Geklont
besorgter Blick unmißverständlich. Justin, machst du da etwa eine Dummheit?
Justin nahm ihn am Arm und zog Grant durch den Flur zurück zum Aufzug.
Er drückte das T für die Tunnel-Ebene. Die Kabine schoß nach unten. Gott, laß ihn nicht auf der Hauptebene halten ...
»Justin...«
Er drückte Grant an die Wand des Aufzugs und hielt ihn dort fest, ungeachtet der Tatsache, daß Grant einen Kopf größer war. »Ruhig«, sagte er. »Das ist ein Befehl. Kein Wort mehr! Ich will nichts hören. Verstanden?«
Er hatte noch nie auf diese Weise mit Grant geredet. Er zitterte. Grant preßte die Zähne zusammen und nickte erschrocken, während die Aufzugtür sich auf den schmutzigen Beton der Sturm-Tunnel öffnete. Justin zog Grant hinaus und schob ihn noch mal gegen die Wand. Diesmal ruhiger.
»Jetzt hör mir zu! Wir gehen in die Stadt...«
»Ich...«
»Hör mir zu! Ich will, daß du auf Null gehst. Tiefenentspannung, den ganzen Weg über. Jetzt sofort. Tu es! Und bleib so! Das ist ein Befehl, Grant. Wenn du noch nie in deinem Leben genau getan hast, was ich dir sagte ... dann tu es jetzt! Jetzt! Verstehst du mich?«
Grant sog tief Luft ein, beruhigte sich dann und zeigte nach zwei heftigen Atemzügen keinen Ausdruck mehr.
Jetzt bloß keine Panik. Ruhig bleiben. »Gut«, sagte Justin. »Zieh den Mantel an und komm mit!«
Mit einem anderen Lift nach oben, in den Verwaltungsflügel, den ältesten; nach hinten in die antiquierten Küchen, wo das Nachtschichtpersonal das Geschirr vom Abendessen abwusch und für den Lebensmitteldienst das Frühstück vorbereitete. Es war der Fluchtweg, den jedes Kind zu diesem oder jenem Zeitpunkt einmal benutzt hatte, durch die Küchen, nach hinten zu den Öfen, wo die Klimaanlage nie ausreichte, wo das Personal von Generation zu Generation Abfalleimer vor die Ofentür gestellt hatte, um etwas frische Luft zu bekommen. Die Küchenarbeiter hatten keinen Anlaß, über Jugendliche zu berichten, die an ihnen vorbeikamen, außer wenn sie danach gefragt wurden, und die Administration hatte nie etwas dagegen unternommen, daß junge ZIV-Schwänzer und -Lauser sich an Zeugen vorbeistahlen, die jedesmal, wenn man sie fragte, prompt bestätigten, daß Justin Warrick und sein Azi durch diese Tür verschwunden waren...
... aber nicht, ehe sie vermißt wurden.
Schschsch, bedeutete er dem Küchenazi, der sie verwirrt und ängstlich ansah - weil es so spät und weil sie älter als die üblichen Ausreißer waren, die diesen Weg wählten.
Am Abfalleimer vorbei und die Stufen hinunter in das kühle Dunkel.
Grant holte ihn am Pumpenhaus ein, das die erste Deckung auf dem Hügel bot, bevor er rasch zur Straße abfiel.
»Wir gehen den Hügel hinunter«, sagte Justin dort. »Und nehmen das Boot.«
»Was ist mit Jordan?« wandte Grant ein.
»Mit ihm ist alles in Ordnung. Komm schon!«
Er stürzte los, und Grant lief hinter ihm her, hetzte den Hang hinunter, um die Straße zu überqueren. Dann marschierten sie in gemächlichem Tempo über die mit Scheinwerfern beleuchteten Kreuzungen zwischen den Lagerhäusern, den Reparaturwerkstätten und den Straßen der unteren Stadt. Die wenigen Wachen, die um diese Stunde Dienst taten, befanden sich am Stadtrand, um sich um die Umzäunung und die Wetterberichte zu kümmern, nicht um zwei Jungen aus dem Haus, die auf der Straße zum Flughafen unterwegs waren. Die Bäckerei und die Mühlen hatten nachts Hochbetrieb, aber sie lagen weit weg, am anderen Ende der Stadt, ferne Lichtschimmer, als sie die letzten Schuppen hinter sich ließen.
»Kriegt Jordan das mit Merild hin?« fragte Grant.
»Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue.«
»Justin...«
»Halt den Mund, Grant! Ist das klar?«
Sie erreichten den Rand des Flughafens. Die Lichter auf dem Rollfeld waren gerade aus, aber das Funkfeuer schickte noch immer sein beständiges Echozeichen ins Dunkel einer weitgehend leeren Welt. Weit draußen zeigten sich deutlich die hell erleuchteten Frachtlagerhäuser und der große Reseuneair-Hangax, wo nachts gearbeitet wurde und die Wartung eines der Linienflugzeuge weiterging.
»Justin ... weiß er es?«
»Er wird damit klarkommen. Los!« Justin verfiel wieder in Laufschritt, ohne Grant Atem für Fragen zu lassen, und folgte der Straße, die vom Ende der Startbahn am Shuttledock vorbei über die Betonbrücke zu den tiefliegenden Lagerhäusern am Flußufer führte.
Niemand verschloß hier unten die Türen des kleinen Bootshauses. Niemand brauchte das. Er drückte die
Weitere Kostenlose Bücher