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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Justin umarmte, ihn seinen zweiten Sohn genannt und ihm versichert, daß selbst geborene Menschen Fehler machten und sich verwirrt fühlten.
    Danach hatte er sich besser gefühlt - und schlechter, weil er nun wußte, daß sich die geborenen Menschen von der alten Erde auch durch Versuch und Irrtum entwickelt hatten, und daß Ari, als sie entschieden hatte, daß er existieren sollte, etwas Vergleichbares getan hatte. Versuch und Irrtum. Das war alles, was das X in seiner Nummer für einen sieben Jahre alten Jungen bedeutete.
    Er hatte damals nicht verstanden, was dies alles auch bedeutete. Zum Beispiel, daß Jordan nicht halten konnte, was er versprach, oder daß sein Leben Reseune gehörte, und nicht Jordan. Er hatte sich an dieses ›mein zweiter Sohn‹ geklammert wie ans Tageslicht und an die Luft zum Atmen, ein gänzlich neuer Horizont des Seins.
    Dann war er erwachsen genug gewesen, als er und Justin zwölf waren und Justin Mädchen entdeckte, um zu wissen, daß Sex die Dinge ganz anders machte.
    »Warum?« hatte er Jordan gefragt; und Jordan war mit ihm in die Küche gegangen, einen Arm um seine Schultern, während er ihm erklärte, daß ein Alpha immer von den Anweisungen abwich, die die Bänder ihm gaben, daß er sehr klug war und daß sein Körper sich entwickelte und er wirklich zu der Azi gehen sollte, die darauf spezialisiert war.
    »Was ist denn, wenn ich jemanden schwanger mache?« hatte er gefragt.
    »Das wirst du nicht«, hatte Jordan erwidert, was er damals nicht in Frage gestellt hatte, aber später wußte er, daß er es hätte tun sollen. »Du kannst es einfach nicht mit jemandem im Haus machen. Sie haben keine Genehmigung.«
    Das hatte ihn schockiert. Und er dachte, daß darin eine Art Ironie lag. »Du meinst, weil ich ein Alpha bin? Du meinst, wer auch mit mir ins Bett geht...«
    »Braucht eine Genehmigung. In deinem Alter bekommt man keine Genehmigung. Womit alle Mädchen deines Alters wegfallen. Und ich möchte nicht, daß du mit der alten Tante Mari schläfst, in Ordnung?«
    Das war halbwegs lustig gewesen. Zu dieser Zeit. Mari Warrick litt an Altersschwäche, war am Ende ihrer Rejuvenilisierung.
    Später war es weniger lustig geworden. Es war schwer, cool zu bleiben, wenn ein Carnath-Mädchen ihre Hände dorthin legte, wo sie nicht hingehörten, und ihm ins Ohr kicherte; und wenn von einem erwartet wurde, daß man sagte: »Es tut mir leid, Sera, ich kann nicht.«
    Während Justin, der arme Justin, sich von den Mädchen Gekicher und Ausreden anhören mußte, weil er zur Familie gehörte; und Justins Azi viel reizvoller war - oder gewesen wäre, hätte er nur zu den Betas gehört.
    »Kannst du ihn mir nicht mal ausleihen?« hatte Julia Carnath Justin in Grants Gegenwart unverhohlen gefragt, während Grant verdammt gut wußte, daß Justin sich selbst um Julia bemühte. Grant wäre am liebsten in den Boden versunken. Tatsächlich hatte sein Gesicht keinen Ausdruck mehr gezeigt, und er war eingeschüchtert gewesen und sehr still geblieben, als Justin schmollte und ihm sagte, daß Julia ihm einen Korb gegeben hätte.
    »Du siehst besser aus«, hatte Justin sich beklagt. »Ari hat dich perfekt gemacht. Verdammt, welche Chancen habe ich denn dann noch?«
    »Ich wäre lieber du«, hatte er leise geantwortet, und ihm war zum ersten Mal klar geworden, daß das der Wahrheit entsprach. Und er hatte geweint, zum zweiten Mal in seinem Leben, solang er sich erinnerte, einfach geweint, ohne daß er sich einen Grund dafür vorstellen konnte, außer dem, daß Justin einen Nerv getroffen hatte. Oder eine Band-Struktur.
    Denn er war aus beidem gemacht.
    Er war sich danach nie sicher gewesen, bis Jordan ihm die Strukturen seiner eigenen Bänder gezeigt hatte, als er sechzehn war und mit Designstudien für Fortgeschrittene anfing. Er hatte sich selbst genug von seinen Bandstrukturen zusammengereimt, daß Jordan für ihn das Buch aufschlug und ihn sehen ließ, woraus er gemacht war; und bisher hatte er keine Merkmale aufgespürt, die zu einer Furcht vor Sex Anlaß gaben.
    Aber Alphas veränderten ständig ihre Konditionierung.
    Sie vollführten einen ständigen Balanceakt über einem Abgrund des Chaos. Nichts konnte die Oberhand gewinnen. Eine Balance in jeder Hinsicht.
    Sonst würde die Welt dem Chaos anheimfallen.
    Fehlfunktion.
    Ein Azi, der sein eigener Ratgeber geworden war, handelte sich Ärger ein. Ein Azi war so schrecklich empfindlich. Und geriet so leicht in eine Situation, mit der er nicht fertigwerden

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