Geködert
und erstickend. In diesem Augenblick vergoldete die durch das große Fenster flach einfallende Spätnachmittagssonne auch Bret – und die Maschine, in der er gefangen saß –, so dass er aussah wie die Statue eines vergessenen heidnischen Gottes.
»Wie ich höre, trainieren sie dich für den Zehnkampf bei der nächsten Olympiade.«
Bret schien das alberne Kompliment zu gefallen. Er lächelte das scheue, flüchtige Lächeln, das er immer bei den hübschesten Mädchen an den Schreibmaschinen des Department eingesetzt hatte, und rieb sich das Gesicht. »Drei Stunden täglich, aber es lohnt sich. Während der letzten beiden Monate habe ich endlich große Fortschritte gemacht«, sagte er. Er kletterte aus der Maschine und wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn.
»Klingt hart.«
»Und wenn ein ehemaliger Stabsarzt der Marineinfanterie das Programm überwacht, ist es auch hart«, sagte Bret mit jenem masochistischen Stolz, dem alle Männer gelegentlich verfallen. »Ich bin sogar schon Ski gelaufen.«
»Nicht übel.«
»In Sun Valley. Nur ein Wochenende. Leichte Hänge. Keine Kunststücke.« Er schüttelte mir die Hand und hielt sie fest. Einen Augenblick standen wir nur da und sahen uns an. Allen Verstimmungen, die es zwischen uns gegeben hatte, zum Trotz hatte ich ihn gern, und ich nehme an, er wusste das. Als er vor drei Jahren in wirklich ernsten Schwierigkeiten gesteckt hatte, war er zu mir gekommen, und aus irgendeinem blöden Grund, den ich nicht herausfinden konnte, war ich darauf stolz. Aber Bret hatte einen großen Teil seines Lebens in der Gesellschaft der Reichen und Mächtigen zugebracht und sich den Panzer zugelegt, hinter den solche Leute ihre Gefühle in Sicherheit bringen. Er lächelte, meine Hand loslassend, und gab mir einen sanften Klaps auf den Arm. »Mein Gott! Ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen, Bernard. Und wie gehen die Geschäfte?«
»Wir kommen zurecht, aber nur gerade eben.«
»Dicky hat nicht Europa gekriegt?«
»Nein.«
»Das ist sicherlich so auch das Beste. Er ist noch nicht reif für die Verantwortung. Wie geht es mit dem Deputy? Wie ich höre, tritt er jeden in den Hintern.« Er lud mich mit einer Handbewegung zum Sitzen ein, und ich folgte der Einladung.
»Wir sehen ihn in letzter Zeit viel häufiger«, gab ich zu.
»Das ist gut. Ein bereits geadelter Stellvertreter hat nicht mehr soviel Grund, sich anzustrengen«, sagte Bret. »Ich nehme an, er will zeigen, dass er pflichtbewusst ist.«
»Er hat die Erhebung in den Adelsstand nicht für seine Verdienste um das Department gekriegt«, bemerkte ich.
»Höre ich da den Schrei des wunden Herzens?« fragte Bret und lachte ein nüchternes, kleines Lachen, das seine Muskeln nicht anstrengte.
Ich hatte die Unerfahrenheit des Deputy gar nicht tadeln wollen, aber wenn man sich mit Bret unterhielt, sagte man immer mehr, als man wollte. Und sobald es um Adelstitel und ähnliche Ehrungen ging, bekam Bret einen gierigen Gesichtsausdruck. Ich staunte immer wieder darüber, dass gebildete und weitläufige Leute wie Bret, Dicky und Frank so scharf waren auf diese unpassenden und unpraktischen Auszeichnungen. Aber darauf beruht das ganze System; und zumindest kostet es den Steuerzahler nichts. »Der Deputy wird sich schon noch machen«, sagte ich. »Aber eine Menge Leute mögen keine neuen Ideen, egal, wer sie ihnen verkauft.«
»Frank Harrington zum Beispiel«, sagte Bret.
Natürlich hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. So kurz vor seiner Pensionierung würde Frank sich gegen jegliche Veränderung sperren.
»Ich höre so dies und das, Bernard. Sogar hier drüben erfahre ich, was ihr so anstellt. Der D.G. hält mich auf dem laufenden.«
»Der D.G.?«
»Nicht persönlich«, sagte Bret.
»Wir kriegen ihn in letzter Zeit kaum noch zu sehen«, sagte ich. »Es heißt allgemein, er sei krank und wolle sich vorzeitig pensionieren lassen.«
»Und räumt dem Deputy das Feld … Ja, diese Sachen habe ich hier auch gehört, aber ich würde den D.G. noch nicht abschreiben. Der alte Teufel hat viel zuviel Vergnügen daran, die Fäden in der Hand zu halten.«
»Ich sollte öfter hierher kommen und mich mit dir unterhalten, Bret«, sagte ich bewundernd.
»Vielleicht solltest du das, Bernard«, sagte er. »Manchmal sieht ein Zuschauer das Spiel klarer als die Spieler.«
»Aber welcher Spieler nimmt einen Rat von den Tribünen an?«
»Das ist der alte Bernard, den ich gekannt habe«, sagte er in einem Ton, der vielleicht sarkastisch war,
Weitere Kostenlose Bücher