Geklont
lieber Junge, das ist einfach schrecklich dumm. Du weißt doch, daß ich nicht dein Freund bin.«
»Wo ist er?«
»Beruhige dich. Ich habe ihn nicht. Natürlich bin ich ihm - auf der Spur gewesen. Wo sollte er denn sein?«
Er sagte nichts. Er saß da und versuchte seine Fassung zurückzugewinnen, während er den Abgrund vor sich sah.
»Ich kann dir überhaupt nicht helfen, wenn du mir keinen Hinweis gibst, mit dem ich etwas anfangen kann.«
»Natürlich kannst du mir helfen, wenn du willst. Du weißt verdammt gut, wo er ist!«
»Mein Lieber, du kannst wirklich zum Teufel gehen. Es sei denn, du beantwortest mir meine Fragen, und ich verspreche, daß ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um ihn herauszuholen, wo immer er hineingeraten ist. Ich werde die Krügers nicht einsperren lassen. Ich werde deinen Freund in Novgorod nicht hochnehmen lassen. Ich nehme doch nicht an, daß Jordans Ferngespräch vor einer Weile etwas damit zu tim hat, daß du dein Büro verlassen hast und hergekommen bist. Ihr zwei kommt in dieser Woche wirklich nicht gut miteinander zurecht.«
Er saß da und starrte sie lange an. »Was willst du?«
»Die Wahrheit, wenn's geht. Ich sage dir, wo er meiner Vermutung nach ankommen sollte, und du bestätigst es einfach. Ein Kopfnicken genügt. Von hier zu den Krügers. Von den Krügers zu einem Mann namens Merild, einem Freund von Corain.«
Seine Hände klammerten sich noch fester an den Stuhl. Und er nickte.
»In Ordnung. Vielleicht war er mit den Lastkähnen unterwegs. Aber eigentlich sollte er den Luftweg nehmen, stimmt's?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ist das die Wahrheit?«
»Es ist die Wahrheit.«
»Vielleicht ist er einfach noch nicht losgeflogen. Aber was sonst noch ins Bild paßt, gefällt mir nicht. Corain ist nicht der einzige politische Freund, den die Krügers haben. Sagt dir der Name de Forte etwas?«
Er schüttelte verwirrt den Kopf.
»Rocher?«
»Abolitionisten?« Sein Herz stockte für einen Moment, Hoffnung und Schmerz rangen miteinander. Rocher war ein Wahnsinniger.
»Du hast es erfaßt, mein Schatz. Dieses Flugzeug ist heute morgen drüben in Big Blue gelandet und mit einem Bus zusammengetroffen, der dann auf der Straße von Bertille nach Sanguey davongefahren ist. Ich habe Leute, die denselben Weg fahren, aber es kostet selbst mich ein wenig Organisation, um Leute dorthin zu bringen, die Grant herausholen können, ohne daß die anderen ihm die Kehle durchschneiden ... Sie werden es schon schaffen, Junge. Die Abolitionisten machen das nicht alle aus sauberen und edlen Motiven, und wenn sie etwas Vorhaben, was die Krugers in Schwierigkeiten bringt, kannst du dir verdammt sicher sein, daß sie es nicht einem Azi zuliebe tun, hast du gehört, Junge?«
Er hatte es gehört. Er glaubte, er habe es verstanden. Aber er hatte sich als etwas begriffsstutzig erwiesen, hatte Ari gesagt; und er wollte es von ihr hören. »Was meinst du, worauf sie aus sind?«
»Es geht um deinen Vater. Und Rat Corain. Grant ist ein Azi aus Reseune. Und er ist ein Warrick-Azi, das ist beinahe so gut, als bekämen sie Paul in die Hände; und de Forte hat es auf Corains Kopf abgesehen, Junge, weil Corain mit mir ein Geschäft gemacht hat, weil er über das Fargone-Projekt und das Hope-Projekt eine Vereinbarung getroffen hat, in deren Mittelpunkt dein Vater steht, und wir können von Glück reden, wenn du es nicht geschafft hast, den Krügers Grant gleich in den Schoß zu werfen.«
»Du bist hinter ihm her, um ihn zurückzuholen.«
»Ich will ihn zürückhaben. Ich will ihn von Rocher, du verdammter kleiner Idiot, und wenn du willst, daß er am Leben bleibt, fängst du jetzt besser an, mir alle Geheimnisse zu verraten, die du bisher für dich behalten hast. Du hast doch nichts über die Verbindung mit Rocher gewußt, oder? Du wußtest überhaupt nichts über die radikalen Freunde der Krugers...«
»Nein. Davon wußte ich nichts. Ich ...«
»Ich erzähle dir mal, was sie mit ihm machen werden. Sie werden ihn irgendwohin bringen, wo sie ihn mit Drogen vollpumpen und ausfragen. Vielleicht machen sie sich die Mühe, ihn mit einem Band zu behandeln, während sie das tun. Sie werden herauszufinden versuchen, was er über das Rubin-Projekt und das Hope-Projekt weiß und alles andere, was er kennt. Sie werden versuchen, ihn fertigzumachen, weiß Gott. Aber das ist nicht unbedingt das, worauf es ihnen ankommt. Ich sag dir, was meiner Meinung nach passiert ist. Ich glaube, Kruger ist von diesem
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