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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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von den unangehmen Empfindungen. Er spürte, wie Justin aufstand, hörte ihn sich in den Stuhl setzen, vergewisserte sich etwas später, daß Justin tatsächlich dort saß, und ruhte sich noch eine Weile aus.
    Inzwischen fühlte er sich klarer. Er fühlte sich sogar von Sekunde zu Sekunde sicherer. Er hatte gewußt, wenn das Leben halbwegs lebenswert war, würden Justin oder Jordan zu ihm kommen und ihn zurückholen. Irgendwie. Wenn es eintraf, mußte er es glauben, oder er würde nie mehr wieder an etwas glauben und nie von der Reise zurückkehren, die er angetreten hatte.
     
    II
     
    Die Berichte trafen ein, und Geraud Nye nagte an seinem Stift und starrte mit einer Anspannung auf den Monitor, die ihm an den Magen ging.
    Der Nachrichtendienst berichtete von der Entführung eines Reseuner Azis durch radikale Elemente und einer von der Polizei und dem Sicherheitsdienst Reseunes gemeinsam durchgeführten Razzia einer abgelegenen Niederschlagsstation auf den Höhenzügen über Big Blue, illustriert mit ausführlichen und abstoßenden Innenlaufnahmen durch die Polizeikameras - der mit dem Blut seiner Entführer bespritzte Azi, als er gerettet und an Bord eines Polizeitransporters geschafft wurde. Es war nicht ohne Verluste abgegangen, als Scharfschützen mit Hinterlandausrüstung hineinmarschierten, durch eine Seitentür in die Gänge einbrachen und über die Treppe einen fliegenden Angriff starteten. Ein Polizist wurde verwundet. Drei radikale Abolitionisten kamen ums Leben, was von den Kameras in Großaufnahme festgehalten wurde. Eine gute Darstellung und Leichen, die sie bestätigten, ließen Ianni Merino und den Abolitions-Zentristen keine Möglichkeit, aufzuheulen und den Rat einzuberufen: Merino distanzierte sich öffentlich so weit wie möglich von dem Vorfall. Rocher überhäufte das Informationsministerium mit Anfragen für Geleitschutz für eine Pressekonferenz: Er erhielt keinen. Was bedeutete, daß die Polizei Rocher sehr aufmerksam beobachten würde - das letzte Mal, als Rocher kaltgestellt worden war, hatte jemand in einem U-Bahn-Tunnel in Novgorod ein Vollabolitions-Transparent entrollt und die Schienen sabotiert, was eine Verkehrsstockung hervorgerufen hatte, die der Nachrichtendienst nicht ohne weiteres ignorieren konnte.
    Es hatte Rocher weiß Gott nicht das Wohlwollen der Pendler eingebracht. Aber er hatte seine Anhänger, und eine kleine Machtdemonstration bedeutete Zuwachs.
    Es wird Zeit, dachte Nye, etwas gegen Rocher und de Forte zu unternehmen. Bisher waren sie ein willkommenes Ärgernis für Corain und Merino gewesen und hatten die Zentristen in Mißkredit gebracht. Aber jetzt hatte Rocher die Grenze überschritten und war zu einer Plage geworden.
    Es wäre nützlich gewesen, wenn sie Grant schweren Schaden zugefügt hätten. Ein dem Nachrichtendienst übermittelter Vorher-und-nachher-Spot hätte die Abolitionisten als die Schurken entlarvt, die sie waren. Rechtschaffene Bürger bemerkten es nie, wenn eine Gehirnwäsche ablief. Oder etwas zurechtgerückt wurde. Es wäre ebenfalls nützlich gewesen, wenn sie den Azi für eine komplette Neuausbildung auseinandernehmen - oder ihn ganz auseinandernehmen könnten. Weiß Gott, er war ein Alpha und ein Warrick-Erzeugnis, und weiß Gott, was Rochers Bänder ihm zugefügt hatten: Nye selbst würde lieber sichergehen; soviel hatte er Ari gesagt.
    Auf keinen Fall, hatte Ari geantwortet. Was denkst du dir? In erster Linie ist er ein Druckmittel. In zweiter Linie ist er ein Zeuge gegen Rocher. Laß die Finger von ihm!
    Druckmittel gegen wen? dachte Giraud säuerlich. Ari hielt nächtliche Sitzungen mit dem jungen Justin ab und war, wenn sie nicht gerade Jane Strassen Magengeschwüre bereitete wegen der Instandsetzung des Labors Eins und der Umbesetzung von acht Forschungsstudenten, so von ihren fixen Ideen um das Rubin-Projekt beansprucht, daß sie für niemanden außer ihren Azis und Justin Warrick Zeit opferte.
    Sie leidet unter großer Langeweile. Hat ihre fugend verloren und all das.
    Haut ab und läßt mich allein den Schlamassel in Novgorod aufräumen! Laß die Finger von Merild oder den Krugers! Wir wollen den Feind nicht in den Untergrund treiben. Einige dich mit Corain. Das ist doch nicht schwierig, oder?
    Zum Teufel!
    Das Telephon klingelte. Es war Warrick. Senior. Er verlangte Grants Übergabe in seine Obhut.
    »Das habe ich nicht zu entscheiden, Jordie.«
    »Verdammt noch mal, sieht wohl so aus, als hätte das überhaupt niemand zu entscheiden,

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