Geklont
war eine Erleichterung, nachdem sie sie ein Jahr ohne Checks hatten laufen lassen.
»Es ist eine enorme Verantwortung, nicht?« Seine Stimme klang rauh, verriet die Anspannung, die er nicht zeigen wollte.
»Es lädt dir noch eine Bürde auf, eine Bürde, die du nicht nötig hast.«
»Vielleicht ist das meine Chance, etwas zu tun, was der Mühe wert ist. Es ist ein großes Projekt. Oder? Es ist das beste, was sich seit langem getan hat. Vielleicht kann ich Rubins Leben - irgendwie besser gestalten.« Er beugte sich vor, um noch etwas Wein einzugießen. Grant rührte sich und tat es für ihn. »Wenigstens hat Rubin in seinem Leben etwas Mitgefühl gefunden. Seine Mutter lebt in der Station, er sieht sie, er hat etwas, woran er sich festhalten kann.«
Dank eines beiderseitigen Einvernehmens mit den Wachen, die einer Sonderperson zur Seite standen. Einem verwirrten, zurückgezogenen Intellektuellen, der in seiner Jugend unter schweren gesundheitlichen Störungen gelitten hatte; den seine Mutter mit einer exzessiven und verzweifelten Zuneigung erdrückte; dessen zerbrechlicher Körper Gesundheit für ihn zu einer Wahnvorstellung gemacht hatte; und dessen verschiedene Hauptinteressen jugendliche Leidenschaften, außer für seine Arbeit, ausgeschlossen hatten. Der aber über nichts von dem verfügte, was Ari Emory geprägt hatte.
Gott sei Dank.
»Ich kann etwas damit anfangen«, sagte Justin. »Ich werde mich etwas mit der Psyche von Bürgern befassen. Mich weiterbilden. Es ist eine andere Methodik.«
Grant runzelte über ihn die Stirn. Sie konnten sich zu Hause über ihre Arbeit unterhalten, ohne sich um die Kontrollgeräte zu sorgen. Aber ihre Unterhaltung hatte einen gefährlichen Verlauf genommen, die Grenze vielleicht schon überschritten. Er war sich nicht mehr sicher. Er war erschöpft. Ein Studium, dachte er, würde ihm die Echtzeit-Arbeit ersparen. Er wollte sich bloß dem Studium widmen. Grant hatte recht, er war nicht dafür geschaffen, Fehlersuchen in Echtzeit durchzuführen. Er machte sich zuviel Gedanken.
Yanni hatte ihn angeschrien: »Einfühlungsvermögen ist gut, wenn du ein Gespräch führst. Es hilft dir kein bißchen weiter, wenn du eine Lösung zu finden hast! Hämmer dir doch endlich einmal ein, wen du behandelst!«
Das hielt er für sinnvoll. Er war nicht der richtige Mann für psychische Behandlungen. Denn er würde es nie in den Kopf bekommen, wenn er den Schmerz selbst spürte.
Aus Yannis Sicht - sogar aus Denys', dachte er - denn es war ausgeschlossen, daß sich ihm diese Möglichkeit geboten hätte, ohne daß Denys auf Giraud Einfluß genommen hatte war dies das Großzügigste, was sie überhaupt für ihn tun konnten; ihn wieder an die Arbeit setzen, die eine Freigabe vom Sicherheitsdienst erforderte, seine Karriere in einem etwas anderen Fachgebiet neu aufbauen, ihm eine Arbeit geben, die der von Jordan sehr ähnlich war, ihn an einem Projekt arbeiten lassen, mit dem er sich eine gewisse Reputation erwerben konnte - das Militär würde auf ZIV-Arbeit selbst dann aufmerksam werden, wenn sie dem Militär keine Erklärung abgaben, warum sie sich auf ihn verlegten, und es würde vielleicht seine Situation klären und Jordan zugute kommen. Zumindest bestand die Möglichkeit.
Es war eine Art Ultimatum, überlegte er, eine freundliche Geste, die in ihr Gegenteil Umschlägen konnte, wenn er sich dieser Auszeichnung zu entziehen versuchte. Das hatte er immer zu berücksichtigen. Selbst wenn sie ihm Gefälligkeiten erwiesen.
VI
Ari wachte auf, und jemand war bei ihr, und sie erinnerte sich, mitten in der Nacht aufgewacht zu sein, als jemand zu ihr ins Bett stieg, sie in die Arme nahm und mit Nellys Stimme sagte: »Ich bin hier, junge Sera. Nelly ist hier.«
Nelly war noch am Morgen bei ihr, nur Mama nicht, das Schlafzimmer war nicht ihres, es gehörte zu Denys' Wohnung, und Ari wollte schreien oder weinen oder wieder weglaufen, ganz weit weglaufen, bis sie niemand mehr finden konnte.
Aber sie lag still da, weil sie wußte, daß Mama wirklich fort war. Und Onkel Denys hatte recht, es ging ihr schon besser, und sie dachte ans Frühstück, wenn sie nicht gerade daran dachte, wie sehr sie verletzt war und wie sehr sie sich wünschte, Nelly sei irgendwo anders, und Mama wäre an ihrer Stelle da.
Trotzdem war's etwas wert, Nelly zu haben. Sie klopfte Nelly fest auf die Wangen, bis sie aufwachte, Ari umarmte, ihr Haar streichelte und sagte:
»Nelly ist hier. Nelly ist hier.« Und in
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