Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Augen. Die Azi stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Sie brauchte einen Aufseher, der sie umarmte und ihr versicherte, daß sie's besser machte als die letzte Pflegerin. Es war nicht Olgas Stil. Für Jane typisches Geschrei und für Olga typische Kühle brachten die empfindlicheren Azis aus der Fassung. So verbrachte Jane die Hälfte ihrer Zeit damit, das Kind davon abzuhalten, sich selbst umzubringen, und die andere Hälfte, die Azi vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren.
    »Bring bloß ein Schloß an der verdammten Küchentür an«, sagte Jane. Ari heulte wie verrückt, als habe man sie ins Spielzimmer eingesperrt. Sie haßte das Spielzimmer. »Ari, hör auf damit! Mama hält das nicht aus.«
    »Ja, Sera. Soll ich ...«
    »Nelly, du kennst deinen Job. Nimm mir bloß Ari ab, und gib ihr ein Bad. Sie ist völlig durchgeschwitzt.«
    »Ja, Sera.«
    Die Azi nahm Ari an der Hand. Ari setzte sich, und Nelly hob sie hoch und trug sie.
    Jane lehnte sich gegen den Tisch und starrte an die Decke. Zum traditionellen Aufenthaltsort Gottes, auf welchem Planeten man sich auch befand.
    Dann kam Phaedra herein, um ihr mitzuteilen, daß sich ihre Tochter Julia im Wohnzimmer befand. Ein zweites Mal blickte Jane zur Decke. Und vermied es, die Stimme zu erheben. »Mein Gott, ich bin hundertvierunddreißig Jahre alt und habe das nicht verdient.«
    »Sera?«
    »Ich werde mich drum kümmern, Phaedra. Danke.« Sie stieß sich vom Tisch ab. »Geh Nelly im Badezimmer helfen.« Sie wollte unbedingt ins Büro gehen. »Nein. Such Ollie! Sag ihm, er soll Nelly beruhigen! Sag ihm, ich habe rumgeschrien! Es ist alles in Ordnung. Geh!«
    Phaedra ging. Sie gehörte zu Janes eigenem Personal. Sie war fähig. Jane verließ die Küche, ging in Phaedras Kielwasser durch den Flur und nach links um die Ecke, über den Glas- und Steinweg am Eßzimmer und der Bibliothek vorbei ins vordere Wohnzimmer.
    Wo Julia auf dem Sofa saß. Und die dreijährige Gloria spielte auf dem Flauschteppich.
    »Was, zum Teufel, machst du denn hier?«
    Julia blickte auf. »Ich war mit Gloria beim Zahnarzt. Nur eine Routineuntersuchung. Ich dachte mir, ich komme mal kurz vorbei.«
    »Du weißt, daß ich das nicht will.«
    Die weichen Linien von Julias Mund verhärteten sich etwas. »Das ist ja eine nette Begrüßung.«
    Jane atmete tief durch, ging zu ihr und setzte sich, indem sie die Hände zwischen die Knie klemmte. Gloria setzte sich auf. Noch ein Baby, das sich überlegte, was es kaputtmachen sollte. Das Apartment befand sich außerhalb der Reichweite einer Zweijährigen. Gloria war ziemlich groß für eine Dreijährige. »Hör mal, Julia. Du kennst die Situation. Du darfst Gloria einfach nicht hierher bringen.«
    »Das Kind hat doch gar nichts mitbekommen. Ich kam nur so vorbei. Ich dachte mir, wir könnten zum Essen rausgehen.«
    »Darum geht's nicht, Julia. Wir werden auf Band aufgenommen. Das weißt du doch. Ich möchte keine heiklen Fragen gestellt bekommen. Du verstehst mich. Du bist kein Kind mehr. Du bist zweiundzwanzig Jahre alt, und es wird Zeit...«
    »Ich habe gesagt, wir könnten zum Essen rausgehen.«
    Mit Gloria? Gott! Ihre Nerven waren auch so schon zum Zerreißen gespannt. »Wir werden essen gehen...« Gloria stand drüben am Bücherregal. Sie hatte es auf ein Keramikteil abgesehen. »Bleib weg da, Gloria!« Keine Platythere und kein dreijähriges Kind ließen je von dem ab, was sie im Auge hatten. Jane stand auf und riß das Kind zurück, zog es zum Sofa, und Gloria fing an zu schreien. Was durch den ganzen Flur hallen mochte, wo ein anderes kleines Mädchen seine Pflegerin zu ertränken versuchte. Jane faßte nach und preßte ihre Hand auf Glorias Mund. »Hör auf damit! Julia, verdammt noch mal, bring dieses Kind hier raus!«
    »Sie ist deine Enkelin!«
    »Mir ist egal, wer sie ist, bring sie hier raus!« Gloria strampelte wie wild und trat ihr ans Schienbein. »Raus, verdammt noch mal!«
    Julia nahm diesen verzweifelten, gekränkten, atemlosen Gesichtsausdruck an, zog Gloria weg, und als sie den Knebel losgeworden war, schrie die Kleine, als ziehe man ihr die Haut vom Leib.
    »Raus mit euch!« brüllte Jane. »Zum Teufel, bring sie zum Schweigen!«
    »Du kümmerst dich nicht einmal um deine eigene Enkelin.«
    »Wir gehen morgen essen. Bring sie ruhig mit. Sorge nur dafür, daß sie den Mund hält.«
    »Sie ist keine deiner verdammten Azis!«
    »Wie redest du eigentlich mit mir? Sieh dich vor, was du sagst.«
    »Du hast eine Enkelin! Und du hast

Weitere Kostenlose Bücher