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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Krügers. Anders geht's nicht.« Er blickte im schwachen Glühen der Kartenlampe zurück in Grants Gesicht, und plötzlich kam ihm der Gedanke, daß er ihn vielleicht nicht Wiedersehen würde. »Sei vorsichtig. Um Gottes willen, sei vorsichtig!«
    »Justin.« Grant umarmte ihn fest. »Sei du vorsichtig. Bitte!«
    »Ich werde dich hier rausschieben. Nun los! Reiß die Plomben ab!«
    »Das andere Boot...«, sagte Grant.
    »Ich werde darauf achtgeben. Los!« Justin drehte sich um und sprang aufs Deck und auf den widerhallenden Rost. Er machte die Leinen los, warf sie an Bord, schob das große Boot mit Hand und Fuß zurück, bis es freikam. Es schabte an den Prellböcken, drehte sich träge und dunkel zur Seite, dann wurde es von der Strömung erfaßt und trieb vom Bootshaus weg, folgte dem Sog der Hauptfahrrinne, indem es sich nochmals drehte.
    Er nahm sich das zweite Boot vor und riß die Motorabdeckung auf.
    Es verfügte über einen elektronischen Starter. Er zog die Platine heraus, ließ die Abdeckung herunterfallen, schloß die Luke hinter sich und warf die Platine ins Wasser, bevor er den Sprung vom Boot auf das Metallgitter des Docks wagte.
    Im selben Moment hörte er das entfernte, gedämpfte Keuchen von Grants Motor.
    Na, wunderbar! Er tuckerte davon.
    Er räumte das Bootshaus auf, versperrte die Tür und lief weg. Es war gefährlich, sich im Dunkeln hier unten am Flußufer aufzuhalten, so gefährlich wie überall, wo weniger patrouilliert wurde, weil dort etwas Einheimisches eingedrungen sein konnte, Unkraut im Flußbett, Schwebestoffe in der Luft - Gott weiß was. Er versuchte nicht daran zu denken. Er lief, folgte der Straße wieder nach oben und fiel in Laufschritt, bis er Seitenstiche hatte.
    Er erwartete einige Aufregung. Er rechnete damit, daß jemand von der Nachtschicht auf dem Flughafen das Boot gesehen oder seinen Motor starten gehört hatte. Aber die Arbeit in den Hangars ging sehr lautstark vonstatten. Vielleicht hatte jemand mit einem motorbetriebenen Schraubenschlüssel gearbeitet. Vielleicht dachten sie, es sei ein Boot mit einem störrischen Motor, das von Moreyville oder der Obervolga kam und vorbeifuhr. Und es gab helle Lichter, die sie blendeten.
    Bis hierher hatten sie hundertprozentig Glück gehabt.
    Bis er das Haus erreichte und feststellte, daß die Küchentür abgeschlossen war.
    Er setzte sich eine Weile mit klappernden Zähnen auf die Treppe, versuchte darüber nachzudenken und ließ einige Zeit verstreichen, damit das Boot schon ein gutes Stück hinter sich haben würde. Aber wenn er die Nacht über hier saß, mußte eine Verschwörung dahinter stecken...
    Wenn er ihnen dafür einen Beweis gab ...
    Sie würden es Jordan anlasten.
    Deshalb konnte er letztlich nichts anderes tun, als seinen Schlüssel zu benutzen und über die lautlosen Warnungen zu stolpern, die, wie er wußte, inzwischen angekommen waren.
    Der Sicherheitsdienst begegnete ihm im Flur bei den Küchen. »Ser«, fragte der verantwortliche Azi, »wo kommen Sie her?«
    »Mir war nach einem Spaziergang«, erwiderte Justin ruhig. »Das ist alles. Ich habe zuviel getrunken. Ich brauchte etwas frische Luft.«
    Der Azi teilte das dem Büro des Sicherheitsdienstes mit; Justin wartete und befürchtete, daß der Gesichtsausdruck des Mannes sich ändern würde, wenn der Befehl zurückkam. Aber der Azi nickte nur. »Guten Abend, Ser.«
    Er ging mit weichen Knien weiter, fuhr mit dem Aufzug nach oben und brachte den ganzen einsamen Weg zum Apartment hinter sich.
    Drinnen gingen die Lichter an. »Kein Zutritt seit dem letzten Gebrauch dieses Schlüssels«, sagte die wohlklingende Stimme des Automatischen Haushälters.
    Er ging in Grants Zimmer. Er hob Sachen auf, hängte sie zurück in den Schrank und legte sie in die Schubladen. Er fand seltsame kleine Gegenstände unter Grants Habseligkeiten, ein Rauschgoldsouvenir, das Jordan aus dem Urlaub in Novgorod mitgebracht hatte, als Rarität ein billiges Raumfahrerabzeichen vom Frachter Kittyhawk, das sie für Grant vom Flugplatz Novgorods mitgebracht hatten, weil man ihm eine Reise dorthin nicht gestattet hatte. Ein Photo von ihnen beiden im Alter von vier Jahren, Grant blaß, mager und mit schrecklich roten Haaren, er selbst mit diesem entsetzlich albernen Hut, den man, wie er geglaubt hatte, als Erwachsener trug, während sie mit dem Azi im Garten gruben. Noch ein Photo von ihnen, beide einfältige zehn, als sie am Zaun des Lebensbestandgeheges standen, mit nackten Füßen, die Zehen von

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