Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
weiß, daß du ihn magst. Wenn das zutrifft, tu ihm und dir selbst einen Gefallen, und rede mit niemandem vom Personal über ihn - erwähne ihn vor allem in Novgorod nicht.
    Ich sagte, ich hielte das für blödsinnig, der Grund dafür sei nur das, was sein Vater getan hat, und es war genausowenig seine Schuld, wie es meine Schuld war, worüber sich meine Vorgängerin und sein Vater stritten.
    Und dann sagte Onkel Denys etwas Erschreckendes: Nein. Ich sage dir das ihm zuliebe. Denk darüber nach, Ari. Er ist sehr klug. Möglicherweise trifft alles zu, was du über ihn sagst. Gib ihm Immunität, und gib ihm Macht, Ari, und Macht ist etwas, wovon er zwangsläufig Gebrauch machen würde. Denk darüber nach! Du kennst Novgorod. Du kennst die Situation. Und du weißt, daß Justin ehrlich ist. Denk darüber nach, was Macht aus ihm machen würde.
    Ich dachte auch sofort darüber nach, nur war es wie ein Blitz, ein Gewitter mitten in der Nacht, wenn man alles sehen kann, die ganzen vertrauten Gebäude, aber man hat die Einzelheiten vergessen - bis der Blitz kommt -, und alles ist grau und in mancherlei Hinsicht klarer als am Tag. Als könnte es Farbe geben, aber dazu reicht das Licht nicht ganz. So kann man alles auf eine Weise sehen, wie man's am Tag nicht zu Gesicht bekommt.
    So ist das wenn jemand Licht auf etwas wirft, von dem man alle Teile kennt.
    Sein Vater ist in Planys.
    Das ist das erste.
    Dann gibt es all diese anderen Dinge - wenn er zum Beispiel mein Lehrer wäre. Wenn wir die besten Freunde wären. Aber es ist wie mit Amy. Amy ist meine beste Freundin neben Florian und Catlin. Und wir kamen nicht miteinander aus, bis sie wußte, daß ich sie hauen konnte. Als hätte sie erst gezwungen werden müssen, etwas gegen mich zu unternehmen, bevor sie wußte, daß sie es nicht konnte. Dann war alles klar zwischen uns.
    Eine Frage der Macht. Damit hatte Ari auch recht, daß wir ungeheuer auf die Wahrung unseres eigenen Territoriums bedacht sind, nur ist ›Territorium‹ nicht das richtige Wort dafür. Man kann diesen Gedanken nur deshalb mit einem Territorium in Verbindung bringen, weil wir an das Boden-Konzept gewöhnt wurden, als wir mit Tieren arbeiteten.
    Das meinte Ari, als sie sagte, daß die Wissenschaft sich zu einem semantischen Problem macht. Denn wenn man territorial denkt, erkennt man nicht, worum man sich wirklich sorgt. Wir sind keine Betas.
    Die alten Griechen redeten über Moira. Moira bedeutet auf griechisch viel. Der Anteil zum Beispiel, den man an den Dingen hat. Man kann nicht jemand anderem einfach heimlich etwas wegnehmen - das wäre Diebstahl; und wenn man sich keinen Anteil beschaffen kann, dann gilt man als ein Feigling. Herauszufinden, was von einem selbst ist, gelingt einem nur, wenn andere Menschen und andere Tiere einem helfen, die eigenen Grenzen zu definieren, indem sie reagieren: Wenn sie's nicht tun oder nicht so reagieren, daß man's verstehen kann, zeigt man ängstliche Reaktionen, und man reagiert mit der Neigung zum Kampf oder zur Flucht, die im eigenen Psychoset angelegt ist, ob man nun ein Mensch oder ein Beta ist. Das habe ich von Sophokles. Und Aristoteles. Und von Amy Carnath und ihren Betas, denn sie war die erste ZIV-Freundin, mit der ich das je ausgefochten habe, und sie züchtet Kampffische.
    Es geht nicht um Territorien. Sondern um ein Gleichgewicht. In Gleichgewichtssystemen gibt es Punkte, wo das Gleichgewicht Belastungen ausgesetzt ist, wie Träger und Gerüste in Gebäuden.
    Starre Systeme sind empfindlich. Ari sagte das. Gleichgewichtssysteme sind unter Belastung biegsam.
    Die alten Griechen haben bewußt biegsame Teile in ihre Gebäude eingefügt, bewegliche Verbindungen, weil sie auf Erdbeben vorbereitet sein mußten.
    Ich komme allmählich zu etwas.
    Ich glaube, es hat etwas mit mir und Justin zu tun.
    Ich traue zuviel Biegsamkeit auch nicht mehr als zuwenig. Zuviel, und die Mauern stürzen um; zuwenig, und sie brechen zusammen.
    Ich sage das für diese Aufzeichnung. Wenn ich mit Justin, Yanni oder Onkel Denys redete, würde ich's anders ausdrücken:
    Nicht rückgekoppelte Bahnen müssen auf einer individuellen Ebene nicht unbedingt mit Makro-Sets versehen werden.
    Es sei denn...
    ...man muß die soziale Matrix mit Makro-Sets einfügen, was zu schaffen ist...
    ...aber die Variablen machen das zu einer äußerst heiklen Angelegenheit - Justin hat das bewiesen.
    Mensch, es ist schon ganz nützlich, mit sich selbst zu reden.
    Das meinte Ari mit Makro-Werten. Darüber

Weitere Kostenlose Bücher