Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
dass seine Füße nicht aufgehört hatten zu
laufen. Alles Quatsch. Was mache ich eigentlich hier? Ich werde noch
wahnsinnig hier in dieser Umgebung. Weswegen bin ich nur hierher
gekommen? Hatte sie mich überhaupt eingeladen. Möchte sie
mich überhaupt sehen. Wie lange steckt sie schon da drin. Warum
hatte mir Fjodor das mitgeteilt, dass sie sich darin befindet. Wie
sollte ich ihr begegnen. Was könnte ich ihr sagen. Was soll ich
unserem Sohn erzählen. Werde ich meinem Sohn überhaupt
etwas erzählen können, wenn ich ihn noch gar nicht
aufgesucht habe. Wie soll ich ihm etwas erzählen können,
wenn ich mich nicht auf dem Weg zu ihm mache. Kann ich mich überhaupt
noch zeigen. Sehe ich noch wie ein Mensch aus? Das wird mein Ende
sein. Sie werden sich rächen. Alle beide. Ich werde sterben.
Demnächst. Ich habe allen beiden nur Unglück gebracht. Wie
könnte ich das je wieder gutmachen. Wahrscheinlich nur mit
meinem Untergang. Dabei war ich noch gar nicht bereit zu sterben.
Irgendwie schon. Aber nicht sofort und nicht auf diese Weise. Und so
lief Nicola den Weg zurück, den er gemeinsam mit Leila gehen
wollte. Und er ging erneut in Begleitung des Teufels in das Gasthaus,
um es in den Morgenstunden wieder zu verlassen, zu verlassen in den
grauen Morgenstunden, wenn es weder richtig Nacht war, noch dass es
bereits Tag geworden wäre. Eine zwischenzeitliche Umarmung von
Nacht und Tag. Und so gesellte er sich zu den weder noch Gezeiten und
begrüßte lallend die dunklen Wolken über sich und in
keinem Moment wie diesem, hatte er sich so dreckig und so
unbarmherzig gefühlt in seinem bisherigen Leben, wie jetzt in
diesem Moment. Er hat in seinem Elend und in seiner
Charakterlosigkeit eine Steigerung erfahren. Nie dachte er, dass er
zu weiteren Höhenpunkten seines dramatischen Seins und seiner
Ungeheuerlichkeit imstande und fähig sein würde. Und er
blickt weiter hoch zu dem schwarz grau gefärbten Himmel und
entdeckt den Vollmond über sich und da er sich noch nie so
beschissen, als am heutigen Tage sich gefühlt hatte, so war ihm
jetzt danach zumute, dem Vollmond ein Ständchen zu halten,
genauso, wie ein Wolf mit seinem Geheul es liebt, seinem wundersamen
Mond entgegen zu heulen. Und es hallen die Worte dem Vollmond
entgegen, die Nicola schon immer für ihn bereit gehalten hatte.
Diesem Vollmond, der seine Leila verschlungen hatte und sie nicht
schlafen ließ an manchen Nächten und auch Nicola selbst
keinen Zugang zu ihr finden konnte, da sie nicht ansprechbar war an
diesen Nächten und gereizt und nicht offen für seine
Zärtlichkeiten. Du Vollmond, der du dich meiner Frau angenommen
hast, sie vereinnahmt hast ohne dafür meine Erlaubnis
einzufordern und ich Dummkopf, der ich daneben lag und meine Leila
vor dich nicht beschützen konnte, da du mit ihrem Wasserhaushalt
machen konntest was du wolltest. Du hast dich in ihren Körper
gedrängt und ihr den Schlaf geraubt um etliche viele Stunden in
einer einziger Nacht. Du hast sie mir genommen und am nächsten
Tag wiedergegeben, so als wäre niemals etwas geschehen. Und das
es nicht für ein einziges mal gut gewesen wäre, nein, du
musstest sie dir immer und stets annehmen, wenn du erschienen bist.
Du hast niemanden gefragt und hast einfach egoistisch genommen,
verzehrt, mit ihr gespielt, wach gehalten und sie einfach wieder mir
benützt zurückgegeben. Eines Tages werde ich dich
erschießen, von dem dunklen endlosen Himmel herunterschießen
und dann werde ich dich mit meinen bloßen Füßen
zertreten und dich fragen, wen du jetzt gedenkst zu vereinnahmen in
der Zukunft, du Vollmond du, der ich mich dir nicht nähern kann
und du doch mein größter Feind mir bist in dieser Ferne
und in dieser Unerreichbarkeit. Und plötzlich fängt es an
zu regnen, und als die Regentropfen auf ihn herab prasseln, da ist es
ihm, als würde der ganze Schmutz und Dreck der Erde auf ihn
herab fallen, seinen dämlichen Kopf streifen, seine herab
hängenden Schulter berühren und an seinen abgelaufenen
Schuhen festkleben. Es ist, als würde er behaftet werden für
eine Untat, die er begannen hatte, aber irgendwie machte es ihm
nichts aus unter diesem Regen weiterzulaufen und immer mit einem
Blick in Richtung Vollmond.
Irgendwie
schien es ihm, als wäre es eine angemessene Strafe. Eine Strafe,
die zu ertragen ihm gemäß erschien. Die Wolken zogen sich
zusammen und das Dunkel um ihn herum passte sich seiner dunklen Seele
an, und so tanzten beide, die Natur und er, gemeinsam einen Tanz
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