Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
wollen, vergieß’ ich wirklich keine Tränen.« Ich sah auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. Frank, der meinem Blick gefolgt war, sagte:
    »Hier werden sie dich nicht suchen.«
    »Was soll das Ganze eigentlich, Frank?«
    »Ich hoffte, das könntest du mir erklären, Bernard.«

    - 355 -
    »Ich war beim Alten und hab’ ihm die Geschichte von Bret Rensselaer und den Bankkonten erzählt.«
    »Ich dachte, du hättest endlich aufgehört mit diesem Quatsch«, sagte Frank müde.
    »Haben sie dir gesagt, was sie mir vorwerfen?«
    »Nein.«
    »Wollten sie mich hier einbuchten oder in die Heimat zurückverfrachten?«
    »Keine Ahnung, Bernard. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Du bist der Leiter der Berliner Außenstelle des Department.«
    »Ich sage dir die Wahrheit, Bernard. Verdammt noch mal, ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
    »Es geht um Fiona, stimmt’s?«
    »Fiona?« fragte Frank. Er schien ehrlich verdutzt.
    »Arbeitet Fiona noch für das Department?«
    Das nahm ihm den Wind aus den Segeln. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah mich lange an. Jedenfalls kam’s mir lange vor. Endlich sagte er: »Ich wünschte, ich könnte ja sagen, Bernard. Wirklich.«
    »Das ist nämlich die einzige Lösung, die einen Sinn ergibt.«
    »Wie das?«
    »Was soll Bret Rensselaer mit zig Millionen Dollar anfangen?«
    »Ach, da fällt mir alles mögliche ein«, sagte Frank. Er hatte Bret Rensselaer nie besonders gemocht.
    »Geld. Du weißt doch, wie ängstlich das Department seine Ausgaben überwacht. Kannst du wirklich glauben, dass bei der Hauptkasse Millionen so einfach verschüttgehen können, ohne dass sich irgendjemand erinnert, wo sie hingekommen sind?«
    »Hmm.« Er zog an seiner Pfeife und dachte darüber nach.
    Ich sagte: »Dieses Geld liegt auf geheimen Konten für Zahlungen bereit. Für Zahlungen, Frank.«
    »In Kalifornien.«

    - 356 -
    »Nein. Nicht in Kalifornien. Als ich mich mit Bret in Kalifornien unterhielt, hat das niemanden aufgeregt, außer die Amerikaner. Die allgemeine Aufregung fing erst an, als ich das Geld hierher nach Berlin verfolgt hatte.«
    »Berlin?«
    »Das haben sie dir also nicht erzählt? Schneider, von Schild und Weber, am Kurfürstendamm.«
    Er berührte seinen Schnurrbart mit dem Mundstück seiner Pfeife. »Trotzdem, ich weiß noch immer nicht …«
    »Nimm doch mal an, Fionas Überlaufen sei nur der Schlusspunkt eines langfristigen Plans. Nimm an, dass sie da drüben in Ost-Berlin ihre eigene Sache aufzieht. Sie würde eine Menge Geld brauchen, und zwar genau hier, in Berlin, wo leicht ranzukommen ist.«
    »Um ihre eigenen Agenten zu bezahlen?«
    »Mann, Frank, ich muss dir doch nicht erst erzählen, wozu sie das Geld brauchen würde. Na klar. Für alles mögliche: Agenten, Bestechungen, Spesen. Du weißt, was da zusammenkommt.« Frank legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Ich wünschte, ich könnte das glauben. Aber ich bin der Leiter der Dienststelle hier, wie du vorhin gesagt hast. Niemand könnte ohne meine Einwilligung dorthin versetzt werden. Das weißt du, Bernard. Hör auf, dir etwas vorzumachen, das passt nicht zu dir.«
    »Nimm doch mal an, die Sache wäre sehr geheim. Bret Rensselaer als ihr Führungsoffizier …«
    »Und der D.G. ließe die Operation direkt vom Kabinett autorisieren? Die Erklärung ist genial, aber ich fürchte, die Wahrheit ist einfacher und weniger angenehm.« Er blies eine Qualmwolke aus. »Der Leiter der Berliner Außenstelle wird immer informiert. Über diese Verfahrensregel würde sich nicht mal der D.G. hinwegsetzen. Das war schon immer so, schon als dein Vater noch dabei war. Das wäre das erste Mal.«

    - 357 -
    »Genauso, wie man zum ersten Mal einen hochrangigen Mitarbeiter des Department am Flughafen verhaften läßt«, sagte ich. »Der D.G. ist kein Hasardeur. Ich kenne ihn, Bernard. Wir sind im Krieg zusammen in der Ausbildung gewesen. Er ist übertrieben vorsichtig. Auf einen derart abenteuerlichen Plan würde der sich nie und nimmer einlassen.«
    »Einen Agenten ganz oben beim Stasi einzuschleusen?
    Einen Agenten, dem man traut, auf der höchsten Ebene? Denn da ist Fiona doch gelandet, du selbst hast mir das gesagt.«
    »Beruhige dich, Bernard. Ich kann verstehen, warum dir die Vorstellung gefällt. Fiona wäre rehabilitiert, und du hättest ganz auf eigene Faust das bestgehütete Geheimnis des Department gelüftet.«
    Und außerdem, hätte er hinzufügen können, wäre aus Fionas Liebhaber Bret so ihr Kollege geworden. »Und was ist

Weitere Kostenlose Bücher