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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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macht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Schlag mich deswegen, wenn du willst. Ich hab's dich wissen lassen. Deshalb bist du so nett zu mir. Reden wir wieder über die andere Sache. Ich will nur eine klare Antwort - weil du so nett bist. Ist es, weil ich eine Frau bin, die klüger ist als du, oder liegt es daran, daß du meine Gegenwart nicht aushältst?«
    »Du suchst Streit, was? Dafür bin ich nicht hergekommen.«
    Nochmals schüttelte sie den Kopf. »Ich bin sechzehn, denk daran. Ari meinte, die Pubertät sei die Hölle. Sie sagte, daß man immer einen Freund verliert, wenn man eine Beziehung mit einem ZIV eingeht. Weil Menschen es nicht mögen, wenn man ihnen so nah ist. Unter keinen Umständen. Sie sagte, ich würde ZIVs nie verstehen. Ich möchte - zu meiner eigenen Erziehung - einmal jemanden haben, der mir erklärt - warum du mich nicht magst.«
    Der Geruch von Orangensaft. Eines moschusartigen Parfüms.
    Das reicht schon aus, Liebling. Besser kann's nicht sein.
    O Gott, Ari.
    Er schnappte nach Luft. Spürte seine Panik, den betäubenden Griff um sein Handgelenk.
    »Sera«, sagte Grant.
    »Nein«, widersprach Justin ruhig. »Nein.« Weil er über die Frau vor achtzehn Jahren mehr wußte, als er in dieser Nacht und all den Jahren darauf gelernt hatte.
    Und er zeigte die Reaktion, zu der sie ihn präpariert hatte, so wie sie ihn von jener Zeit an auf sich fixiert hatte ...
    »Deine Vorgängerin«, erklärte er ruhig und zivilisiert, »hatte eine Vorliebe für halbwüchsige Jungen. So wie ich damals einer war. Sie hat mich erpreßt. Meinen Vater auch. Sie hat Grant damit gedroht, Programme an ihm zu testen - an einem Alpha, der wie ein ZIV aufgezogen wurde. Vor allem, glaube ich - um mich in die Hände zu bekommen, auch wenn ich es damals nicht verstand. Nichts davon - absolut nichts — ist deine Schuld. Das weiß ich. Sagen wir, ich habe, als ich etwa in deinem Alter war, einen Fehler gemacht, als ich glaubte, ich könnte mit dieser Situation klarkommen. Sagen wir, daß ich einen gewissen Widerwillen empfinde, wenn sich mir ein Mädchen nähert, das jünger ist, als ich es damals war, ganz gleich, ob du ihr Gesicht und ihre Stimme hast und ihr Parfüm trägst. Es hat nichts mit dir zu tun. Es hat etwas damit zu tun, was sie getan hat. Ich würde dir die Einzelheiten lieber ersparen, aber das sollte ich wohl nicht. Sie hat ein Band aufgenommen. Soweit ich weiß, müßte es in deinem Apartment sein. Vielleicht kann's dir auch dein Onkel geben. Wenn du es angesehen hast, hast du alles, was du brauchst, um mich fertigzumachen. Aber das macht nichts. Das trifft auf andere Leute auch zu. Das hat wirklich nichts mit dir zu tun.«
    Ari saß lange Zeit da, die Ellbogen auf dem Tisch. »Warum hat sie das gemacht?« fragte sie schließlich.
    »Das müßtest eher du wissen. Viel eher als ich. Vielleicht weil sie starb. Sie litt unter einer fehlgeschlagenen Rejuvenilisierung, Ari. Sie hatte Krebs; und sie war hundertzwanzig Jahre alt. Weshalb sie sich keine Hoffnungen machen konnte.«
    Das hatte sie nicht gewußt. Für ein PR war das ein gefährliches Wissen - die zeitlichen Begrenzungen im Genset.
    »Es gab äußere Einflüsse«, erklärte Justin. »Cyteen war seinem ursprünglichen Zustand näher, als sie jung war. Sie hatte irgendwann in ihrem Leben etwas ungefilterte Luft eingeatmet. Daran wäre sie gestorben.«
    Sie klemmte ihre Lippe zwischen die Zähne. Keine Feindseligkeit jetzt. Keine Gegenwehr. »Danke, daß du's mir gesagt hast.«
    »Trink aus«, sagte er. »Ich gebe dir noch einen Drink aus.«
    »Ich wußte, wann sie gestorben ist. Aber nichts von dem Krebs.«
    »Dann verraten dir deine Notizen nicht alles. Aber ich werde es tun. Frag mich wieder, wenn ich bereit bin, mich versetzen zu lassen.«
    »Willst du?«
    »Frage Grant.«
    »Was immer Justin sagt«, sagte Grant.
     
    VII
     
    »Wir haben einen Kontaktmann«, berichtete Wagner auf dem Weg von der Bibliothek zum Staatsamt, »im Wartungsstab in Planys. Geld zählt, nicht das Gewissen.«
    »Ich möchte das nicht hören«, sagte Corain. »Und ich möchte nicht, daß Sie davon gehört haben. Halten wir das sauber.«
    »Ich hab's nicht gehört und Sie auch nicht«, stimmte Wagner zu. Eine untersetzte Frau mit mandelförmigen Augen und gelocktem schwarzen Haar, die Stellvertreter in der Rechtsabteilung in Bürgeramt, komplett mit Aktentasche und konservativem Kleid. Ein kleiner Spaziergang von der Bibliothek aus, wo beide sich zufällig getroffen hatten -

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