Geklont
imstande bist, dich zu streiten, aber nicht heute abend. Wenn du möchtest, laß ich Florian die ganze Nacht deine Tür bewachen, damit du vor nichts Angst zu haben brauchst. Mein Zimmer ist am ganz anderen Ende. Gut? Sobald du ohne Schwierigkeiten laufen kannst, bringt Florian dich zu Bett.«
»Ich will nach Hause.«
»Es tut mir leid, ich muß morgen früh mit dir reden. Du solltest bis dahin hier bleiben. Geh jetzt schlafen.«
Das war in seinem Zustand ein sehr überzeugender Vorschlag. Seine Lider sanken weiter, zuckten und fielen ganz zu.
»Ins Gästezimmer«, sagte Ari zu Florian. »Sobald er kann. Ich möchte, daß du bei ihm bleibst, nur damit er auch wirklich sicher ist.«
IV
Er lag in einem fremden Bett, was ihn für einen Moment mit Panik erfüllte. Justin wandte den Kopf und sah Florian auf dem Bauch auf dem zweiten Bett liegen, ganz angezogen, das kindliche Gesicht im Licht der einzigen Wandlampe mit einem unschuldigen Ausdruck. Die Augen geöffnet.
Er glaubte sich erinnern zu können, wie er in dieses Zimmer gegangen war, daß es am Ende eines Flurs lag, den er noch vor Augen hatte, aber er war immer noch desorientiert und empfand nach wie vor einen Anflug von Panik, als er an die Drogen dachte. Er dachte, daß er sehr b e unruhi g t sein müßte, hier zu sein, so mit Tranquilizern betäubt, wie er es war. Er lag im Halbschlaf da und dachte daran, daß Reaktionen einsetzen würden, wenn die Taubheit nachließ. Bis auf den Pullover und die Schuhe war er immer noch angezogen. Jemand hatte eine Decke über ihn gebreitet und ein Kissen unter den Kopf geschoben. Er befand sich Gott sei Dank nicht in Aris Schlafzimmer.
»Sind Sie wach, Ser?«
»Ja«, brummte er, und Florian rappelte sich auf, um auf der Kante des anderen Bettes zu sitzen.
»Weck Ari auf!« befahl er dem Automatischen Haushälter laut. »Sag ihr, Justin ist wach.«
Justin stemmte sich auf den Händen auf, fand sein Gleichgewicht und rieb sein stoppeliges Gesicht.
»Wie spät ist es?«
»Wie spät?« fragte Florian den Haushälter.
»04.36«, lautete die Antwort.
»Wir sollten gleich frühstücken«, meinte Florian. »Es ist fast die Zeit, zu der die Sera normalerweise aufsteht. Im Bad liegt eine Gästegarnitur, Ser. Und ein Morgenmantel, wenn Sie mögen, aber die Sera wird sich wahrscheinlich anziehen. Kommen Sie zurecht, solange ich nach meiner Partnerin sehe?«
»Die Sera ist fast fertig«, sagte Catlin und goß ihm Kaffee ein - Catlin, die ihr blondes Haar einmal nicht hochgesteckt trug, sondern als hellen, gewellten Schleier über ihren schwarzuniformierten Schultern. »Sahne, Ser?«
»Nein, danke.«
Kinder, dachte er. Die ganze Situation war eigentlich zum Brüllen komisch: ein Mann in seinem Alter wurde von einer Bande von Kindern praktisch gekidnappt, auf einen Trip geschickt und schließlich eifrig mit einem Frühstück beköstigt...
Dabei fühlte er sich nicht allzu schlecht, dachte er. Nicht so übel wie nach einem von Girauds Trips, in keiner Hinsicht. Aber er war ausgemergelt, seine Lungen fühlten sich zu offen an, und seine Gliedmaßen kamen ihm wäßrig und ganz unzuverlässig vor ...
Was kein falscher Eindruck sein mochte, wenn man bedachte, welch ein physiologischer Schock eine derartige Injektorendosis bedeutete; weshalb ihm Catlin auch eine Vitamin-und Mineraltablette auf den Teller legte, die er ohne Kommentar mit einem Schluck Kaffee hinunterspülte.
Das half zumindest den Nachwirkungen des Kath ab.
Ari erschien in einem einfachen blauen Pullover und blauer Hose, das schwarze Haar offen, so wie sie es kaum noch trug. Wie das Kind Ari. Sie zog den Stuhl zu seiner Rechten zurück und nahm Platz. »Guten Morgen. - Danke, Catlin.« Als Catlin ihr Kaffee eingoß und Sahne hinzufügte. Und zu ihm: »Wie geht's dir? Fühlst du dich gut?«
»Du sagtest, du hättest mir etwas Wichtiges zu sagen.«
»Über Grant«, erwiderte sie ohne Umschweife. Dann: »Wir können zum Frühstück alles machen, was du möchtest.«
»Nein, danke. Verdammt, Ari, machen wir keine Spielchen, in Ordnung?«
»Das war nicht meine Absicht, Ich wollte mich nur vergewissern, daß du etwas zu essen bekommst. Nimm wenigstens einen Toast. Das da ist echter Honig.«
Er griff danach und versuchte, seine schlechte Laune zu unterdrücken, strich betont ruhig Butter auf die Scheibe und probierte es mit etwas Honig. Drüben in Moreyville hatte man eine ganze Bienenzuchtstation eingerichtet, neben einigen anderen vielversprechenden
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