Geklont
Männer; und ein schmächtiger älterer, der einzige ohne eine Waffe. Es war sein Blick, der Grant mißtrauisch machte. Es war dieser Mann, dem die anderen gehorchten.
Krahler, hatten die anderen ihn genannt. Noch mehr Namen, die er nicht kannte, Namen, die nichts mit Merild zu tun hatten.
Die Männer steckten ihre Waffen weg. Sie halfen Rentz auf. Jeffrey blieb, während alle anderen gingen, und Grant starrte an die Decke, versuchte nicht daran zu denken, wie ungeschützt sein Bauch in diesem Moment war.
Jeffrey zog einfach die Schublade unter der Bandmaschine auf und nahm ein Hypospray heraus. Er setzte es an Grants Arm und betätigte es.
Grant zuckte unter dem Stoß zusammen und schloß die Augen, weil er ein paar Augenblicke später nicht mehr daran denken würde, es zu tun, und er verließ sich nicht darauf, daß die Männer ihn daran erinnerten. Er sammelte die Abwehrkräfte, die zu seinem Psychoset gehörten, und dachte vor allem an Justin, ohne Zeit mit dem physischen Angriff zu verschwenden, der schiefgegangen war: Die nächste Ebene dieser Auseinandersetzung war ein Kampf von ganz anderer Art. Er hatte keine Zweifel mehr. Die Pistolen hatten es bewiesen. Was sie zu tun im Begriff waren, bewies es. Und als Azi, der er war, war er ein Lehrling Reseunes in Ariane Emorys Flügel: Ariane Emory hatte ihn geschaffen, Ari und Jordan hatten seine Psychosets entworfen, und ihn sollte der Schlag treffen, wenn jemand, von dem er noch nie gehört hatte, sich mit ihnen messen konnte.
Seine Kräfte ließen nach. Er spürte die Auflösung einsetzen. Er wußte, daß dieser Mann wieder zurück war und sie das Band starteten. Er sackte sehr tief ab. Eine starke Dosis. Ein äußerst wirkungsvolles Tiefenband. Das hatte er erwartet.
Sie fragten, wie er hieße. Sie fragten andere Dinge. Sie sagten, sie seien im Besitz seines Vertrages. Er konnte sich noch an irgend etwas Gegenteiliges erinnern.
Schließlich wachte er auf. Sie banden ihn los, damit er trinken und sich von der Belastung erholen konnte; sie bestanden darauf, daß er etwas aß, selbst wenn ihm davon übel wurde. Sie ließen ihm eine kleine Ruhepause.
Danach fing alles von vorne an, und die Zeit verschwamm. Möglicherweise wachte er noch mehrmals auf. Die Qualen machten aus all dem eins. Seine Arme und sein Rücken schmerzten, als er zu sich kam. Er beantwortete Fragen. Die meiste Zeit wußte er nicht, wo er war, und erinnerte sich nicht deutlich daran, womit er sich das verdient hatte.
Dann hörte er einen dumpfen Laut. Er sah Blut an die Wände des Zimmers spritzen. Er roch, daß etwas brannte.
In dem Moment dachte er, daß er gestorben sei, und Männer kamen und wickelten ihn in eine Decke, während der Brandgeruch immer stärker wurde.
Eine Weile hinauf und hinunter wie irr. Dann kippte er, und ein Geräusch wie ein Herzschlag erfüllte die Luft.
»Er wacht auf«, sagte jemand. »Gib ihm doch noch eine.«
Er sah einen Mann in einem blauen Overall. Sah das Unendlichkeits-Symbol, das Emblem des Reseune-Personals.
In dem Moment verließ er sich auf nichts mehr von dem, was er gemutmaßt hatte. Und er war sich nicht mehr sicher, wo das Band angefangen hatte, oder was wirklich war.
»Nimm das verdammte Hypo!« rief ihm jemand ins Ohr. »Verflucht noch mal, halt ihn fest!«
»Justin!« schrie er, weil er jetzt glaubte, daß er die ganze Zeit zu Hause gewesen sei und die vage Chance bestünde, daß Justin ihn hören könnte, ihm helfen, ihn befreien würde. »Justin ...!«
Das Hypo versetzte ihm einen Schlag. Er kämpfte, und Körper lagen auf ihm, bis die Wucht der Droge zuviel für ihn wurde und die Welt unter ihm wankte und sich drehte.
Er erwachte in einem Bett in einem weißen Zimmer und war ans Bett gefesselt. Unter den Laken war er nackt. An einem Band über seiner Brust und um sein rechtes Handgelenk hafteten Biosensoren. Das linke war verbunden. Ein Warnsignal piepste. Er selbst verursachte es. Seine Pulsrate tat es, ein stiller Schrei, den er zu verlangsamen und zu dämpfen versuchte.
Aber die Tür öffnete sich. Ein Techniker trat ein. Es war Dr. Ivanov.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Ivanov, kam näher und setzte sich auf die Bettkante. »Sie haben dich heute nachmittag gebracht. Es ist alles in Ordnung. Sie haben diese Dreckskerle zur Hölle geschickt.«
»Wo war ich?« fragte er sehr ruhig. »Wo bin ich jetzt?«
»In der Klinik. Es wird schon wieder.«
Das Kontrollgerät piepste wieder aufgeregt. Grant versuchte seinen Puls
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