Geklont

würden die Anzeichen dafür klar vor Augen haben, daß sie sich an verschiedenen Fronten offenbart hatte und zu investieren begann, nicht in ein Futterkrippensystem für die Jungen und Aufstrebenden, sondern in einen vorübergehenden Administrator, der im Haus mehr Ansehen genoß, als er sich vorstellen konnte.
    Sie hatte deutlich zu verstehen gegeben, daß Yanni zu ihr gehörte und sie ihn seine eigene Gefolgschaft sammeln lassen würde: Yanni ließ sich nichts gefallen und von niemandem hereinlegen. Yanni war es gewesen, der seine eigene Tochter ihres Postens enthoben hatte, als sie ihre Macht mißbrauchte, und er beurteilte jeden nur nach seinen Verdiensten; das war sein Ruf - auch wenn Yanni sich selbst schlicht für einen knallharten Geschäftsmann hielt.
    Yanni mußte einiges neu einschätzen. Damit war zu rechnen.
    Er würde sich nicht von den Speichelleckern und Stef Dietrichs im Haus oder anderswo reinlegen lassen.
    Er war einer von Mamas Freunden gewesen. Mit einiger persönlicher Befriedigung dachte sie daran, daß Mama es gebilligt hätte.
     
    IV
     
    Sie ging durchs Freie zurück ins Haus, um die Gartenmauer auf die fernen Türen zu; Gott sei Dank war es ruhig, nach dem Druck der Interviews. Verdammte Victoria, dachte sie und vermutete, daß Maddy vor Scham am liebsten in den Boden versunken wäre.
    »Fragst du dich, warum wir solche Dinge tun?« murmelte sie zu Florian und Catlin. »Ich auch.«
    Sie sahen sie nacheinander an. Dann bemerkte Catlin in Florians Schweigen: »Es ist seltsam, wenn jemand stirbt. Man denkt, er müßte noch da sein. So war es unten im Grünen Barackenkomplex.«
    Ari legte ihre Hand auf Catlins Schulter, während sie gingen. Erinnerungen. Catlin war diejenige, die Menschen sterben gesehen hatte. »Du läßt nicht nach, was?«
    »Nein, Sera«, erwiderte Catlin. »Ich möchte nicht, daß über mich geredet wird.«
    Sie lachte schwach. Auf Catlin kannst du zählen.
    Florian sagte überhaupt nichts. Er war derjenige, der in der Menge wohl jedes Signal aufgenommen hatte; und sich alles immer wieder durch den Kopf gehen ließ, um einen Sinn zu finden. Er war es, der sich um die Lebenden sorgte.
    »Er ist fort«, sagte Ari an den Türen schließlich. »Mein Gott, das ist wirklich seltsam.« Und sie sah Florian an, dessen Gesicht sich gerade angespannt hatte, diesen aufmerksamen Ausdruck annahm, der immer zu beobachten war, wenn etwas über das Überwachungsgerät des Sicherheitsdienstes seine Aufmerksamkeit fesselte. Einer von beiden war immer auf Empfang.
    »Novgorod«, erklärte Florian. »Jordan Warrick hat erklärt ... er sei unschuldig. Er sagt, man habe ihn zu einem Geständnis gezwungen. Der Sicherheitsdienst Reseunes ordnet gerade an, ihn in Haft zu nehmen ...«
    Aris Herz machte einen Sprung. Aber dann erschien ihr alles ganz klar. »Florian«, sagte sie, während sie die Türen durchquerten. »Code J Rot, los! Wir sind auf A; geh nach Q und wir sind Con2.«
    Kümmere dich um Justin und Grant; Catlin und ich sehen nach Denys; sichere die Heimbasis und bleibe dort; Gewaltanwendung ist erlaubt, aber nur als Notwehr.
    Sie hatte es ausgesprochen, ehe sie durch die Türen waren, während ein Wachmann vom Sicherheitsdienst, dessen Kommunikationsgerät wohl nicht auf diese Kommando-Priorität eingestellt war, etwas verwirrt beobachtete, wie sie sich teilten und ihre verschiedenen Wege gingen.
    »Sie sagen nicht viel«, berichtete Catlin unterwegs.
    »Ist es an die Nachrichtendienste raus?«
    »Sofort. Über Kanal 14 kommt dauernd was.«
    Reporter auf dem Flughafen in Erwartung einer Neuigkeit, die ein großes Medienspektakel auslösen würde, aber im Zaum gehalten von wachsamen, nicht ansprechbaren Sicherheitsbeamten.
    »Mist, hat Denys das mitgekriegt? Was, zum Teufel, macht er gerade?«
    Catlin tippte an die Einheit in ihrem Ohr. »Denys ist noch immer im Labor; Basis Eins, können wir eine neue Verbindung mit Basis Zwei haben? - Bestätigt, Sera. Er hat angeordnet, noch keine Frage zu beantworten; er sagt, die Behauptungen seien ein politischer Schachzug und ... - ich zitiere - kämen zu einem denkbar unpassenden Zeitpunkt und ließen menschliche Anteilnahme vermissen. Die Familie kehre gerade vom Begräbnis zurück, und kein Büro sei besetzt; Reseune gibt in einer halben Stunde eine weitere Stellungnahme ab.«
    »Gott sei Dank«, atmete Ari auf.
    Denys war wach. Und er feuerte zurück.
    Gerade noch rechtzeitig.
     
    V
     
    Es war ein guter Tag, um zu Hause zu bleiben, nahm