Geködert
glitzernden kleinen kapitalistischen Insel inmitten der grünen See kommunistischer Wiesen. Die rote Sonne stand schon tief. Am östlichen Himmel türmten sich hohe Kumuluswolken, während im Westen graue
Gewitterwolken über den Horizont verschmiert waren, als habe ein zorniger Gott versucht, sie auszuradieren.
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Als wir die Treppe zum Rollfeld hinabstiegen, trug ich Werners Aktentasche, während er unter der Last seiner Porzellankiste schwitzte. Die übrigen Passagiere waren schon unterwegs zur Pass- und Zollkontrolle.
Berlin-Tegel liegt im französischen Sektor von Berlin. So war die Anwesenheit von vier britischen Militärpolizisten am Rande des Rollfelds auffällig, um nicht zu sagen beunruhigend.
Sie waren alle vier auf die unnatürlich tadellose Weise angezogen, die man nur bei der Militärpolizei findet. Ihre Schuhe blitzten, ihre Messingknöpfe funkelten, und ihre Uniformen hatten messerscharfe Bügelfalten an allen Stellen, wo Bügelfalten hingehörten.
Als wäre diese ungewöhnliche Präsenz vier britischer »Red-caps« noch nicht genug, bemerkte ich nun auch noch, dass einer von ihnen ein Captain war. Solche Leute stehen selten in der Öffentlichkeit herum, denn ein Captain der Militärpolizei braucht keinen Streifendienst auf Flughäfen, um aufzupassen, dass seine Rekruten nicht schlampig herumlaufen. Auf dem Vorfeld entdeckte ich zwei britische Armeefahrzeuge, einen khakifarbenen Pkw und einen kleinen Lastwagen. Dahinter stand ein blauer Mannschaftswagen mit dem Wappen der Armee de l’Air. Ein paar Meter weiter war auch noch ein Auto der Berliner Polizei. Die Männer, die wartend darin saßen, trugen Sommeruniformen. Ein ganz nettes Polizeiaufgebot für einen praktisch leeren Flughafen.
Als wir das Vorfeld überquerten, nahmen die vier britischen Militärpolizisten Haltung an und starrten zu uns herüber. Der Captain setzte sich in Marsch und schnitt uns den Weg ab.
»Entschuldigen Sie, Gentlemen«, sagte er. Der britische Captain war ein schüchterner junger Mann, dessen breiter Schnurrbart noch sehr pubertär dünn wirkte. »Wer von Ihnen ist Mr. Samson?«
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Ich habe mich später oft gefragt, weshalb Werner, ohne einen Augenblick zu zögern, antwortete: »Ich bin Bernard Samson. Was gibt es, Captain?«
Werner hatte ein Nase dafür, wenn irgendwas nicht stimmte, deshalb sagte er das. Noch bevor mir etwas Ungewöhnliches auffiel, ahnte er schon, dass etwas faul war, und das war wirklich schnell.
»Ich muss Sie bitten, mich zu begleiten«, sagte der Captain.
Er warf dem Sergeant einen Blick zu – der war ein untersetzter, kräftiger Mann von ungefähr vierzig Jahren und trug eine schwere Pistole am Koppel –, und der Blickwechsel der beiden verriet mir alles, was ich wissen musste.
»Sie begleiten?« fragte Werner. »Aber warum?«
»Das sollten wir vielleicht besser im Büro besprechen«, erwiderte der Captain. Er wirkte leicht nervös.
»Ich geh’ wohl besser mit, Werner«, sagte Werner, seine Rolle weiterspielend.
Ich nickte. Wieso machte Werners deutscher Akzent die Leute nicht misstrauisch? Vielleicht war ihnen nicht gesagt worden, dass Bernard Samson Engländer war.
Wie um mir etwas zu beweisen, wandte sich Werner an den Captain und fragte: »Bin ich verhaftet?«
»Also …« sagte der Captain. Offensichtlich hatte man ihm mal erzählt, dass eine Verhaftung in der Öffentlichkeit so etwas wie die letzte Zuflucht sei, etwas, das man nur dann macht, wenn nette Worte nicht mehr weiterhelfen. »Nicht direkt. Ich meine … nur wenn Sie nicht freiwillig mitgehen.«
»Also, wir werden das gleich in Ihrem Büro aufklären. Da muss irgendeine dumme Verwechslung vorliegen«, sagte Werner.
»Zweifellos«, sagte der Captain erleichtert. »Vielleicht kann Ihr Freund Ihnen solange das Paket abnehmen?«
»Ich nehme es«, sagte ich.
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Der Captain wandte sich an einen seiner Begleiter und sagte: »Helfen Sie dem Herrn, Corporal. Nehmen Sie ihm das Paket ab.«
Ich hatte Werners Aktentasche unter dem Arm. Sie enthielt seinen Pass und alle möglichen anderen persönlichen Papiere.
Wenn sie Werner mit auf die Wache nahmen, konnte es ein, zwei Stunden dauern, bis sie dahinterkamen, dass sie den falschen Mann verhaftet hatten. Ich folgte also dem Corporal und Werners Porzellankiste und überließ Werner seinem Schicksal.
Von einem Militärpolizisten begleitet, passierte ich Zoll und Passkontrolle, ohne kontrolliert zu werden. Vor der Ankunftshalle standen Taxis. Mein
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