Gekauft für den Harem
macht mir Spaß. Meine Aufgabe wird es sein, sie zu unterrichten, jedenfalls bis Katrina niederkommt, aber ich werde alles tun, um deine Freilassung zu erwirken.“
„Aber wenn ich für den Prinzen bestimmt bin …“ Marguerite schluckte schwer. „Dann kann ich nie mehr heiraten. Wie soll ich eine solche Schmach überleben?“
„So etwas darfst du nicht einmal denken!“, erwiderte Harriet grimmig. „Man kann uns zum Gehorsam zwingen, Marguerite, man kann unsere Körper beherrschen, aber niemals unseren Geist. Solange wir innerlich Widerstand leisten, sind wir frei.“
„Ich kann alles ertragen, wenn du nur bei mir bleibst.“ Marguerites Stimme klang tränenerstickt. „Aber wenn sie uns trennen, werde ich das nicht überleben.“
Harriet nahm sie in den Arm, denn einen anderen Trost konnte sie nicht anbieten. Im Harem des Kalifen waren sie für den Augenblick sicher. Aber wenn man Marguerite tatsächlich mit dem Prinzen verheiratete, würden sie sich vermutlich nur noch selten sehen.
Harriet gewöhnte sich rasch an ihr neues Leben. Sie fühlte sich wohl in ihren Gemächern, fand die Gärten herrlich, und sie mochte die Wärme und die helle Sonne. Unter anderen Umständen wäre sie an diesem Ort glücklich gewesen.
Doch bei aller bevorzugten Behandlung, die man ihr angedeihen ließ, konnte sie nie vergessen, dass sie Eigentum des Kalifen war. Warum gehöre ich nicht Kasim? dachte sie und ihr Herz geriet ins Stolpern. Sie musste sich zusammennehmen. Es tat ihr nicht gut, wenn ihre Gedanken eine solche Richtung einschlugen.
„Ihr werdet ihn heute brauchen, Lady Harriet.“
Harriet besah sich das alles verhüllende Gewand, das Mellina ihr an diesem Morgen gebracht hatte. „Ich habe einen solchen Ganzkörperschleier schon einmal getragen. Wird er nicht hidschab genannt? Aus welchem Grund brauche ich ihn heute?“
„Der Berater Kasim wird es Euch erklären. Mir wurde lediglich gesagt, dass Ihr Euch heute außerhalb des Palastes aufhaltet.“
„Außerhalb des Palastes?“, rief Harriet aus. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. „Schickt man mich fort?“ War sie verkauft worden, oder sollte sie jemandem zum Geschenk gemacht werden? Bei der Aussicht, nicht nur Marguerite, sondern auch Kasim nie mehr wiederzusehen, ging ein schneidender Schmerz durch ihr Inneres. Sie würde ihn unendlich vermissen. „Wo ist Marguerite?“, erkundigte sie sich, als sie die Cousine nirgendwo entdecken konnte.
„Sie badet gerade“, erwiderte Mellina. „Die anderen Fragen kann ich Euch nicht beantworten, weil ich nichts weiß. Kommt jetzt! Ihr dürft die Erste Dame Katrina nicht warten lassen.“
„Sagt meiner Cousine, dass ich sie liebe.“
Harriet fühlte sich elend, als sie der älteren Frau durch die Zimmerfluchten des Harems folgte. Sollte sie einem anderen Herrn übergeben werden? Andererseits – wenn sie zu Katrina geführt wurde, hatte man sicher nicht vor, sie fortzuschicken. Sie klammerte sich an die vage Hoffnung, ohne zu begreifen, warum sie den Palast so kurz, nachdem sie gekommen war, schon wieder verlassen sollte.
Kasim wartete vor der Haremspforte. Auch er war für einen Aufenthalt außerhalb des Palasts gekleidet, sein Turban und der Überwurf waren weiß, ebenso wie die Beinlinge, die kreuzweise mit schmalen schwarzen Bändern umwickelt waren. Seine Füße steckten in Stiefeln aus feinem rotem Leder, und um die Taille trug er eine goldfarbene Schärpe und einen Ledergürtel mit Krummschwert.
„Wohin führt Ihr mich?“ Harriet trommelte das Herz gegen die Rippen vor Angst. „Werde ich fortgeschickt? Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen?“
„Ganz im Gegenteil.“ Kasim lächelte. „Euch wird die Ehre zuteil, die Erste Dame Katrina zum Basar zu begleiten und Einkäufe zu machen.“
„Ich darf zum Basar?“ Harriet drehte sich der Kopf. Man gestattete ihr, die Erste Dame Katrina zu begleiten und sich außerhalb des Palastes aufzuhalten. Eine solche Vergünstigung wurde gewiss nicht vielen Sklaven gewährt. „Wie komme ich zu der Ehre? Habt Ihr keine Angst, dass ich fliehen könnte?“
„Und Eure Cousine ihrem Schicksal überlassen?“ Kasim hob die Brauen. Sein Blick schien in ihre Seele zu dringen, sie bis ins Innerste auszuleuchten. „Es ist nicht unbemerkt geblieben, wie sehr Ihr an ihr hängt. Davon abgesehen bat die Erste Dame Katrina um Eure Gesellschaft, und im Augenblick würde der Kalif ihr keine Bitte abschlagen.“ Kasims Blick bekam etwas Stählernes. „Ich glaube
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