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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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vielleicht aber auch nicht. »Und die reizende Gloria? Läuft das noch?«
»Sie ist ein gutes Mädchen«, sagte ich so vage, dass er meine Unlust, darüber zu reden, bemerken hätte können.
»Wie ich höre, seid ihr zusammengezogen.«
Verdammter Schnüffler, dachte ich, ließ mir aber nichts anmerken. »Ich habe das Haus in der Stadt vermietet und eine Hypothek auf ein Häuschen in einem Vorort aufgenommen.«
»Mit Investitionen in Grundbesitz kann nichts schiefgehen«, sagte er.
»Wenn mein Schwiegervater zu spinnen anfängt, schon«, sagte ich. »Er hat die Bürgschaft für die alte Hypothek übernommen. Selbst die Bank weiß nicht, dass ich das Haus schon vermiete.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen, Bernard. Vielleicht werden sie höhere Raten fordern, aber ich glaube nicht, dass sie dich in wirkliche Schwierigkeiten bringen werden.«
»Das Haus gehört zur Hälfte Fiona. Wenn ihr Vater für sie Anspruch auf diese Hälfte erhebt, kann ich mich auf einen verdammt unangenehmen Rechtsstreit gefasst machen.«
»Warst du schon bei einem Anwalt?« fragte er.
»Nein, ich versuche, nicht an die Sache zu denken.«
Bret verzog missbilligend das Gesicht. Leute wie Bret gingen schon zum Anwalt, bevor sie sich eine zweite Portion kohlehydratreicher Beilagen auf den Teller luden. »Das Department würde dir helfen«, sagte er in jenem autoritären Ton, in dem er seine Überlegungen vorzubringen pflegte.
»Es wird schon irgendwie gehen«, sagte ich. Tatsächlich fühlte ich mich etwas gestärkt durch seine Ermutigung, obwohl ich sehr gut wusste, was ich von dieser scheinbaren Autorität zu halten hatte.
»Meinst du nicht, dass Fiona vielleicht zurückkommt?« fragte er. Er zog einen Pullover über. Die Sonne war untergegangen, und es wurde kühl.
»Zurückkommen!« sagte ich. »Wie denn? Sie würde doch sofort vor Gericht gestellt.«
»Es sind schon seltsamere Geschichten passiert«, entgegnete Bret. »Wie lange ist sie jetzt weg?«
»Schon lange.«
»Warte trotzdem ab«, sagte Bret. »Du denkst doch nicht daran, dich wieder zu verheiraten?«
»Vorläufig nicht«, antwortete ich.
Er nickte. »Komm zu mir«, sagte er. »Wenn du irgendwelche Sorgen wegen deines Hauses hast, Ärger mit dem Schwiegervater oder sonstwas in der Art, wende dich vertrauensvoll an mich. Ruf hier an. Gib eine Nummer an, wo ich dich erreichen kann. Verstehst du?«
»Warum du, Bret? Ich meine, herzlichen Dank. Aber warum du?«
»Hast du je von unserem Unterstützungsfonds gehört?« fragte Bret, und ohne meine Verneinung abzuwarten, fuhr er fort. »Ich bin kürzlich zum Präsidenten dieses Fonds gemacht worden. Genaugenommen ist das nur ein Ehrentitel, aber ich habe doch die Chance, mit dem Geschäft in Berührung zu bleiben. Und der Fonds ist genau für solche Probleme wie deines da.«
»Unterstützungsfonds?«
»Für deine Probleme kannst du nichts, Bernard. Deine Frau ist zwar zum Feind übergelaufen, aber daran kann doch niemand dir die Schuld geben. Es ist ein Problem des Department, und das Department wird sich auch darum kümmern.« Er hob gerade lang genug den Blick von seinen Fingernägeln, um mir ernsthaft und aufrichtig in die Augen zu sehen.
Ich sagte: »Ich beneide dich um deinen Glauben an das Verständnis und die Fürsorglichkeit des Department, Bret. Vielleicht ist es dieser Glaube, der dich am Leben erhält.«
»Der Glaube versteht sich von selbst für uns Anglophile, Bernard.« Bret steckte beide Hände in die Hosentaschen und grinste. »Aber, um auf die Ursache deiner Schwierigkeiten zurückzukommen, was hörst du denn von Fiona?«
»Sie arbeitet für die andere Seite«, sagte ich stur. Er wusste, dass ich über all das nicht reden wollte, aber das schreckte ihn nicht ab. Ich hatte gehofft, von ihm zu erfahren, warum er sich so lange totgestellt hatte, aber er wollte sich mir offenbar nicht anvertrauen.
»Keine Mitteilungen? Nichts? Die Kinder müssen ihr doch fehlen.«
Ich sagte: »Sie wäre doch verrückt, wenn sie die Kinder zu sich holen würde. Es wäre schlecht für die Kinder, und außerdem könnten ihre neuen Chefs die Kinder als Druckmittel benutzen, wenn sie mal aus der Reihe tanzt.«
»Wahrscheinlich vertraut man ihr, Bernard. Sie hat schließlich eine Menge aufgegeben: Kinder, Ehemann, Familie, Heim und Karriere. Sie hat alles aufgegeben. Ich nehme stark an, dass man ihr da drüben traut.« Er machte sich am Armaturenbrett des Übungsfahrrades zu schaffen. Das war typisch für Bret. Ständig musste er an irgend etwas

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