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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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wir verneinten, führte er uns in die Küche hinunter, wo zwei Köche wie die Irren schufteten, um eine Unmenge

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    exotischer Gerichte zu fabrizieren. Gloria und Dodo wetteiferten darin, mir die verschiedenen Gerichte zu erklären, und stritten sich über die jeweiligen authentischen Rezepte. Ich probierte alles durch. Kalbfleischstreifen in saurer Sahne, geschmorte Rindfleischwürfel mit Knoblauch und Paprika, panierte Hühnerstückchen, gekochtes Schweinefleisch mit Meerrettich, Süßwasserfisch, mit Knoblauch und Ingwer gewürzt.
    Nichts davon war mir bei meinen Reisen in das moderne Ungarn je untergekommen. Was sich da Gulasch nannte, schmeckte nach nichts und wurde einem so lieblos, wie es gekocht war, mit auf ein Maß von hundert Gramm geeichten Suppenkellen zugeteilt.
    »Dir schmeckt die ungarische Küche, was?« sagte Dodo.
    Die einzige gute Mahlzeit, die ich in Ungarn bekommen hatte, war mir in einem großen Landhaus in der Nähe des Plattensees serviert worden. Das Essen war von Käfer in München, über die Grenze geschmuggelt. Mein Gastgeber war ein Schwarzhändler und der Ehrengast an seinem Tisch ein Oberst der Sicherheitsorgane. Als aber Dodo sagte – wie das übrigens heutzutage schon geradezu Pflicht ist bei uns –, dass die Ungarn wieder verdammt gut essen neuerdings und dass Budapest bald wieder das Ziel pilgernder Gourmets sein wird, nickte ich und lächelte und schlang mein Essen hinunter und sagte, ja, so sei es wohl.
    Nach dem Essen machten wir uns auf die Suche nach einem Ort, wo wir uns bequem hinsetzen könnten. Die Zimmer im Erdgeschoß hatten sich geleert, denn die Zigeunermusik hatte viele Gäste nach oben gelockt. In einer Ecke in einem dieser Zimmer stand ein großer Tisch, auf dem Plakate und Faltblätter auslagen, die für ein neu erschienenes Buch mit dem Titel »Die wunderbare Welt der ungarischen Küche« warben. Und nun ging mir ein Licht auf: Der unsägliche Dodo hatte uns zu einer Buchpräsentation eingeladen, mit der er selbst gar nichts zu tun

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    hatte. Er sah, wie ich das Werbematerial betrachtete, und lächelte nur, ließ sich zu einer Erklärung aber nicht herab. So war er eben.
    Ein Kellner in eleganter weißer Jacke mit goldenen Schulterstücken bot uns Kaffee und Pfannkuchen an. Dodo lehnte ab, um die Erzählung über seine Jugendjahre in Wien fortsetzen zu können. »Die Wirtin – so knausrig und geldgierig, wie nur Wirtinnen in Wien sind – hatte einen Schiele in der Küche hängen. Eine Kohlezeichnung, ein Portrait. In der Küche! Sie hatte es dem armen Teufel für irgendeine geringfügige Schuld abgenommen. Dabei hatte sie keine Ahnung, was sie da in ihrer Küche hängen hatte, die blöde Kuh. Ein buntes Bild wäre ihr lieber gewesen, sagte sie immer. Tatsächlich sind ja die farbigen Zeichnungen, die es von Schiele gibt, alle nachträglich koloriert, wirklich ursprünglich kann man also nur die Kohlezeichnung nennen.
    Dieses entzückende Portrait stellte übrigens eine junge Frau dar, ich weiß nicht genau, ob es seine Edith war, sie hätte es aber gewesen sein können, das hätte den Wert der Zeichnung natürlich noch erhöht.« Ich versuchte wegzuhören. Ein anderer Kellner erschien in der Tür. Dodo leerte sein Whiskyglas und winkte damit dem Kellner, ohne sich zu vergewissern, ob dieser ihn überhaupt bemerkt hatte. »Das waren noch Zeiten«, sagte Dodo und lehnte sich, rot im Gesicht und schwer atmend, zurück. Es war nicht ganz klar, ob er von Schieles Zeiten oder seinen eigenen sprach. Ich fragte nicht nach. Dodos erbarmungsloses Geschwätz ließ einem nicht viele Erholungspausen, und ich bekam langsam Kopfschmerzen.
    Die Chancen, dass er länger als ein, zwei Augenblicke lang den Mund hielt, standen jedoch schlecht. In kürzester Zeit hatte Dodo ein neu gefülltes Glas in der Hand und fing eine neue Geschichte an.
    Er war in voller Fahrt, als der Kellner zum zweiten Mal Kaffee anbot, und der sarkastische Unterton seiner spaßigen

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    Geschichten schien mir seit einiger Zeit schon eine gewisse Feindseligkeit auch gegen mich zu verraten. Er legte mir schwer die Hand auf die Schulter. »Wir, die wir die Ehre hatten, in Stellungen des Vertrauens und der Gefahr für die Regierung Ihrer Majestät zu arbeiten, wir wissen, dass das Glück den Mutigen begünstigt, ist’s nicht so, Bernard?«
    Bemerkungen in diesem Sinn hatte er im Laufe des Abends schon mehrere gemacht, und diesmal stellte ich ihn zur Rede.
    »Ich weiß nicht genau, wie du

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