Gekauft für den Harem
sehe, wie sanft Ihr seid.“
Harriet wrang das Tuch aus und stellte die Schüssel beiseite. Als sie sich zu Kasim umwandte, entdeckte sie einen eigentümlich forschenden Ausdruck in seinen Augen. Die Röte kroch ihr in die Wangen, und sie senkte den Blick.
„Sollen wir nun seinen Verband wechseln?“
„Ja, wenn Ihr es aushalten könnt, dass seine Verletzung keinen schönen Anblick bietet.“
Sie wartete, bis er den fleckigen Mull von Jasons Oberschenkel entfernt hatte. Die Wunde war rot und entzündet, doch als Harriet sie vorsichtig abtastete, kam sie zu dem Schluss, dass sie anfing zu heilen. Sie sagte es Kasim.
„Ja, ich glaube Ihr habt recht“, erwiderte er, nachdem er ebenfalls einen Blick darauf geworfen hatte. „Endlich. Wenn nun auch das Fieber nachließe, würde er sich vielleicht erholen.“
„Ich fürchte, die Wärme hat ihm nicht gutgetan. Könntet Ihr nicht veranlassen, dass ein Netz oder irgendetwas in der Art an den Fensterrahmen befestigt wird, damit man nachts nicht die Läden schließen muss?“
„Das sollte keine Schwierigkeit sein. Ich werde dafür sorgen, sobald es hell ist.“ Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Mir war nicht klar, wie wichtig es ist, einen Fiebernden kühl zu halten.“
Harriet hob Jasons Bein ein Stück an, damit Kasim den frischen Verband anlegen konnte. An der Geschicklichkeit, mit der er zu Werke ging, war unschwer zu erkennen, dass er einige Übung besaß. „Nun gebe ich ihm noch die Fiebermedizin, die der Arzt dagelassen hat.“ Er goss Wasser aus dem Krug in einen Becher und fügte eine dunkle Flüssigkeit aus einer braunen Flasche hinzu. „Sie muss im Verhältnis drei zu eins gemischt werden. Könnt Ihr versuchen, sie ihm einzuflößen, wenn ich ihn anhebe?“
„Natürlich.“ Harriet nahm die Medizin. „Und damit er auch schluckt, machen wir es so …“ Mit Daumen und Zeigefinger hielt sie Jason die Nase zu, woraufhin der Kranke den Mund aufmachte, um Luft zu holen. Geistesgegenwärtig verabreichte Harriet ihm den Trank.
Kasim lachte. „Eine ausgezeichnete Methode. Jason stellt sich oft an, wenn er seine Arznei nehmen soll.“
„Mein Bruder war genauso.“ Harriet lächelte. „Ich bin sicher, Euer Freund wird wieder gesund, Mylord. Die Wunde heilt, und bald geht es ihm besser.“
„Ich weiß Eure Hilfe zu schätzen, Harriet.“
„Nicht der Rede wert. Ich hoffe, Ihr macht Euch nicht mehr so viele Sorgen.“
„Ganz sicher nicht. Lassen wir Jason ruhen. Und Ihr solltet morgen ausschlafen. Es schadet den Kindern nicht, wenn ein Tag Unterricht ausfällt.“
„Nach dem Frühstück werde ich wieder nach unserem Patienten sehen, und dann würde ich gern für ein paar Stunden Katrina besuchen, wenn Ihr gestattet.“
„Selbstverständlich. Ihr braucht nicht zu fragen. Solange Ihr Euch an die Regeln haltet, könnt Ihr Euch frei im Palast bewegen – allerdings gibt es ein paar Bezirke, die ihr nicht ohne meine Einwilligung aufsuchen solltet.“
„Ihr seid sehr großzügig, Mylord. Ich werde versuchen, die Regeln zu befolgen, aber Ihr müsst mich belehren, welche es sind.“
„Eure Demut lässt mich misstrauisch werden, Mylady.“ Er sah sie durchdringend an. „Was führt Ihr im Schilde? Diesem Wandel kann ich nicht recht trauen.“
„Ich versuche, Reue an den Tag zu legen – Ihr hattet eine diesbezügliche Erwartung geäußert, Mylord.“
„Es war nicht meine Absicht, Euer Wesen zu ändern.“
„Das ist nicht geschehen, Mylord.“ Harriet warf ihm einen schelmischen Blick zu. „Ich dachte, Ihr wünscht, dass ich gefügiger bin. Oder irre ich mich? Gehört es sich nicht für eine Frau, ihrem Gebieter zu gehorchen?“
„Ihr verspottet mich?“
„Ich würde es eher als ‚necken‘ bezeichnen, Mylord.“
„Ach ja?“ Er lächelte ironisch. „Ihr zahlt es mir heim, richtig? Ich glaube fast, Eure Strafe war zu mild. Offenbar muss ich mir etwas einfallen lassen.“
„Darf ich fragen, welcher Art diese neue Bestrafung sein wird?“
„Nein, Harriet, das dürft Ihr nicht. Aber seid gewiss, sie wird Euch ereilen, wenn Ihr es am wenigsten erwartet.“
Sie ließ sich zu einem Lachen hinreißen. „Wollt Ihr mir Angst machen?“
Kasim lächelte nicht mehr. „Warum habt Ihr das Bankett gestern Abend so früh verlassen? Ich hatte den Eindruck, dass Ihr unglücklich wart … Missfielen Euch die Tanzdarbietungen?“
„Nein, natürlich nicht. Ich fand sie schön, und das Essen war köstlich …“ Sie schüttelte den Kopf.
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