Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
abgeschrieben hatten.
»Er war nicht besonders guter Laune. Aber ein chronisches Leiden kann einem die Laune schon verderben.«
»Aber jetzt ist er auf dem Wege der Besserung?«
»Eine reiche alte Dame hat ihn bei sich aufgenommen. Sie sagt, er sei ihre alte Jugendliebe.«
»Wie süß«, sagte Gloria.
»Sie hat ein sehr nettes kleines Anwesen in Ventura County. Ich weiß nicht, wozu er überhaupt gesund werden will.«
»Das ist gemein, Liebster«, sagte sie. »Das verdirbt alles. Das ist nun wirklich kein bisschen romantisch.« Ihre marinierten Pilze wurden gebracht, und während sie zu essen begann, sagte sie: »Du hast wieder mal genau im richtigen Augenblick ’ne Fliege gemacht.«
»Ach ja?«
»Freitag morgen. Erst kommt dein alter Freund Werner Volkmann, mit verkniffenem Gesicht und zornfunkelndem Blick. Soviel ich verstanden habe, beschuldigt er Frank Harrington, seine Frau auf ein Himmelfahrtskommando nach Frankfurt an der Oder geschickt zu haben. Ich sage dir, der Mann war außer sich! Ich bin ihm aus dem Weg gegangen.«
»Und was ist passiert?«
Sie aß weiter und sagte: »Nach vielem Hin und Her, wobei Dicky über Kopfschmerzen klagte und sagte, er werde deswegen wohl zum Arzt gehen müssen, wurde entschieden, dass der Deputy mit Werner reden sollte.«
»Der Deputy?«
»Na, Werner wollte es niemand anderem als dem verdammten D.G. persönlich sagen. Dicky erzählte ihm, der D.G. sei wegen Krankheit beurlaubt, aber das kaufte ihm natürlich Mr. Volkmann nicht ab. Es lag auf der Hand, dass ein Gespräch mit Dicky den Mann nur noch wütender machen würde, und so bot schließlich der Deputy an, sich um die Sache zu kümmern.«
»Anständig von ihm«, sagte ich.
»Sir Percy ist schon in Ordnung. Er hat Mum, und er traut sich, auch mal ’ne Entscheidung zu fällen.«
»Und es gibt in der Londoner Zentrale nicht viele Leute, von denen man das sagen kann.«
»Das Gespräch mit dem Deputy hat Werner dann auch beruhigt. Richtig wütend war er nur, solange er dachte, dass sie ihn abwimmeln wollten.«
»Wenn Werner richtig wütend wird, ist er mit Vorsicht zu genießen.«
»Ich war ganz erschrocken. Dicky auch. Ich glaube, es ist dieser verdammte Bart. Jedenfalls ging Dicky ganz schön die Muffe.
Er flüchtete in Morgans Büro und machte die Tür hinter sich zu, ohne zu merken, dass ich gerade auch drin war. Er sagte zu Morgan, all diese Außendienstagenten seien Trottel. Als er merkte, dass ich das mit angehört hatte, lächelte er, als sollte es ein Witz sein.«
»Was hat der Deputy zu Werner gesagt?«
»Das weiß niemand. Die beiden waren allein. Fast eine Stunde lang. Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass sie sich auf Anhieb prächtig verstanden haben oder dass sie sich gegenseitig an die Gurgel gesprungen sind, jedenfalls kam Volkmann mit einem seligen Lächeln wieder raus, also kann man wohl annehmen, daß der Deputy seine Sache gut gemacht hat.«
»Ich bin verdammt froh, dass ich nicht da war«, sagte ich.
»Wusstest du denn, dass er Krach schlagen wollte?«
»Kann sein, dass er so was angedeutet hat.«
»Du Aas.«
»Was habe ich denn nun schon wieder gemacht?«
»Du hättest ihn schon am Abend vorher beruhigen können. Aber nein, du läßt ihn ins Büro kommen und Krach schlagen. Ich nehme an, das hat dich amüsiert, was?« Sie sagte das ohne Bitterkeit. Ich hatte den Verdacht, dass es ihr Spaß machte, mich in der Rolle des ewigen Störenfrieds zu sehen.
»Vielleicht hätte ich ihn beruhigen können. Vielleicht nicht. Die Sache ist nicht so einfach, wie sie aussieht. Werner steht schon lange auf dem Kriegsfuß mit Frank Harrington. Er hasst ihn wie die Pest, und wenn die beiden sich wegen irgendeiner Sache in die Haare kriegen, werde ich mich nicht dazwischen werfen. Dabei würde ich womöglich gleich zwei gute Freunde verlieren, und ich habe nicht genug Freunde, um riskieren zu können, zwei der besten zu verlieren, nur um für Dicky, Morgan und die übrigen Bürohänger irgendwas glattzubügeln.«
»Du hast es ja auch glücklich geschafft, dich rauszuhalten. Ja, und gestern hat uns dann noch deine Freundin Lucinda besucht.«
»Cindy Prettyman?«
»Lucinda Matthews will sie neuerdings genannt werden. Darauf legt sie anscheinend großen Wert.«
»Kam sie ins Büro?«
»Nein, gestern war doch Samstag, sie kam in die Balaklava Road. Ich war gerade mit dem Wagen zurückgekommen und hatte wegen des kaputten Scharniers die Garagentür offengelassen. So ist sie einfach reingekommen, ohne zu klingeln. Ich war ganz

Weitere Kostenlose Bücher