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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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gut benahm, weil es erwartet wurde und man keinen Ärger machen wollte. Vor allem, wenn es vielleicht Geschenke gab.
    Sie fuhren mit dem Aufzug nach unten. Im Flur sah Ari eine Menge Azis; sie trugen häufiger Schwarz als andere Farben; und selbst wenn sie etwas anderes trugen, konnte man sie immer erkennen. Sie waren nicht wie Mama oder Onkel Denys, sie sahen eben wie Azis aus. Manchmal tat Ari so, als sei sie eine von ihnen. Sie ging sehr leise, stand kerzengerade und sah sehr korrekt aus, so wie Ollie, und zu Mama sagte sie: »Ja, Sera.« (Zu Nelly nicht. Zu Nelly sagte man einfach ja.) Manchmal tat sie so, als sei sie Mama, und bat Nelly: »Mach bitte mein Bett, Nelly!« (Und zu Ollie einmal: »Verdammt, Ollie, ich brauche was zu trinken!« Aber das war keine gute Idee gewesen. Ollie hatte ihr etwas zu trinken gebracht und es Mama erzählt. Und Mama hatte gesagt, es sei nicht nett gewesen, und Ollie würde ihr keinen Gefallen mehr tun, wenn sie unfreundlich war. Deshalb sagte sie zu Nelly: »Verdammt.«)
    Mama führte sie an den Azis vorbei durch den Flur und durch eine Tür, wo ein Haufen Leute standen. »Schönes neues Jahr, Ari«, sagte eine Frau und beugte sich zu ihr herunter. Sie trug eine hübsche Halskette, und man konnte tief in ihre Bluse sehen. Das war interessant. Aber Ollie hob sie hoch. Das war besser. Von da konnte sie die Gesichter der Leute sehen.
    Die Frau unterhielt sich mit Mama, und Leute strömten herein, die alle auf einmal redeten, und alles roch nach Parfüm und Essen und Puder.
    Jemand klopfte ihr auf die Schulter, während Ollie sie hielt. Es war Onkel Denys. Denys war dick. Er beanspruchte eine Menge Platz für sich. Sie fragte sich, ob er durch und durch fest war oder ob er irgendwie länger den Atem anhalten konnte als gewöhnliche Leute, damit er so rund blieb.
    »Wie geht's dir, Ari?« rief Onkel Denys ihr in dem ganzen Krach zu, und plötzlich hörten die Leute auf zu reden und sahen sie an. »Schönes Neues Jahr.«
    Sie war daraufhin etwas verwirrt, aber interessiert. Wenn es ihr neues Jahr war, dann war es ein Geburtstag, und wenn es eine Geburtstagsparty war, dann sollten die Leute eigentlich in ihr Apartment kommen und Geschenke mitbringen. Aber sie sah keine.
    »Schönes Neues Jahr«, sagten die Leute. Ari sah sie  hoffnungsvoll an. Aber es gab keine Geschenke. Sie seufzte, und dann, als Ollie sie durch die Menge trug, bemerkte sie den Punsch und den Kuchen.
    Ollie wußte schon. »Ari, möchtest du etwas Punsch?« fragte er.
    Sie nickte. Es war ganz schön laut. Sie wußte nicht recht, ob ihr so viele große Leute gefielen. Die Party ergab keinen Sinn. Aber mit Punsch und Kuchen sah es besser aus. Sie klammerte sich an Ollies starker Schulter fest und war schon sehr viel fröhlicherer Stimmung, weil Ollie sie gleich zum Tisch mit der Schale Punsch tragen konnte, und Ollie verstand sehr gut, was ihr wichtig war. Punsch, vor allem in einer schönen Schale und mit einem großen Kuchen, war fast so gut wie Geschenke.
    »Ich muß dich mal runterlassen«, sagte Ollie. »In Ordnung? Du bleibst einfach hier stehen, und ich hole dir deinen Punsch.«
    Das gefiel ihr überhaupt nicht. Alle waren groß, die Musik furchtbar laut, und wenn sie auf dem Boden stand, konnte sie nichts als die Beine der Leute sehen. Jemand konnte über sie stolpern. Trotzdem stellte Ollie sie hin, und Mama kam mit Onkel Denys. Und niemand stolperte über sie. Ein Haufen Leute sahen sie an. Jemand lächelte. Deshalb fühlte sie sich sicher.
    »Hier, Ari.« Ollie gab ihr die Tasse. »Nichts verschütten.«
    Der Punsch war grün. Sie war sich dessen nicht ganz sicher, aber er roch gut und schmeckte noch besser.
    »Du bist allmählich zu groß, um getragen zu werden«, sagte Onkel Denys. Sie blickte auf und rümpfte über ihn die Nase. Sie war sich nicht sicher, ob ihr der Gedanke angenehm war. Mama sagte dasselbe. Nur Ollie nicht. Ollie war groß und sehr stark. Er empfand anders als alle anderen. Sie mochte es, wenn er sie trug; sie legte gern den Arm um ihn und lehnte sich an ihn, weil er wie ein Sessel war, auf den man klettern konnte, und man fühlte seine Knochen nicht; nur etwas Festes. Außerdem war er warm. Und roch gut. Aber Ollie holte für Mama und Onkel Denys Punsch aus einer anderen Schale, und sie blieb einfach nah bei ihm und trank ihren Punsch, während Denys und Mama sich unterhielten und die laute Musik dröhnte.
    Ollie blickte zu ihr hinunter, als Mama und Denys ihren Punsch hatten. »Magst du

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