Geklont
lange Geschichte gefaßt.
»Ganz gut«, sagte Amy und seufzte. Das war alles.
Das sah ihr gar nicht ähnlich. Ari sah sie durch die Lücke zwischen den beiden Pferden an und sagte: »Das hört sich aber nicht so an.«
»Immer das gleiche«, brummte Amy. »Stef. Mama. Mehr brauche ich gar nicht zu sagen.«
»Du wirst diesen Monat volljährig. Du kannst tun, was dir paßt. Und in meinem Flügel ist Platz für dich. Das habe ich dir immer gesagt.«
»Ich kann überhaupt nichts machen«, sagte Amy. »Justin - ihn gibt's wirklich. Ich habe im Export einen Haufen zu erledigen. Ich beschäftige mich nur mit kaufmännischem Kram. Das ist alles, worauf ich meine Geisteskräfte verwende. Du machst ganz andere Sachen. Ich weiß nicht, wofür du mich brauchen könntest.«
»Du hast eine saubere Sicherheitsfreigabe, die sauberste von allen meinen Freunden. Du bist geschäftstüchtig. Du bist eine gute Aufseherin, und du wärst bei fast allem gut, was du anpacken wolltest, das ist dein Problem. Du konzentrierst dich zu sehr darauf, etwas zu leisten, als etwas zu lernen; und ich möchte, daß du eine Weile lernst. Weißt du noch, wie ich euch in die Tunnel geschleppt habe, und wie wir mit der ganzen Bande anfingen? Deshalb bin ich mit dir hier rausgeritten, bevor ich mit jemand anderem rede. Du warst immer die erste.«
»Was meinst du?« Amy wirkte plötzlich erschrocken. »Die erste wobei?«
»Diesmal erfährst du als erste, daß es jetzt ernst wird. Diesmal spielen wir keine kindischen Streiche mehr, sondern wir wollen uns unsere Position im Haus erkämpfen. Die Dinge verändern sich, sogar sehr schnell. Deshalb fange ich mit dir an, so wie ich's damals auch gemacht habe. Willst du für mich arbeiten, Amy?«
»Was soll ich denn tun?«
»Als Genetikerin arbeiten. An jedem beliebigen Projekt, mit dem du zur Tarnung hervortreten willst. Ein echtes. Oder ein fingiertes, bis du dich entschieden hast. Mir ist's gleich. Du bekommst von jetzt an ein Gehalt und darüber hinaus einen Anteil an den von dir erwirtschafteten Gewinnen.«
Amys Augen wurden ganz groß.
»Ich möchte, daß ihr beide, du und Maddy, in zwei verschiedenen Abteilungen arbeitet«, fuhr Ari fort. »Denn ich werde nicht einen von euch über den anderem stellen. Das würde nie funktionieren. Aber unter uns gesagt, du bist klüger als sie, du bist beständiger, und du bist diejenige, der ich unangenehme Sachen anvertrauen könnte. Und so was könnte auf uns zukommen. Giraud ist am Ende seiner Rejuvenilisierung. Das ist ein Geheimnis. Nur sehr wenige Leute wissen es, aber wahrscheinlich werden es immer mehr vermuten. Wenn er stirbt, kommt es im Wissenschaftsamt zur Wahl. Das ist auch der späteste Zeitpunkt, zu dem ich nach dem Willen der Paxer und manch anderer Leute tot sein soll - das meine ich ernst, Amy.«
»Ich weiß, daß du das ernst meinst.«
»Du weißt, warum man mich gemacht und wie man mich unterrichtet hat, und du weißt auch, was ich bin. Und daß meine Vorgängerin Feinde hatte, die sie tot sehen wollten, und einen, der sie tatsächlich umbrachte. Je näher ich dem komme, was sie war, um so mehr Angst haben die Leute vor mir - weil ich für sie irgendwie gespenstisch bin, Amy, weil ich für viele Leute ein Gespenst bin, die vor meiner Vorgängerin nicht halb soviel Angst hatten ... Hast du denn Angst vor mir? Sag mir die Wahrheit, Amy.«
»Nein - Angst habe ich nicht. Wirklich nicht. Gespenstisch ist ein gutes Wort dafür. Denn du bist nicht so, wie man in deinem Alter normalerweise ist; aber es gibt dich wirklich, und du bist mit uns zusammen. Maddy und ich haben uns ab und zu darüber unterhalten. Wir beide wollen manchmal ... irgend etwas Verrücktes machen, nur zur Entspannung. Zum Beispiel gelegentlich...« Amy verfiel für einen Moment in Schweigen und tätschelte Bayards Schulter. »Meine Mama ist oft so wütend auf mich, weil ich gespenstische Dinge tue, denn sie betrachtet mich immer noch als Kind, um das sie sich Sorgen macht, und sie behandelt mich auch wie ein Kind. Einmal hat sie mich angeschrien: Amy, es ist egal, was Ari Emory tut oder was Ari Emory sagt, du bist meine Tochter - schau mich nicht so an, und mach mir keine Vorschriften, wie ich dich großziehen soll. Und dann hat sie mir ins Gesicht geschlagen. Und ich konnte bloß dastehen. Ich ... ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich konnte sie doch nicht schlagen. Und ich konnte auch nicht weinend weglaufen und Dinge nach ihr werfen. Ich ... ich stand bloß da. Deshalb
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