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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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konnte, dachte Ari, nur gewann sie damit nichts. Wenn Maddy je in Novgorod davon Gebrauch machen würde, machte das nichts, Ari wäre dann erwachsen, und die Leute würden nicht das sechzehnjährige Mädchen sehen - sondern eine erwachsene Frau, die man dann weitgehend mit ihrer Vorgängerin identifizierte - deren Vorliebe für solche Dinge wohlbekannt war. Seltsam, dachte Ari, wie wenig Leute imstande sind, im Nachhinein schockiert zu werden: alte Neuigkeiten, machte das Sprichwort die Runde.
    Und Maddy konnte sich beim Sex so ausleben, wie sie wollte, denn sie war bloß Maddy Strassen, und die Strassens hatten keine Macht, jemandem Angst zu machen - der nicht in Reseune lebte.
    Es war ein ruhiges Treffen. Nur die Kinder. Sonst niemand. Sie wollte sich hauptsächlich entspannen, und sie saßen herum und sahen sich ruhig das Band an, ein wenig unter der Einwirkung von Tranquilizern, außer Florian und Catlin, und tranken etwas - nur Florian und Catlin nicht. Sam verschüttete einen Drink - es war ihm furchtbar peinlich. Aber Catlin half ihm aufwischen und brachte ihn ins hintere Schlafzimmer, um ihm noch auf andere Art zu helfen,  was Catlins eigene Idee war, weil Sam und Amy Schwierigkeiten hatten.
    Gott, das Leben wurde kompliziert. Ausgerechnet Amy war auf Stef Dietrich versessen; und das war hoffnungslos. Sam - nun, er war wohl auf Ari scharf, vermutete sie; und das war das Schwierige, daß Amy im Leben oft erst als zweite an der Reihe war. Und Amy war an vielen Dingen interessiert, aus denen Sam sich nichts machte. Und umgekehrt. Sie wünschte sich inständig, Sam würde jemanden finden. Irgendwen.
    Aber er fand niemanden. Und Sam war der Hauptgrund dafür, warum sie nicht mit Tommy oder Stef oder sonst jemandem, der ins Apartment kam, ins Schlafzimmer verschwand; aber er war nicht der einzige Grund. Der Hauptgrund war derselbe wie schon immer, nämlich daß Amy, Sam und Maddy ihre besten Freunde waren und sie alle anderen auf Abstand hielt - denn Sam war immer im Weg, so daß man ihm leicht weh tat, und es gab keine Möglichkeit, ihn auszuschließen, das war auch nicht fair, und doch ...
    Und doch ...
    Von allen Jungen war er der einzige, der wirklich nur sie mochte, sie selbst, denn er wußte schon seit langem, daß sie jemand war.
    Und es machte sie manchmal traurig, daß die anderen dabei an sich dachten und was es für sie bedeutete, und daß sie eine Sonderperson und reich war und eines Tages Administratorin sein würde, und daß es äußerst wichtig war, sie zufriedenzustellen...
    Was ganz anderes war bei Sam, der sie liebte, wie sie annahm, der sie wirklich aufrichtig liebte. Und sie liebte ihn - wenn sie einmal nicht darüber frustriert war, daß es ihn gab, daß er sie ausgerechnet auf diese Weise liebte, daß er der Brennpunkt all ihrer anderen Frustrationen war und das nie verdient hatte ...
    Denn sie würde auch nicht mit Stef Dietrich schlafen, wenn es einen Sam nie gegeben hätte. Das stimmte trotzdem.
    Ein Grund dafür war, daß es Amy umgebracht hätte. Amy konnte es ertragen, wenn ihr von Yvgenia eins ausgewischt wurde, aber nicht, wenn Ari das tat - auf diese Weise. Ganz gleich, ob Amy immer noch schlacksig und unbeholfen war und nie etwas für ihr Äußeres getan hatte... bis sie auf Stef ansprang, und dann war es fast pathetisch. Amy mit Lidschatten, wenn sie ihr Haar zurechtrückte, das sie jetzt offen trug, nicht in Flechten. Weil sie hinter Stef her war, der so unheimlich gut aussah und sich dessen so bewußt war.
    Während Sam nicht recht wußte, was er machen sollte, sich nicht unbedingt hintergangen fühlte, aber ziemlich deprimiert war. Und wenn Stef überhaupt eine Antenne für etwas hatte, wußte er verdammt gut, daß er zwischen Yvgenia und Amy einen schmalen Grat beschreiten mußte.
    Und daher blieb ihr nichts anderes übrig, als sich die Bänder anzusehen und hinterher, nachdem Florian und Catlin alle hinausbegleitet hatten, auf dem Sofa zu liegen und in einer Melancholie an die Decke zu starren, die nicht einmal sie erleichtern konnten.
    »Kommen Sie ins Bett, Sera«, sagte Florian.
    Besorgt um sie.
    Besorgt und völlig hingebungsvoll.
    Die Decke verschwamm vor ihren Augen. Wenn sie blinzelte, würden die Tränen rinnen, und die beiden würden es sehen.
    Aber die Tränen sammelten sich an, rannen ihr einfach aus den Augenwinkeln, so daß sie blinzeln mußte, aber es machte keinen Unterschied.
    »Sera?« Florians Stimme drückte äußerste Beunruhigung aus. Er wischte ihr die

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