Geklont
einmischen, ohne Schutz für dich oder ihn, falls er einen Herzanfall hat oder einen seelischen Kollaps erleidet. Du willst doch wissen, worin du dich einmischst, nicht wahr, junge Sera? Es könnte sein, daß du eines Tages in deinem Büro sitzt, dich um deinen Kram kümmerst, und dieser Mann kommt mit einem Messer durch die Tür. Damit spielst du. Wir hatten mit diesem erwachsenen Mann lange Zeit und bei vielerlei Anlässen zu tun gehabt, nicht nur nach diesem Zwischenfall, als er in deinem Alter war - er hat sich verändert. Was Ari ihm ins Gehirn pflanzte, hatte Zeit, unbeobachtet zu mutieren. Er wollte sich keiner Therapie unterziehen, und ich bin ein Idiot gewesen, als ich ihm beipflichtete, daß er sein Leben selbst in den Griff bekommen muß. Ich hab's zugelassen, daß er eine Therapie ablehnt. Das hat sich jetzt als schwerer Fehler herausgestellt. Ich hatte ja keine Ahnung, daß meine Nichte ihre Gelüste über ihren gesunden Menschenverstand stellen würde, mein Schatz, ich hätte nie gedacht, daß sie diesen unausgeglichenen jungen Mann ins Bett zerren und eine Närrin aus sich machen würde, nein wirklich, das konnte ich nicht ahnen. Und ich darf nicht daran denken, unter welchen Druck du diesen jungen Mann durch dein absichtliches Einmischen setzt... Verstehst du nicht, Kind, daß Reseune nie die Absicht hatte, Justin Warrick Schaden zuzufügen? Wir wissen, was er wert ist, wir haben mit ihm gearbeitet, wir haben unser Möglichstes getan, um seine Zukunft zu sichern und ihn vor einem solchen Schlamassel zu bewahren, in den du ihn jetzt hineinreitest. Und wessen Schuld wäre das dann?«
»Das ist alles ganz nett, Onkel Denys, aber ich weiß, was ich tue, und mein Entschluß ist unumstößlich.«
Langes Schweigen.
» Wir werden uns darüber unterhalten«, sagte Denys dann.
»Ja. Das werden wir. Aber in der Zwischenzeit rufst du Planys und den dortigen Sicherheitsdienst an und sagst diesen Leuten, sie sollen aufpassen, daß sie Grant kein Haar krümmen.«
»Gut, Ari. Diesmal bekommst du deinen Willen. Wir reden noch darüber. Aber ich bekomme nicht bloß das Transkript. Ich will auch das Band der Sitzung. Du weißt, was ein Transkript wert ist. Wenn du in dieser Sache meine Unterstützung brauchst, solltest du etwas entgegenkommend sein, in Ordnung?«
»Mehr wollte ich gar nicht, Onkel Denys. Du bist immer noch ein Schatz.«
»Mensch, Ari, wir reden hier nicht über eine Kleinigkeit.«
»Ich habe bald Geburtstag, Onkel Denys. Du weißt doch, daß ich dieses Jahr gern eine Party veranstalten würde. Unbedingt.«
»Ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu reden.«
»Dann beim Mittagessen am Achzehnten?«
Danach schaltete sie sich wieder in die Basis Eins ein, um sicherzugehen, daß Onkel Denys auch wirklich anrief.
Sei vorsichtig, hatte Ari senior gesagt, wenn du die Informationen der erweiterten Basis benutzt, denn es rutscht einem so leicht etwas heraus und verrät, daß man etwas weiß, das man nicht wissen sollte - zum Beispiel, was der Sicherheitsdienst am anderen Ende der Welt gerade macht.
Deshalb log man. Und versuchte, möglichst gut zu lügen.
Sie ging zurück in die Bibliothek, denn Catlin berichtete, daß Justin allmählich wieder zu sich kam, auch wenn er noch etwas benommen war - also nicht der schlechteste Zeitpunkt, etwas zu erklären.
So setzte sie sich auf das Sofa, wo Justin im gedämpften Licht döste. Florian hatte eine leichte Decke über ihn gezogen und wachte in seiner Nähe.
»Wie geht's dir?« fragte Ari.
»Nicht schlecht«, murmelte Justin, und eine kleine Furche grub sich zwischen seine Brauen, als er sich zu bewegen versuchte. Er gab's auf. »Ich bin noch etwas matt. Laß mich ausruhen. Ich kann jetzt nicht mit dir reden.«
Er wollte niemanden an sich herankommen lassen. Also war es doch nicht der richtige Zeitpunkt bei ihm. Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Du kannst versuchen, etwas wacher zu werden«, sagte sie. Das war auch ein Eingriff, aber ein freundlicher. »Alles ist gut gelaufen. Ich wußte, daß du's gut überstehen würdest. Und ich habe mit Onkel Denys gesprochen und ihm gesagt, er soll die Finger von Grant lassen, deshalb wird Grant sicher sein, aber ich muß trotzdem mit dir reden. Bis dahin kannst du für die Nacht im Gästezimmer bleiben. Ich denke, du solltest nicht in dein Apartment zurückgehen, bevor du nicht richtig wach bist.«
»Ich kann aber gehen«, sagte er.
»Natürlich kannst du gehen, wenn du
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