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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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des
Regens und des Schmutzes. Nicola tanzte den Weg in seine Hölle,
der Regen tanzte sich durch die Welt hindurch. Durch die eigene Welt
hindurch und das mit ihm gemeinsam und das in einer Endlosigkeit, die
niemals eine Unendlichkeit sein würde, da die Endlichkeit ihn
längst eingeholt hat.

    Ein
Morgen erwacht, ein Tag geht zur Neige und Regen und Sonne wechseln
sich in einer Routine ab und wieder an einem Tage macht sich Nicola
auf den Weg zu Leila. Er geht Hand in Hand mit tausend dunklen
Regentropfen vorbei an den tosenden Fluss, vorbei an der dunklen
Bank, um sicher vor der Anstaltstür zu stehen. Und wie er durch
die Tür hindurch geht, so fühlt er sich in seinen
klatschnassen Klamotten pudelwohl, denn so hat sich Matsch mit Dreck
vermischt und so ist es für ihn angemessen seiner Leila zu
begegnen, auf das sie sofort erkennen möge, dass aus ihrer
einstigen Liebe ein stinkender Hund geworden ist. Er hat angefragt.
Durch eine Glasscheibe ihren und seinen Namen genannt und darauf hin
bemerkt, dass es dieselben Nachnamen noch immer sind. Er hat beide
Namen genannt und wird von der dicken Dame hinter der Glasscheibe in
den zweiten Stock geschickt. Nicola geht hoch. Viele Treppen steigt
er hoch, um zu seiner Leila zu gelangen, um vor ihr stehen zu bleiben
und nicht den Mund aufzubekommen und nichts sagen zu können. Er
kommt im zweiten Stock an. Er kommt an einem Raum vorbei, dessen Tür
halb offen steht und Musik und Gesang nach außen dringen. Und
seine Augen bleiben in dem Raum hängen, suchen in der
Menschenmenge umher, inmitten von Menschen, die einen Kreis gebildet
haben, auf Stühlen sitzen und zur Musik sich mit den Händen
und den Köpfen bewegen. Und seine Augen machen das ausfindig,
was sie ausfindig machen wollten. Da sitzt sie. Leila sitzt auf einen
Stuhl, so wie alle anderen auch hier. Sie ist noch schmaler geworden.
Fast unscheinbar wirkt sie entgegen der fülligen Frau zu ihrer
Rechten und dem aufgedunsenen Mann zu ihrer Linken. Meine Leila, den
Kopf zum Boden gerichtet, das Gesicht umrahmt von mahagonifarbigen
Haaren. Was habe ich dir nur angetan? Doch plötzlich kommt ein
Mann auf Nicola zugelaufen und erst bei näherer Betrachtung
erkennt er, dass es eine Frau ist. Eine Pflegerin, die wissen möchte,
wen oder was er hier suche. Nicola sichtlich überrascht von
diesem Angriff, braucht einige Sekunden, um seine Gedanken zu
sammeln, da er noch innerlich mit dem Mitleid für Leila
verhaftet ist und sich erstmal davon lösen muss. Es strengt ihn
an, einen Satz in seinem Kopf zu bilden, um dieser Pflegerin eine
Antwort zukommen zu lassen. `Ich habe mich nur verlaufen,
Entschuldigung`. Er bemerkt, dass die Pflegerin nicht ganz zufrieden
mit dieser Aussage ist und zum Nachfragen ansetzt. Er wendet so
schnell er kann sein Gesicht aus ihrem Blickwinkel, dreht sich um und
läuft an ihr vorbei und die Treppen wieder hinab. Unten
angekommen hofft er, dass die Pflegerin von oben nichts per Funk oder
per Geschrei der Dicken hinter der Glasscheibe im Erdgeschoss
weitergegeben hat. Aber der Platz hinter der Glasscheibe ist nicht
besetzt und so geht Nicola nach draußen, durch die Anstaltstür
nach draußen, hinein in die klare, verregnete Luft und
denselben Weg wieder zurück, den er gekommen war. Nicola geht
wie immer in seine Kneipe und Nicola kehrt wie immer anschließend
nach Hause. Er läuft des nachts durch den Regen und durch Matsch
und Dreck, hört die Tropfen auf sich hinab prallen oder hört
sie auch nicht, sieht den Mond hoch über seinem Kopf stehen oder
sieht ihn auch nicht. Nicola ist in seiner Wohnung angekommen und
überlegt. Er überlegt, wie er Leila in der Anstalt begegnen
und wie er sich ihr gegenüber verhalten könnte. Und er
kommt dahin, dass ihm klar wird, dass ein einfacher Besuch nichts
bringen wird. Ein Besuch wäre zu schnell vorbei, zu kurz für
alle beide und Leila würde den Abschied darauf folgend nicht
verkraften und er hätte nicht genügend Zeit sich zu
rechtfertigen und sich zu verabschieden. Nicola läuft in der
Wohnung umher, tritt an den Spiegel an der Wand, schaut hinein und
sieht sich doch nicht darin. Es klopft an seiner Tür. Er öffnet
und er lässt seinen Spielfreund Georg herein. `Na altes Haus,
alles klar mit dir?´ `Nein, nichts ist klar. Ich bin am
Überlegen. Ich brauche einen Plan`. Und je mehr Nicola seinem
Freund erzählt, dass er einen Plan braucht, um so mehr nimmt
dieser Plan Farbe und Form an. Der Plan ward entstanden, zumindest in
groben Zügen. `Ich

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