Geködert
mich dem Haus vorsichtig, wenn es auch nicht sehr wahrscheinlich war, dass
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man mir dort auflauerte. Normalerweise wurden zunächst die Grenzübergänge und der Flughafen besetzt. Das an einem Freitagabend und kurzfristig zu organisieren würde die Herrschaften fürs erste vollauf beschäftigen. Frank als der Chef der Berliner Außenstelle stand bereits unter dem besonderen Schutz der Berliner Polizei. Ich nahm an, dass die Verantwortlichen es nicht für nötig halten würden, zusätzlich einen Patrouillenwagen mit dreifacher Besetzung rund um die Uhr vor seine Haustür zu stellen. Ich galt wahrscheinlich als Flüchtling der Sonderkategorie drei: »möglicherweise bewaffnet, aber nicht gefährlich«.
Axel Mauser, einer meiner Berliner Schulkameraden, hat mir als erster gezeigt, wie man an Regenrinnen hochklettert.
Bis ich bei ihm in die Lehre ging, hatte ich mich immer mit den Händen hochgezogen, und dementsprechend grauenhaft sahen meine Kleider anschließend aus. Axel aber sagte: »An Tauen klettert man mit den Händen hoch, an einer Regenrinne mit den Füßen.« Und er zeigte mir, wie’s die Einbrecher machen, damit die Hände sauber bleiben. Ich weiß nicht, wer ihn das gelehrt hatte, vermutlich sein Vater. Rolf Mauser arbeitete in Lisls Hotel. Er war ein skrupelloser alter Halunke. Rolf würde ich fast alles zutrauen.
Daran dachte ich, als ich zum Fenster von Franks Badezimmer neben dem Schlafzimmer an der Rückseite seines großen Hauses in Grunewald hinaufkletterte. An der Rückseite des Hauses gab es keine Alarmanlagen. Ich wusste das, weil ich bei der Installation der Alarmanlagen in Franks Haus selbst mitgeholfen hatte. Ich wusste auch, dass ich das Badezimmerfenster nur angelehnt, nicht verriegelt finden würde. Frank war ein Frischluftfanatiker. Er hatte mir oft genug gepredigt, wie ungesund es sei, die Schlafzimmerfenster zu schließen, selbst bei kaltem Wetter. Manchmal glaube ich, dass das einer der Gründe ist, weshalb seine Frau nicht mehr mit ihm zusammenlebt. Sie hatte einfach die Nase voll von der
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eisigen Frischluft im Schlafzimmer. Als ich das einmal Fiona gegenüber vermutet hatte, sagte die zwar, das sei doch lächerlich, aber ich fand es überhaupt nicht lächerlich. Ich kann kalte Schlafzimmer nicht ausstehen. Ungesunde Wärme ist mir lieber.
Frank war natürlich nicht im Bett. Ich hatte das auch nicht erwartet. Deshalb stieg ich ja durchs Fenster ein. Zuerst einmal musste ich jedoch tausendundeine Flaschen, Tuben und Dosen mit Badeöl, Rasierseife, Shampoo, Zahncreme und weiß der Teufel was noch allem auf dem Fensterbrett vorsichtig zur Seite schieben. Wozu brauchte Frank bloß dieses ganze Zeug?
Oder waren das die Hinterlassenschaften seiner Freundinnen?
Endlich konnte ich vom Rahmen aufs Fensterbrett steigen und von dort aus in die Badewanne … Du meine Güte, es war Wasser in der Badewanne. Eine ganze Menge! Konnte dieser verdammte Tarrant nicht mal dafür sorgen, dass der Abfluss im Bad anständig funktionierte? Ich hatte den Schuh voll Seifenwasser. Ekelhaft! Ich mochte Franks Diener nicht, und das Gefühl wurde erwidert. Wenn ich genauer darüber nachdachte, dann war der Hauptbeweggrund, warum ich nicht einfach an die Haustür klopfte, mein Misstrauen gegen diesen Tarrant. Wenn er mich gesehen hätte, in der Klemme, in der ich jetzt steckte, würde es drei Minuten dauern, und er hätte sich an die Strippe gehängt und mich verpfiffen. Weniger als drei Minuten. Dreißig Sekunden.
Frank war unten. Ich wusste, wo er war. Ich wusste das schon, als ich auf dem Rasen hinter dem Haus an der Regenrinne hochsah. Er saß im Wohnzimmer und hörte seine Duke-Ellington-Platten. Das machte Frank fast immer, wenn er allein zu Hause war. Volle Lautstärke, so dass man Schlagzeug und Blechbläser noch an der nächsten Straßenecke hörte. Frank sagte, dass man diese alten Platten nur dann richtig genießen könne, wenn man sie so laut spielte, wie die Kapellen bei der
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Aufnahme gespielt hatten, aber ich glaube, Frank wurde allmählich taub.
Es war die Besetzung von 1940 – meiner Meinung nach die beste, die Ellington jemals hatte, Frank war anderer Meinung –, und sie spielte »Cotton Tail«. Kein Wunder, dass Frank nicht hörte, wie ich ins Zimmer kam. Ich hätte einen Mähdrescher über die Schwelle fahren können, und auch das hätte Frank beim Genuß dieses dröhnenden Swing nicht gestört.
Frank saß auf einem Stuhl genau zwischen zwei turmhohen
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