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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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schön sauer. Ich wollte so schnell wie möglich mit der Wäsche der Kinder fertig werden, damit mir Mrs. Palmer beim Bügeln helfen könnte.«
»Was wollte sie denn?«
»Das Übliche. Die angebliche Ermordung ihres Mannes, der KGB-Schmiergeldfonds und die Verschwörung dahinter. Du weißt schon.«
»Hat sie dir das alles erzählt?«
»Ich dachte, sie würde überhaupt nicht mehr aufhören. Endlich sagte ich, du würdest dich irgendwann in der nächsten Woche mit ihr treffen. Nicht im Büro, sagte sie, denn sie will nicht, dass man euch zusammen sieht. Wenn du mich fragst, Liebling, die Frau ist nicht mehr ganz dicht.«
»Ist irgendwas Neues passiert?«
»Sie sagte, dass ich dir sagen soll, dass sie seine neue Idee hat über das Geld. Und sie will die Schachtel mit Papieren wiederhaben, die sie dir gegeben hat. Sie glaubt, dass darin ein Hinweis versteckt sein könnte.«
»Viel Freude wird sie an dem Zeug nicht haben«, sagte ich. »Es sei denn, sie begeistert sich plötzlich für Archäologie.« Unwillkürlich seufzte ich tief. Ich fühlte mich einer neuerlichen Begegnung mit Cindy nicht gewachsen.
»Sie sagte, das würde dich interessieren. Sie hat erfahren, dass irgendwelche Summen transferiert werden. Sie haben Angst, sagt sie. Sie müssen gemerkt haben, dass jemand hinter ihnen her ist. Lauter solche Sachen. Total durchgedreht.«
»Cindy hat hart gearbeitet.«
Gloria war nicht gerade scharf darauf, sich dem Lob für Cindy anzuschließen. »Sie weiß nicht, wovon sie redet«, sagte sie. »Im Augenblick wird eine Menge heißes Geld von deutschen Banken und Firmenkonten abgezogen. Das ist wegen der neuen Gesetze, die demnächst in der Bundesrepublik in Kraft treten. Die EG hat verlangt, dass in Zukunft auch in Deutschland Banken und Gesellschaften ihre Gewinne offenlegen müssen. Vom nächsten Jahr an wird es deshalb auch in Deutschland nicht mehr so leicht sein, unbemerkt irgendwelche Gelder in Banken oder Gesellschaften zu begraben. Die Hauptkasse wird sich eben auf diese Veränderungen vorbereiten.«
»Ich dachte, deutsche Banken wären verpflichtet, den deutschen Finanzbehörden gegenüber alles offenzulegen. Ich wusste nicht, dass es in Deutschland auch heißes Geld gibt.«
Gloria schüttelte den Kopf. »Auskunftspflichtig sind sie den Behörden nur über das Geld ihrer Kunden. Ihr eigenes Geld und die dicken Gewinne, die sie damit machen, halten sie geheim. Du weißt doch, wie all diese verdammten Banken an der High Street sind. Und die deutschen Banken sind zehnmal schlimmer.«
»Woher weißt du denn das alles?«
»Mein Volkswirtschaftsunterricht. Die westdeutschen Geldmärkte sind mein Spezialthema.«
»Hast du Cindy das gesagt?«
»Die hält mich doch für dein blondes Dummchen. Die wollte doch mit mir gar nicht reden.« Glorias Kalbsleber wurde gebracht. Wirklich gut sah sie aus. Ich stibitzte ihr eine geröstete Kartoffel und ließ sie den Rest in Frieden essen.
»Wahrscheinlich muss ich irgendwann mit Cindy sprechen. Das schulde ich Jim«, sagte ich.
»Du sollst sie zu Hause anrufen und ein Treffen fürs Wochenende verabreden.« Gloria vergaß plötzlich ihre Leber und legte Messer und Gabel weg. Sie sprach jetzt in verändertem Ton, ernst und besorgt. »Ich glaube wirklich, dass sie ein bisschen gestört ist, Bernard. Sie hatte ihren Wagen meilenweit vom Haus entfernt vor den Inkerman Villas geparkt. Ich sagte ihr, das Parken dort sei reserviert und ihr Wagen könnte womöglich abgeschleppt werden, aber sie hörte überhaupt nicht zu. Dauernd sah sie aus dem Fenster, als erwartete sie, da einen Verfolger zu sehen. Als sich sie fragte, was denn sei, sagte sie, sie bewundere nur die Aussicht. Sie hat einen richtig irren Blick, sage ich dir. Mir war ganz unheimlich in ihrer Gesellschaft.«
»Ich werde sie anrufen müssen«, sagte ich, während ich nach einer Entschuldigung suchte, es nicht zu tun. »Aber ich wünschte, sie würde mich in diese Geschichte nicht noch weiter reinziehen. Ich habe schon Bret verärgert, und ich frage mich, wozu eigentlich? Ich habe genug Arbeit und genug Feinde, auch ohne dass Cindy mir noch mehr von beidem verschafft.«
»Du hast gesagt, du wolltest der Sache auf den Grund gehen«, sagte Gloria.
»Aber ich habe einfach nicht die Zeit dazu. Die ganze Sache ist nur eins von den vielen kleinen Geheimnissen des Department, und wenn sie unbedingt wollen, dass sie geheim bleibt, dann soll sie eben geheim bleiben. Ich stolpere schließlich alle Nase lang über irgendwelche Rätsel.

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