Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh

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darauf hinauslief, daß ein kleines Mädchen, das nur das Pech hatte, über Aris Genset zu verfügen, als Fall für die Psychiatrie enden würde und sich einer Gehirnwäsche unterziehen mußte oder Schlimmerem. Vielleicht würde ein Kind nach dem anderen auf die Welt kommen. Eine so gewaltige Macht und ein so kluger Mann wie Giraud würden nicht auf einmal scheitern. Es würden Studien über die Studien der Studien geschrieben werden. Es sei denn, es gab eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß die Öffentlichkeit von dem Fehlschlag erfuhr.
    Manchmal hatte er Gedanken, die ihn erschreckten, als fände er einen Artikel von Ari auf seinem Bett. Er würde in seinem ganzen Leben nicht genau wissen können, ob bestimmte Gedanken seine waren, nur die natürlichen Konsequenzen seines tief verankerten Unwillens, daß er älter und härter und sich bewußter wurde, wie das Geschäft in der Welt lief; oder ob Ari noch immer Kontrolle über ihn hatte.
    In einem alten Witz zwischen ihm und Grant ging es um ein Virusprogramm.
    Er mußte weitermachen, ohne viel darum zu geben. Weil das die einzige Möglichkeit war, um diesen Teil in sich isoliert zu halten.

    IV

    »Runter da!« schnauzte Jane, verfiel in ein Knurren, und ihr Magen krampfte sich zusammen, als die Zweijährige, die auf den Küchentisch klettern wollte, sich vorbeugte und streckte, ohne sich um ihr geringes Gewicht, den Fliesenfußboden und die metallbeschlagenen Stuhlbeine zu sorgen. Ari erschrak, der Stuhl rutschte ein wenig, und sie schnappte sich die Keksdose und drehte sich um; der Stuhl kippte, und Jane Strassen fing Ari auf, als sie herunterfiel.
    Ari schrie vor Entrüstung. Oder Schreck.
    »Wenn du Kekse willst, hast du gefälligst zu fragen!« sagte Jane und war versucht, ihr eine Ohrfeige zu geben. »Möchtest du dir noch mal das Kinn aufschlagen?«
    ›Ari hat sich weh getan‹, war die einzige Logik, die eine Lücke in ›Ari will das‹ reißen konnte. Eine allseits berühmte Genetikerin war auf kindliches Gelalle und eine hilflose Sehnsucht nach einer kleinen Abreibung reduziert. Aber Olga hatte nie etwas von körperlicher Züchtigung gehalten.
    Und weil Olga so sanftmütig gewesen war, hatte Ari dieselbe Wut, Frustration und Unwilligkeit angenommen wie die Genetikerin, die sie am liebsten zum Fluß gebracht und ertränkt hätte.
    »Nelly!« rief Jane nach der Pflegerin. Und erinnerte sich im selben Moment daran, daß sie nicht rufen sollte. Nicht in ihrem eigenen Apartment. Sie ließ den Stuhl liegen. Nein. Diese überempfindliche Olga hätte nie einen Stuhl auf dem Boden liegenlassen können. Jane stand da und hatte alle Hände voll zu tun mit der sich sträubenden Zweijährigen, während sie auf Nelly wartete, die sie zu ihrem eigenen Besten hoffentlich gehört hatte. Ari versuchte herunterzukommen. Sie setzte Ari ab und hielt sie fest, als sie sich hinsetzen wollte und einen Wutanfall bekam. »Steh auf!« Die kleine Hand fest packen. Wie Olga der Kleinen einen Stoß geben. »Steh auf! Wie benimmst du dich denn wieder!«
    Nelly erschien mit weit aufgerissenen Augen in der Tür und wirkte besorgt.
    »Heb den Stuhl da auf!«
    Ari zerrte und beugte sich hinunter, um nach der Keksdose zu greifen, die neben dem Stuhl lag, während die Erwachsenen beschäftigt waren. Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie vergaß, hinter was sie her war.
    Kriegt sie die Kekse, oder kriegt sie sie nicht? Nein. Eine schlechte Lektion. Sie sollte damit besser nicht davonkommen, sonst bricht sie sich noch einmal den Hals.
    Außerdem war Olga ein nachtragendes Weibsbild.
    »Sei ruhig. Nelly, stell endlich die Kekse nach oben, wo sie nicht rankommt. Halt den Mund, Ari! - Nimm du sie! Ich geh jetzt ins Büro. Und sollte sie einen Kratzer haben, wenn ich zurückkomme, werde ich ...«
    Weit aufgerissene Azi-Augen starrten sie erschrocken und bestürzt an.
    »Mein Gott, du weißt schon. Was soll ich nur machen? Ich kann doch nicht jede Minute auf sie aufpassen. Halt den Mund, Ari!« Ari versuchte sich hinzulegen, indem sie mit ihrem ganzen Gewicht an Janes Hand hing. »Sie begreifen überhaupt nicht, wie lebhaft sie ist, Nelly. Sie trickst einen aus.«
    »Ja, Sera.« Nelly war am Boden zerstört. Sie fühlte sich erniedrigt. Sie hatte sich mit all den Bändern beschäftigt, die ihr vor Augen führten, was eine zweijährige ZIV tun, wo sie hineingeraten oder wie sie sich verletzen konnte. Dreh ihr nicht die Luft ab, Nelly. Treib dich nicht herum. Laß sie nicht aus den