Geködert
dass uns der Urheber dieser blechernen Stimme genau im Auge behielt. »Strecken Sie die Hände nicht aus dem Wagen«, riet Buddy. »In diesem äußeren Bezirk lassen sie die verdammten Hunde frei herumlaufen.«
Wir folgten weiter der unbefestigten Straße, immer bergan, eine Staubwolke hinter uns aufwirbelnd. Dann kam plötzlich hinter einem Felsvorsprung noch ein Maschendrahtzaun in Sicht. Die Straße führte zu einem Tor mit einer Art Schilderhaus. Hinter dem Tor standen drei Personen. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie ein Mann mit zwei Kindern, aber
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beim Näherkommen erkannte ich einen riesigen Weißen mit zwei Mexikanern. Es waren Wachen. Über dem Gürtel des weißen Mannes wölbte sich ein dicker Bauch. Er trug einen breitkrempigen Stetson-Hut, gestärktes Khaki, langschäftige Stiefel und am Hemd ein goldenes Emblem in der Form eines Wappenschildes. In einer Hand hielt er ein kleines Sprechfunkgerät. Die Mexikaner trugen dunkelbraune Hemden, und einer von ihnen hatte eine Schrotflinte. Wie der Maschendrahtzaun sahen diese Leute frisch und gut gepflegt aus. Einer der Mexikaner öffnete das Tor, und der große Mann winkte uns durch.
Es war dann noch mindestens eine Meile zu fahren, bis wir eine Gruppe von niedrigen, rosa verputzten und mit roten Schindeln gedeckten Gebäuden kurz unterhalb des Berggipfels erreichten. Das Alter dieser Bauten war schwer zu bestimmen, aber sie waren in jenem Stil erbaut, den die Kalifornier als
»spanisch« bezeichnen. Buddy fuhr an ein paar
schlammbespritzten japanischen Pick-ups vorbei und parkte in einem kühlen, scheunenartigen Gebäude, wo schon ein Cadillac Seville und ein Lamborghini standen. Er setzte seinen Stetson auf, prüfte dessen Sitz im Rückspiegel und nahm dann mein Gepäck vom Rücksitz. Mein Jackett über dem Arm – es war heiß hier oben, und ich schwitzte –, folgte ich ihm. Die Hauptgebäude waren zweistöckig und dem Meer zugewandt.
An der Rückseite, nach Osten hin, lag ein großer, mit gemusterten Kacheln gepflasterter Hof und ein an die fünfundzwanzig Meter langer Swimmingpool. Das Wasser darin war blau und klar, nur hier und da kräuselte der Wind vom Meer die Oberfläche. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, außer in diesem Swimmingpool, wo eine schlanke Frau mittleren Alters sich mit dem vorsichtigen Hundepaddeln über Wasser hielt, bei dem man nicht Gefahr läuft, sein Augen-Make-up zu verschmieren. Am Rande des Beckens, wo sie gesessen hatte, lagen ein großes rosa Badetuch, Flaschen mit
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Sonnenöl und anderen Kosmetika, eine Bürste, ein Kamm und ein Handspiegel herum. An dem Stuhl lehnte ein halbfertiges Aquarell, das blühende Bougainvillea zeigte. Ein großer Malkasten und ein Krug voller Pinsel standen daneben.
»Hallo, Buddy«, rief die Dame aus dem Wasser, ohne ihr Paddeln zu unterbrechen. »Wie ist der Verkehr? Hallo, Mr.
Samson. Willkommen in La Buona Nuova.«
Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, rief Buddy: »Wir sind auf dem Pacific Highway hergefahren, Mrs. O’Raffety, aber wenn Sie in die Stadt fahren, nehmen Sie besser den Weg durch den Canon.« Er drehte den Kopf lange genug in ihre Richtung, um sie mit seinem verschmitzten Lächeln zu bedenken. Ich winkte ihr zu und sagte danke, musste mich aber beeilen, um mit Buddy Schritt zu halten.
Er betrat über zwei Stufen einen schattigen Bogengang, in dem Stühle und Tische standen. Von einem der Tische war das Frühstücksgeschirr noch nicht abgeräumt: eine
Thermoskaffeekanne, Fruchtsaft in einem Glaskrug und Geschirr, dem man seinen Preis ansah. Gloria hätten die Sachen gefallen. Buddy öffnete eine der drei Türen, die vom Haus auf den Bogengang hinausgingen, und führte mich in ein großes Gästezimmer. Es war eine Variation in Rosa und Weiß.
Drei gerahmte Landschaftsbilder hingen an den Wänden, dilettantische Aquarelle, die mir sehr nach echten O’Raffetys aussahen.
»Mrs. O’Raffety ist meine Schwiegermutter«, erklärte Buddy ungefragt. »Sie ist sechzig. Ihr gehört das alles hier.« Er stellte mein Gepäck ab, öffnete die Tür eines großen, grün und weiß gekachelten Badezimmers und sagte: »Hier wohnen Sie.
Stellen Sie sich die Klimaanlage so ein, wie Sie’s haben wollen.« Er wies auf die Schalttafel an der Wand. »Sie können vor dem Mittagessen noch eine Runde schwimmen. Badehosen sind im Schrank, und nebenan liegen haufenweise Badetücher.«
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»Mittagessen? Ist’s dafür nicht schon ein bisschen spät?«
Der
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