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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Programmband.«
    Justin lief es aus Mitgefühl kalt den Rücken hinunter. »Weil Ari es geschrieben hat.«
    Grant nickte. »Ich möchte es heutzutage nicht noch einmal unter Einfluß von Tranquilizern benutzen. Ich weiß, daß ich genug Kath schlucken könnte, um meine Schwelle so weit zu senken, daß ich's aufnehmen kann - aber dann denke ich, daß ich auch ohne zurechtkomme. Ich schaff's schon. Ich brauche das Band nicht. Gott, ZIVs gewöhnen sich an das Fließen, und sie lernen davon. Und ich lerne auch davon, so weit bin ich schon.«
    »Es ärgert mich, daß du mir das nicht gesagt hast.«
    »Du hättest dir Sorgen gemacht. Und dafür gibt es keinen Grund. Es geht mir gut - außer wenn du mir Fragen wie die stellst, ob ich Ari liebe. Gott, ist das verdreht. Das ist das erste Mal, daß ich in ZIV-Begriffen darüber nachdenke. Und du hast recht, es geht auf allen Ebenen ein Fließen von ihr aus, das mir überhaupt nicht gefällt.«
    »Schuldgefühle? «
    »Komm mir nicht so!«
    »Entschuldigung. Es hat mich nur interessiert.«
    Grant rückte auf dem Stapel der Kissen gegen die Rückenlehne. »Hast du mein Band jemals auf Probleme hin überprüft?«
    »Ja«, antwortete Justin nach einem kurzen Zögern, das von der Zeit so gedehnt wurde, daß es viel zu lang und viel zu bedeutungsvoll erschien. »Ich wollte nicht, daß es jemand merkt - du solltest dir keine Sorgen deswegen machen.«
    »Ich mache mir aber Sorgen. Ich kann nicht anders. Das liegt in meiner Natur.«
    »Du ... du machst dir darüber Sorgen.«
    Grant hob auf eine melancholische Art die Augenbrauen und schien einen Moment lang zu grübeln, indem er sich mit einer Hand durchs Haar fuhr. »Ich glaube, sie hat etwas gefragt, was mir tief drin einen Schlag versetzte. Ich glaube, ich weiß, wo. Ich glaube, sie hat sich nach meinem Band erkundigt - an das ich wirklich nur mit einem gewissen Schuldgefühl denken kann: Ich benutze es nämlich nicht auf die Art, wie ich soll; ich glaube, sie wollte wissen, ob ich Kontakt mit subversiven Kräften habe; und ich habe in letzter Zeit von Winfield geträumt. Der ganzen Szene draußen bei Big Blue. Das Flugzeug und der Bus mit diesen Männern, und dieses Zimmer...«
    »Warum hast du mir nichts darüber gesagt?«
    »Sind Träume etwas Krankhaftes?«
    »Rede nicht einen solchen Unsinn. Warum hast du's mir nicht gesagt?«
    »Weil es nicht so wichtig ist. Weil ich - wenn ich nicht gerade im Flux bin - daß mir nichts fehlt. Wenn du willst, daß ich das Band nehme, tu ich's. Wenn du selbst eine Psychosonde einsetzen willst - bitte. Ich habe ganz und gar keine Vorbehalte dagegen. Vielleicht solltest du das sogar. Es ist lange her. Vielleicht würde ich mich sicherer fühlen, wenn du's tust. - Wenn ...«, fügte Grant mit leicht geneigtem Kopf hinzu, einem Blick von der Seite, einem Lachen ohne Humor. »Wenn ich mich dann nicht fragen würde, ob mit dir noch alles stimmt. Verstehst du? Es ist eine geistige Falle.«
    »Weil du eine Chance hattest, Jordan zu sehen. Weil hier alle verrückt sind!« Vom einem zum anderen Moment überkam ihn schwere Frustration, eine irrationale Unruhe von solcher Heftigkeit, daß er aufstand und durch das Wohnzimmer auf- und abging und mit dem plötzlichen Gefühl zu Grant zurückblickte, daß sich die Wände um ihn schlossen, daß sein Leben bei jeder Gelegenheit eingeengt und behindert wurde.
    Was natürlich nicht stimmte. Die Dinge besserten sich. Auch wenn er ein weiteres Jahr von seinem Vater getrennt war, ein weiteres Jahr vorüberging, ohne daß sich etwas Entscheidendes änderte - aber die Zukunft versprach Besserung; Ari war der Machtübernahme näher als je zuvor, und er hoffte inständig, daß sich unter ihrer Regierung, wenn es soweit war, etwas verändern würde.
    Sie beerdigen Giraud heute.
    Warum, zum Teufel, macht mir das Angst?
    »Ich wünschte, du hättest auf mich gehört«, sagte Grant. »Ich wünschte, du wärst nach Planys geflogen.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Wir wären trotzdem noch getrennt. Wir würden uns immer noch Sorgen machen, ob...«
    »Was hast du dann? Was stört dich?«
    »Ich weiß nicht.« Er rieb sich den Nacken. »Daß ich hier eingesperrt bin, glaube ich. Diese Wohnung. Diese...« Er dachte an ein in Beige und Blau eingerichtetes Wohnzimmer; und bemerkte, als sich in ihm leicht etwas verschob, daß es nicht Jordans Apartment war, das ihm mit einem warmen Gefühl wieder ins Gedächtnis gekommen war: »Gott. Weißt du, wohin ich gern

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