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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Sobald du hier bist. Im Labor des ersten Flügels.«
    »Ja, Sera.«
    Der Anschluß war tot. Justin rieb sich das Gesicht und drückte sich die Augen zu, gähnte dabei. Er fühlte sich, als würde er krank werden.
    Er dachte daran, seinen Vater anzurufen. Oder zu ihm zu gehen.
    Aber Ari hatte ihm reichlich Spielraum dafür gelassen; und vielleicht wurde von ihm erwartet, daß er es tat, oder vielleicht wollte ihn Ari glauben lassen, daß es von ihm erwartet wurde, damit er davor zurückschreckte. Wenn er versuchte, sie zu überlisten, war es dasselbe, als versuchte er, seinen Vater zu überlisten.
    Und er versuchte beides.
    Er machte sich ein Frühstück aus trockenem Toast und Saft, mehr konnte er seinem unwilligen Magen nicht zumuten. Er duschte, zog sich an und ging umher, hielt sich mit Kleinigkeiten auf, weil er so lang, so verdammt lang warten mußte.
    Es geschah absichtlich. Er wußte das. Ari tat nie etwas ohne einen Grund.
    Grant mochte in den Händen der Polizei sein.
    Er war vielleicht schon wieder in Reseune.
    Vielleicht war er tot.
    Ari hatte vor, ihm gegenüber etwas fallenzulassen, ihn zu einer Reaktion zu provozieren und sie auf Band aufzuzeichnen. Er bereitete sich auf alles vor, was sie sagen konnte, selbst auf das Schlimmstmögliche; er bereitete sich darauf vor, wenn nötig zu sagen: Ich weiß es nicht. Er ist gegangen. Ich habe angenommen, er ginge zu dir. Woher sollte ich das wissen? Er hat noch nie so etwas gemacht.
    Um 07:45 verließ er sein Apartment und fuhr mit dem Aufzug in den Hauptkorridor hinunter; kam am Sicherheitsdienst des ersten Flügels vorbei, ging zu seinem Büro, schloß die Tür auf und schaltete das Licht an, tat alles, was er immer tat.
    Er ging den Korridor hinunter, wo Jane Strassen sich schon in ihrem Büro befand, und nickte ihr ein Guten Morgen zu. Er ging um die Ecke und nahm die Treppen hinunter in den Laborbereich am äußersten Ende des Gebäudes.
    Er benutzte seine Schlüsselkarte für das Sicherheitsschloß der weißen Türen und betrat einen Korridor voller kleiner Büros, die alle abgeschlossen waren. Dahinter öffnete sich die Doppeltür in das schmutzige Labor des ersten Flügels mit seinem Geruch nach Alkohol, Frost und Dunst, der ihn an seine frühen Studientage an diesem Ort erinnerte. Die Lichter brannten. Die Kellertür des großen Kühlraums zur Linken stand weit offen. Von dort drang helleres Licht.
    Er ließ die äußeren Türen zufallen und hörte Stimmen. Florian kam durch die Kellertür zum Labor.
    Nichts Ungewöhnliches für einen Studenten, hier zu sein, nichts Ungewöhnliches für Techniker, hier ein und aus zu gehen: Das Labor Eins war alt, überholt von den Anlagen im Gebäude B, aber es arbeitete immer noch tadellos. Forscher machten noch immer von ihm Gebrauch, zogen es dem längeren Hin- und Rückweg zu den großen Geburtslabors drüben in B vor, bevorzugten die alten, von Hand bedienten Geräte statt die modernen, mehr automatischen Anlagen. Ari hatte sich in letzter Zeit sehr oft hier unten aufgehalten. Sie bewahrte eine Menge persönlicher Arbeit in dem alten Kühllabor auf, das geeignetste Lager für Dinge dieser Art, hatte er sich vorgestellt, das der Flügel Eins zu bieten hatte.
    Das Rubin-Projekt, dachte er. Früher hatte ihm ihre Anwesenheit hier unten Kopfzerbrechen bereitet, weil Ari diese Dinge nicht selbst tun mußte, zumal sie über hervorragende Techniker verfügte, die die Detailarbeit erledigten. Jetzt wunderte er sich nicht mehr.
    Aber den Verlauf der Arbeit mochte ich selbst überwachen - nur eine Sehnsucht, selbst Hand anzulegen. Vielleicht ein wenig Eitelkeit...
    Die Besprechung war privater Natur, eine Situation von der Art, wie er ihr seit Wochen auszuweichen versucht hatte.
    »Die Sera erwartet Sie«, sagte Florian.
    »Danke«, erwiderte er in bemüht normalem Ton. »Weißt du, worum's geht?«
    »Ich möchte hoffen, daß Sie das wissen, Ser«, antwortete Florian. Seine dunklen Augen verrieten nichts, als er  verstohlen zur Tür des Kühllabors blickte. »Sie können ruhig hineingehen. - Sera, Justin Warrick ist hier.«
    »In Ordnung«, drang Aris Stimme nach draußen.
    Justin ging weiter zur offenen Tür des langgestreckten Labors, wo Ari auf einem Arbeitsstuhl an einem Labortisch saß und mit einer der altmodischen Zentrifugen arbeitete. »Verdammt«, fluchte sie, ohne aufzublicken. »Ich traue dem Ding nicht. Ich sollte eine aus B holen lassen. Mit der wird es nicht klappen.« Sie blickte auf, und das hastige Heben

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