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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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eine Tochter, falls du's vergessen hast, und es ist dir scheißegal!«
    Gloria heulte hysterisch.
    »Ich will jetzt nicht darüber reden. Raus!«
    »Dann fahr zur Hölle!« Julia fing an zu weinen. Gloria schrie noch immer. Julia hob Gloria hoch, trug sie zur Tür und ging hinaus.
    Jane stand in der darauffolgenden Ruhe da und spürte in ihrem Magen Übelkeit rumoren. Endlich hatte Julia etwas Courage gezeigt. Und um ein Haar das Projekt sabotiert. Es sollte kein anderes kleines Mädchen geben. Sie ertasteten sich noch immer ihren Weg. Kleine Veränderungen der Selbstwahrnehmung, während Ari sich in zunehmendem Maße ausbildete, konnten im weiteren Verlauf beträchtliche Auswirkungen haben. Wenn der Anfang stimmte, würde Ari mit späteren Abweichungen ganz gut zurechtkommen.
    Ari durfte nicht fragen: Mama, wer war das?
    Ari war nun mal ein einsames Kind gewesen.
    Deshalb hatte das verdammte Projekt Julia jetzt das Nachsehen gelassen. Weil die Mutterrolle einer von Julias Hebeln war, weil all ihre Probleme auf ihre Mutter zurückgingen, und weil sie entschlossen war, eine gute Mutter zu sein, denn sie wußte, daß dies die einzige Aufgabe war, bei der die große und berühmte Jane Strassen versagt hatte, und Julia meinte, sie könne es richtig machen. Julia hatte das Gefühl, ihr sei die Kindheit vorenthalten worden, deshalb verfiel sie ins andere Extrem und verpfuschte ihr Kind mit übertriebener Fürsorge: Dieses kleine Gör wußte genau, daß sie von ihrer Mutter alles erwarten konnte außer Standfestigkeit, und sie brauchte eine feste Hand und einen Monat Trennung von ihrer Mutter, bevor es zu spät war.
    Erstaunlich, wie treffend späte Einsichten sein konnten.
     
    V
     
    Es ging wieder um die Pflaster. Florian fühlte sich ein wenig flattrig, so als ginge alles durcheinander. Wenn er sich in dem großen Gebäude aufhielt und auf der Tischkante saß, fühlte er sich immer so, aber er konnte antworten, als der Aufseher ihn fragte, wohin Pflaster Eins gehörte. Direkt über das Herz. Er wußte das. Er besaß eine Puppe, an der er Pflaster anbringen konnte. Aber er hatte nicht so viele.
    »Das stimmt«, sagte der Aufseher und tätschelte ihn. »Du bist wirklich ein toller Kerl, Florian. Du bist sehr klug und kommst schnell mit allem zurecht. Sagst du mir, wie alt du bist?«
    Alt bedeutete groß, und während er größer und klüger wurde, mußte er für die richtige Antwort immer mehr Finger heben. Zur Zeit waren es der erste, der nächste und der übernächste, und dann hörte er auf. Was nicht so einfach war, wenn er nicht alle aufrichten wollte. Weil er es richtig machte, war er ganz stolz. Der Aufseher drückte ihn an sich.
    Wenn er es hinter sich hatte, gab es immer etwas Süßes. Und er kannte die Antworten auf alles, was der Aufseher fragte. Er fühlte sich flattrig, aber auf angenehme Weise.
    Er wünschte sich bloß, sie würden ihm die Süßigkeiten jetzt geben und die Pflaster vergessen.
     
    VI
     
    Ari war ungeheuer aufgeregt. Sie trug ein neues Kleid - ein rotes mit einem glitzernden Muster vorn und auf einem Ärmel. Nelly hatte ihr Haar gebürstet, bis es knisterte und zu Berge stand, ganz schwarz und glänzend, und dann mußte Ari frisch eingekleidet im Wohnzimmer vor Aufregung zittern, bis Mama und Ollie fertig waren. Mama sah sehr groß und sehr schön aus, glitzerte vor Silber, und das Silber in ihrem Haar war hübsch. Ollie ging auch mit, stattlich in dem Schwarz, das die Azis trugen. Ollie war ein Sonderazi. Er war immer bei Mama, und wenn er etwas sagte, mußte Ari es tun. Sie gehorchte, oder zumindest tat sie es heute, weil Mama und Ollie sie auf eine Party mitnehmen wollten.
    Es würden eine Menge großer Leute dort sein. Sie würde erst dort hingehen, und dann würde Ollie sie zu Valerys Kinderparty bringen.
    Valery war ein Junge. Er gehörte zu Sera Schwartz. Ari würde sie anschauen, und sie würden Spiele machen, und man würde ihnen Eis auf einem Tisch servieren, der nicht zu groß für sie war. Und andere Kinder würden dort sein. Aber Valery mochte sie am meisten. Valery besaß ein Raumschiff mit roten Scheinwerfern. Außerdem hatte er ein Glasding, durch das man gucken und Muster sehen konnte.
    Am allermeisten hoffte sie, daß es Geschenke geben würde. Manchmal gab es welche. Weil alle fein angezogen waren, konnte es sein.
    Aber es war etwas Besonderes, wenn man dorthin ging, wo die großen Leute waren. Wenn man Mamas Hand hielt und fein angezogen durch den Flur spazierte und sich

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