Geklont
wollte, hätte ich's auch getan! Und vielleicht hätte ich den Mathelehrern ins Gesicht gespuckt, die mir nicht solche Sachen beibrachten, wie Bok sie hätte lernen sollen - zum Beispiel wie's im Weltraum ist. Oder wie man als Raumfahrer lebt. Oder daß die Mathematik über Leben und Tod entscheidet. - Boks Clon bekam nur trockene Theorie zu hören. Sie war kreativ, und sie haben ihr derart trockenes Zeug vorgesetzt. Auf diese Weise haben sie sie in Watte verpackt. Und sie konnten ihre Musik nicht verstehen. Sie war eine lausige Pianistin. Sie brachte einfach nichts zustande. Aber ich frage mich, was für Musik sie im Kopf hatte, und warum sie immer mehr Zeit darauf verwendete. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich gescheitert ist. Vielleicht hatten diese verdammten Genies ihr nichts zu sagen. Vielleicht war ihre Notation nicht das Richtige für sie. Ich frage mich, was diese Symphonie war, und ob sie die Begleitung spielte. - Hm.« Sie schüttelte sich. »Das ist auch gespenstisch, was?«
»Sie haben ihr Zeug von Computern analysieren lassen. Dabei kam nichts raus.«
»Mit Boks Theorien, ja. Aber sie hat nie ihre genetische Mutter gekannt.«
»Mit dem Zeug ihrer Lehrer?«
»Kann sein. Oder etwas völlig Abwegiges.«
»Ich würde mir diese Akten gern anschauen. Nur um zu sehen, was sie versucht haben.«
»Mach das! Tu, was du willst, ganz gleich, was. Wir sind doch Forscher, nicht? Du ziehst all deine Projekte aus dem anderen Flügel ab, finanzierst sie aus meinem Budget, und unser Kreditrahmen wird für solche Sachen schon ausreichen. Die Guppys und die Betas bringen reichlich Computerzeit ein.«
VI
Das Foyer des Flughafens war nahezu menschenleer, die planmäßigen Flüge der › Reseuneair ‹ bereits in der Luft, und die Passagiere, die in diesem kleinen öffentlichen Bereich Reseunes kamen und gingen, waren alle unterwegs nach Novgorod, Svetlansk oder Gagaringrad. Der Sicherheitsdienst des Flughafens war in üblicher Stärke zugegen, und aus dem Haus waren einige schwarz uniformierte Leute von Reseunes Sicherheitsdienst heruntergekommen, die darauf warteten, ihre Kameraden aus Planys zu treffen. So wie er auf Grant wartete, dachte Justin; mehr nicht.
Aber Florian war in dem Bereich verschwunden, wo die Flugzeuge abgefertigt wurden, obwohl er keine Erlaubnis dazu hatte, und hatte ihm versichert: »Sera Amy Carnath ist am anderen Ende des Saals, Ser, und Sam Whitley auch. Es sind beides Freunde der Sera: Ich habe sie gebeten, auf Abstand zu bleiben, damit sie, wenn Sie hier in Schwierigkeiten geraten, von ihren Taschenkommunikatoren Gebrauch machen und mich verständigen können, aber ich bin auf dem üblichen Frequenzband des Sicherheitsdienstes...« Dabei berührte er den kleinen Knopf, der neben seiner Schlüsselkarte angebracht war. »Ich werde den Sicherheitsdienst überwachen. Wenn etwas passieren sollte, lassen Sie sich nichts anmerken und verlassen Sie sich darauf, daß wir es regeln.«
Die beiden Beobachter blieben auf ihrer Seite der Wartehalle, darunter ein grobschlächtiger, bereits sehr großer und muskulöser Jugendlicher, der auf eine Weise dasaß, der man entnehmen konnte, daß er kein Buchhalter war - Whitley lautete sein Reseuner Name, aber er stammte aus der Stadt, nicht aus dem Haus; Justin erinnerte sich, ihn unter Aris Leuten gesehen zu haben. Und Julia Carnaths Tochter Amy, Aris ständiger Schatten, dünn und intellektuell, und äußerst wachsam, wenn man ihrem Ruf unter dem Personal glauben konnte. Außerdem Denys Nyes Nichte und ein Junge, der aussah, als könnte er mit bloßen Händen Leitungsrohre verbiegen - eine Kombination, die zumindest dem Sicherheitsdienst, dem laute Zwischenfälle zuwider waren, eine Pause einbringen würde.
Justin fühlte sich in der Nähe dieser Kinder sicherer.
Verdammt, wie tief mußte ein Mann in seinem Alter sinken, um sich von Kindern beschützen zu lassen? Und sich von einem Kind dirigieren zu lassen, das in demselben Alter war wie er, als er das Opfer ihrer Vorgängerin geworden war - das störte ihn besonders. Nicht daß er eine andere Wahl gehabt hätte, als für eine Ari auf der Höhe ihres Könnens zu arbeiten, aber daß ihre Nachfolgerin es sich so einfach machte, ihn so ohne weiteres zu sich holte und ihn in diese Situation brachte, während Grant sich wahrscheinlich auf der anderen Seite dieser Türen wunderte, warum Aris persönlicher Leibwächter sich in die Gepäcküberprüfung und Leibesvisitation einmischte, auf der
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