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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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als sie unbedingt muß. Grant ist der Beweis dafür. Sie schreckt nicht davor zurück, Leuten die Kehle durchzuschneiden, merk dir das, mein Sohn! Und das solltest du besser berücksichtigen, wenn du das nächste Mal bluffen willst. Sie hält von dir und mir und jedem anderen nicht mehr als von den Versuchsobjekten ihrer Labors, etwa diesem armen neunjährigen Azi da unten in den Gärten, den sie jetzt einer Gehirnwäsche unterziehen und an einen verdammt heißen Ort verschicken will, weil er einfach nicht funktioniert; weil sie den Platz braucht, stell dir das vor! Oder die Problemfälle, mit denen sie nicht klarkommt, sie läßt mein Personal nicht einmal ein Auge auf sie werfen - sie wird dieses Genset ohnehin nicht mehr benutzen, und sie hat im letzten Monat bestimmt drei gesunde Azis aus dem Verkehr gezogen, sie einfach zu Risikofaktoren erklärt und zur Hölle geschickt, weil sie keine Zeit mit ihnen verschwenden wollte und das Experiment vorbei ist, an dem sie beteiligt waren, und mehr brauchte sie nicht. Ich kann's nicht beweisen, weil ich die Daten nicht bekommen habe, aber ich weiß, daß es passiert ist. Mit einem solchen Menschen legst du dich an. Sie gibt keinen Deut um ein Leben, Gott helfe den Versuchsobjekten in ihren Labors, und sie ist längst nicht mehr dem öffentlichen Urteil ausgesetzt - so weit hat sie's gebracht, sie ist so clever, daß man mit ihren Notizen nichts anfangen kann; sie hat sich nur vor dem Gesetz zu verantworten, und das hat sie in der Tasche - sie gibt einfach keinen Deut drum, und wir liegen alle unter ihrem Mikroskop ...« Jordan schob seinen Teller weg und starrte ihn einen Moment lang schweigend an, bevor er aufblickte. »Mein Sohn, verlaß dich nicht darauf, daß es etwas gibt, was sie nicht tun würde. Sie ist zu allem fähig.«
    Er hörte zu. Er hörte sehr angestrengt zu. Und hörte Ari sagen, daß es in Reseune leicht zu Unfällen kam.
     
    VII
     
    Es war 20:30, als er die Dusche verließ und die Uhr aufhob, um sie anzulegen ... in einem Apartment, das viel zu ruhig und deprimierend leer war.
    Er war einigermaßen froh, nicht die Nacht hier mit der Stille und Grants leerem Zimmer zu verbringen, etwa auf die Art froh, als wenn er sich in die Lippe biß, damit ein gebrochener Finger etwas weniger weh tat. Grant zu verlieren, schmerzte mehr als alles andere, und selbst die Belästigung durch Ari, schien ihm, war eine Art Schmerzmittel gegen das andere, schwerere Leid, das sie ihm zugefügt hatte.
    Verdammtes Weibsbild, dachte er, und seine Augen brannten, was einer Erniedrigung gleichkam, bei der er sich weigerte, ihr wegen Ari nachzugeben. Es war Grant, der ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, es war der ganze verdammte Mist, in dem Grant steckte, der seine Hände so stark zittern ließ, daß er Schwierigkeiten mit dem Deckel der Sprühdose hatte und ihn in der verspiegelten Waschbeckennische hin- und herprallen ließ. Es machte ihn wütend. Alles verschwor sich gegen ihn, um ihn bis aufs Blut zu reizen, und er stellte den Behälter mit bewußter Beherrschung hin und rasierte das bißchen ab, was er hatte.
    Als bereite er einen Leichnam auf die Beerdigung vor, dachte er. Jeder in Reseune hatte ein Mitspracherecht bei seiner Zukunft, jeder hatte eine Hypothek auf ihn, selbst sein Vater, der seinen Sohn nicht gefragt hatte, ob er mit einem PR an seinem Namen aufwachsen und jede Falte kennen wollte, die er bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr bekommen sollte, Gott sei Dank kein häßliches Gesicht, aber es war auch kein echtes ... - ein Gesicht, das mit den Freunden seines Vaters vielerlei Bedeutsames gemeinsam hatte - und mit seinen Feinden; und als sie ihm im Lagerraum des Labors zum ersten Mal auf den Leib rückte ...
    Er hatte damals nicht gewußt, was er tun sollte; er hatte sich seitdem tausendmal gewünscht, er hätte sie gepackt und ihr gegeben, was sie offensichtlich nicht von einem siebzehn Jahre alten Kind bei einer Frau erwartet hätte, die mehr als doppelt so alt war, um seine Großmutter sein zu können. Aber weil er siebzehn war, schockiert und noch nicht darüber nachgedacht hatte, welche Möglichkeiten er hatte, war er erstarrt und hatte etwas Idiotisches gestammelt, daß er gehen müsse, einen Termin habe, ob sie die Berichte bekommen habe, die er zu einem Projekt eingereicht hatte, an dessen Nummer er sich nicht einmal erinnern konnte...
    Sein Gesicht brannte, wann immer er darüber nachdachte. Er war so schnell durch diese Tür verschwunden, daß

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