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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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er
nicht mehr ausmachen. Seiner unmittelbaren Umgebung verkörperte
er etwas Unnahbares und Nichtgreifbares oder aber er kotzte
regelrecht seine Schwarzmalerei hinaus. Aber keiner nahm Notiz von
seiner schwarzen Philosophie und keiner wollte etwas mit ihm zu tun
haben. Denn dies interessierte schlichtweg niemanden. Und so saß
er auf einem Stuhl mit sich und war zufrieden, wenn es warm in der
Stube war, sein Magen gesättigt war und er allein mit sich
selbst war. Wenn er zu Hause in seinem Zimmer saß und es
draußen regnete, da fühlte er sich aufgehoben, geborgen
und sicher vor den schwarzen Regentropfen und den dunklen Menschen,
den Menschen mit ihren dunklen Gedanken, ihren Anklagen und ihren
Zeigefingern, die auf ihn zeigten und ihn als den Schuldigen
bezeichneten. Dabei waren sie selbst alle ebenso dunkel und schwarz.
Keiner war ein Engel. Keiner war rein und frei von Sünden, kein
einziger Mensch und Nicola hasste sich selbst und er hasste diese
Ungerechtigkeit. Seine Leila war ein Engel und er vermochte es nicht
zu ertragen. Er ertrug es nicht mehr anzuhören, wie sie ihm
sagte, wie sehr sie ihn liebte. Sie sagte es ihm hundertmal am Tage
und er tat sich selber schwer dabei, dies zu erwidern. Dabei waren es
doch nur Worte. Warum fiel es ihm schwer Worte der Liebe, in seinem
Kopf zu formen und in seinem großen Mund zu bilden und
auszusprechen für seine einzige Liebe. Er hasste sich dafür.
Aber Leila hörte nicht auf, es ihm zu sagen, bei Tag und bei
Nacht. Es kam ganz leicht von ihren Lippen. Sie musste ein Engel
sein. Und ich trug den Teufel in mir. Warum nur Leila bist du mir
begegnet. Warum ist dir nicht auch ein Engel über den Weg
gelaufen, ein Prinz, ein Held. Wie konntest du dich bei einem
einfachen Briefträger einhaken, der ich doch ein Ungeheuer bin,
unfähig bin, in Worte auszudrücken, was ich für dich
empfinde. Unfähig dich liebevoll zu streicheln, obwohl ich es
immer wieder tun wollte. Ich trug soviel Mitgefühl in mir,
soviel Liebe mit mir herum und wusste nicht es dir zu geben. Und wie
gerne würde ich es dir jetzt sagen und es dir beweisen. Dir
sagen, dass ich dich liebe, mehr als alles auf der Welt, mehr als
mein verfluchtes Leben. Aber ich bleibe stumm und still, wie immer,
wenn ich etwas wichtiges zu sagen habe. Und so fällt mir ein,
dass es nicht viel wichtiges zu sagen gibt. Das mag vielleicht das
Problem sein. Nicht für die meisten Menschen. Die meisten reden
sehr viel und sehr viel Blödsinn, aber Hauptsache sie betätigen
ihren Mund. Wahrscheinlich aus einer Angst heraus. Sie haben Angst
zuviel in sich und mit sich herum zu tragen und aus dieser Angst
heraus öffnen sie ihren Mund und lassen jeglichen Blödsinn,
der sich in ihrem Kopf gebildet freien Lauf und das befreit sie und
lässt sie erleichtert weiterleben. Diejenigen, die darum wissen,
dass generell und überhaupt sehr wenig an Worten zu gebrauchen
ist und äußerst überflüssig irgend etwas in der
Regel wiederzugeben, diese Menschen, sie tun sich schwer zu
überleben. Sie tragen zu viele Gedanken im Kopf mit umher und
ersticken eines Tages daran, da es für sie keine Notwendigkeit
gab es heraus zulassen. Smalltalk. Was genau ist Smalltalk. Es ist
herausgelassener Blödsinn zweier Menschen, die vielleicht darum
wissen oder auch nicht. Gut ist es, wenn keiner der beiden
kommunizierenden Menschen bemerkt um seinen Schwachsinn und
Erwiderung dbzgl. vom anderen erfährt. Einer macht automatisch
den Anfang und ein anderer stimmt sich darauf hin ein und erwidert
Unnötiges. Wenn der andere aber darum weiß und eigentlich
darüber steht, ist es an ihm entweder sich unterzuordnen und
sich diesem Schwachsinn an Worten anzupassen oder aber er zeigt sich
unbeeindruckt und stark und ist sich im selben Moment als Außenseiter
bewusst und sehr einsam. Ich bin nicht normal. Verzeih mir, dass ich
dir das nicht schon viel früher zeigen und beweisen konnte, dass
ich ein Dummkopf bin. Ich bin ein Idiot geblieben, aber wie gerne
würde ich einmal die Zeit anhalten und dich in die Arme nehmen,
dich streicheln und dich nie wieder gehen lassen. Aber die Zeit
bleibt nicht stehen und am allerwenigsten lässt sie sich so
einfach zurückdrehen. Wo bist du jetzt. Wo lebst du. Mit wem
teilst du deine Träume. Wer begleitet dich deines Lebens. Nein,
sage es mir nicht. Ich würde es nicht ertragen. Ich möchte
es nicht wissen. Ich bin ein Feigling geblieben und möchte
meiner Auszeichnung treu bleiben. Du verfolgst mich in meinen
Träumen, aber ich

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