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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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das meinst.« Gloria, der mein gereizter Ton nicht entgangen war, sah uns nacheinander vorwurfsvoll an.
    »Ein Agent im Außendienst läßt sich doch mit einem kleinen Orden und dem Dank des Vaterlandes nicht abspeisen, wenn er sein Geschäft versteht. Er weiß, dass er einen Sack voll Goldstücke kriegen kann und dass, wo er die herkriegt, noch mehr zu holen ist. Verstehst du mich jetzt?«
    »Nein«, sagte ich.
    Wieder schlug er mir auf die Schulter, was er vermutlich für kameradschaftlich hielt. »Und ich finde das vollkommen in Ordnung. Ich bin nicht im mindesten dagegen. Sollen doch die Leute, die die Dreckarbeit machen, auch ein bisschen davon haben, sage ich. Das ist schließlich nicht unrecht.«
    »Meinst du Papa?« fragte Gloria. Der warnende Ton war unüberhörbar, nur war Dodo nicht mehr nüchtern genug, darauf zu achten.
    Er pfiff durch die Zähne und sagte: »Darling, was deinem lieben Vater bezahlt wurde – und was ich verdient habe –, war doch Hühnerfutter im Vergleich mit dem, was Leute, die wirklich Bescheid wissen, beiseite bringen. Wenn dir das bisher entgangen sein sollte, kann Bernard dich bestimmt genauer informieren.«
    »Mir ist bisher noch kein reicher Agent über den Weg gelaufen«, sagte ich.

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    »Wirklich nicht, Darling?« Ein listiges Lächeln verbreitete sich langsam über sein Gesicht.
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?« fragte ich.
    »Also wenn du mir weismachen willst, dass du nicht weißt, wovon ich rede, meinetwegen.« Er trank einen Schluck Whisky, wobei ein Teil auf sein Kinn tropfte, und wandte den Kopf ab.
    »Sag es mir lieber«, sagte ich.
    »Der Teufel soll euch holen!« Breites Lächeln. »Dich und deine feine Frau.«
    »Was ist denn mit mir und meiner Frau?«
    »Komm schon, Darling, stell dich doch nicht dumm.« Ein wissendes Grinsen. »Deine Frau war im Operationsbereich tätig, stimmt’s? Sie war Treuhänderin für irgendeinen obskuren Tilgungsfonds. Dann ist sie verschwunden und mit ihr das ganze Geld. Erzähl mir bloß nicht, dass du nicht ein paar Pfund für dich abgezweigt oder im Namen deiner Kinder irgendwo auf die hohe Kante gelegt hast.«
    »Onkel Dodo, das reicht«, sagte Gloria scharf.
    »Laß ihn weiterreden«, sagte ich. »Ich finde das sehr interessant.«
    Wie ein schlaues kleines Wiesel ließ er die Augen von mir zu ihr wandern. Dann sagte er bedeutungsvoll: »Berlin, Kurfürstendamm.«
    »Was ist damit?«
    »Schneider, von Schild und Weber.«
    »Klingt wie eine Privatbank«, sagte ich.
    »Es ist eine Bank«, sagte Dodo triumphierend, als sei damit bewiesen, dass er recht hatte. »Es ist eine Bank.«
    »Na und?«
    »Soll ich weiterreden, Darling?«
    »Ich bitte darum.«
    »Weber – der Enkel eines der Firmengründer – besorgt gewisse finanzielle Transaktionen für die britische Regierung.

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    Da hast du dein Geld her.« Er betonte jede Silbe, als hätte ich versucht, ihn zum Narren zu halten.
    »Geld? Welches Geld? Und wie bin ich da rangekommen?«
    fragte ich, inzwischen überzeugt, dass er nicht nur sternhagelvoll, sondern verrückt war.
    »Du bist zeichnungsberechtigt für das Konto.«
    »Quatsch.«
    »Eine Tatsache, die man leicht beweisen oder widerlegen kann.« Der Kellner stellte einen kleinen Teller mit Schokoladenminzplätzchen auf den Tisch. Dodo reichte den Teller nicht herum, er wickelte eines der Plätzchen aus und schob sich’s in den Mund.
    »Wer hat dir das alles erzählt?« fragte ich.
    Kauend sagte Dodo: »Ich kenne den jungen Weber seit vielen Jahren. Als ich vom Department in den Ruhestand versetzt wurde, hat Webers Vater alles für mich geregelt.«
    Ich versuchte, seine Gedanken zu lesen. Er kaute sein Schokoladenminzplätzchen und starrte mich blicklos an.
    »Du kommst doch oft genug nach Berlin, Darling. Geh einfach mal bei Weber vorbei, und unterhalte dich mit ihm.«
    »Vielleicht mache ich das wirklich.«
    »Das Geld ist sicherlich in kurzfristig kündbaren Obligationen angelegt. So wird das gewöhnlich gemacht. Ein Dutzend Zeichnungsberechtigte ungefähr – mindestens. Aber zwei davon müssen jeweils unterschreiben. Also etwa du und deine Frau.«
    »Ein Dutzend Zeichnungsberechtigte?«
    »Stell dich doch nicht schon wieder dumm, Darling. Das ist doch gang und gäbe.« Die Bosheit hatte jetzt die Oberhand.
    »Falsche Namen?« fragte Gloria.
    »Das ist gar nicht nötig. Echte Namen sind viel besser. So verbirgt man den wahren Zweck des Kontos, und außerdem steht man gut da, falls doch jemand

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