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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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ihn vor einiger Zeit, gebeugt und mit düsterem Gesicht, den Expreßaufzug betreten gesehen zu haben, der den Alten ohne Zwischenhalt in die oberste Etage beförderte.
    Sir Henrys Büro war immer noch dort oben, und man hatte nichts darin verändert; ein heilloses Durcheinander von alten Büchern, Akten, Nippesfiguren und Souvenirs, die zu hässlich und zu billig waren, als dass er sie in seinem Haus in Cambridge aufbewahren hätte können, andererseits seinem Herzen zu teuer, um sie wegzuschmeißen.
    Die unbezwingbare und stets bezaubernde Gloria löste mein Problem, als sie eines Mittags in der Kantine eine Freundin an unseren Tisch rief. Peggy Collier, eine vorzeitig ergraute Dame, die mit Gloria gleich vom ersten Tag an, da sie ihren Dienst bei uns antrat, Freundschaft geschlossen hatte, deutete an, dass Sir Henry jeden Freitag in seinem Büro sei. Sie sagte, jeden Freitagmittag müsse sie eine Kassette mit »dringenden und aktuellen Vorgängen« für den D.G. bereithalten. Die Papiere würden dann durch Kurier zum Cavalry Club in Piccadilly gebracht. Als ich das hörte, fiel mir auch wieder ein, dass im Operationslogbuch an jedem Freitag der Cavalry Club als Kontaktnummer des D.G. angegeben war.
    Peggy sagte, die Dokumentenkassette würde stets zwischen fünf und sieben Uhr abends durch Kurier ins Büro zurückgebracht. Die arme alte Peggy nämlich musste deren Rückkehr abwarten und die vom D.G. durchgesehenen Akten wieder am richtigen Platz einordnen. Manchmal – viel öfter, als ihr lieb war – kam Peggy deshalb nicht rechtzeitig nach Hause, um ein anständiges Essen zu kochen für ihren Mann Jerry – mit J geschrieben, da der abgekürzte Name nicht Gerald, sondern Jerome war –, der als staatlich geprüfter Buchhalter bei der örtlichen Zweigstelle des Finanzamtes

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    arbeitete und deshalb immer früh zu Hause war, auch weil er nicht diese lange Zugfahrt hatte, die Peggy täglich zweimal erdulden musste wegen der unverschämten Mieten, die überall in der Nähe des Zentrums verlangt wurden, als wenn die Miete, die sie da draußen zahlten, wo sie neben Jerrys Mutter wohnten, nicht schon happig genug wäre. Und wer will schon nach einem harten, langen Arbeitstag mit kalter Küche abgespeist werden? Obwohl ja die Zubereitung eines kalten Abendbrots auch nicht viel schneller geht als die eines anständigen warmen Essens. Und wer kann es sich schon leisten, die Preise zu zahlen, die sie in dem kleinen Laden gerade neben der Bushaltestelle verlangen, der immer bis Mitternacht auf hat – Ausländer führen den, aber man kann gegen diese Leute sagen, was man will, die scheuen jedenfalls harte Arbeit nicht, was man leider von manchen in Pegs Bekanntenkreis nicht sagen kann –, aber wer kann sich die warmen Mahlzeiten zum Mitnehmen, die’s da gibt, schon leisten, bei den Preisen, die sie verlangen? Sie haben dort Schweinefleischpasteten,
    gekochtes Huhn und diese
    ausländischen Würstchen, die ganz aus Fleisch gemacht sind und die Jerry so gerne ißt, aber Peggy findet, dass sie komisch schmecken wegen der vielen Chemikalien, die da drin sind, jedenfalls schreiben das die Zeitungen, aber kann man wirklich alles glauben, was man in der Zeitung liest?
    »Wer macht den Kurier?« fragte ich.
    »Jeder, der autorisiert ist, streng geheimes Material zu transportieren.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Und seinen Hund«, sagte sie. »Der Fahrer nimmt die Kassette und den Hund mit. Der Hund geht dann im Green Park spazieren.«
    Der Cavalry Club ist nicht einer von diesen »Gentleman’s Clubs«, in denen sich heute Schauspieler und Werbefachleute breitmachen. Die einzigen Nichtkavalleristen, denen sich diese

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    heiligen Hallen jemals geöffnet hatten, waren die (nachdem ihr ähnlich exklusiver Club im Januar 1976 hatte geschlossen werden müssen) verwaisten ehemaligen Mitglieder des Guard’s Club. Die stille Würde des alten Hauses an dem zur Hyde Park Corner hin gelegenen Ende von Piccadilly macht den elitären und stammesbewussten Mitgliedern alle Ehre. Wenn man erwähnt, dass ihr Club in dem Ruf steht, mehr französischen Champagner zu verbrauchen als irgendein vergleichbares Etablissement, wird man von den geselligen Kavalleristen daran erinnert, dass ihr Haus sich besonderer Beliebtheit als Schauplatz von Regimentsfeiern und privaten Cocktailpartys erfreut, deren fröhlicher Lärm oft bis in den abgeschiedenen, stillen Bezirk der Bibliothek des Clubs dringt.
    Sir Henry Clevemore war allein im

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