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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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damit rechnen, dass Läden und Wohnanlagen folgen. Und dann steigt automatisch der Wert der ganzen Gegend. Mit einer solchen Investition kann kaum was schiefgehen. Das ist wie Geld auf der Bank. Solange nur die einheimischen Arbeitskräfte billig sind, spielt’s eigentlich keine Rolle, wo Sie Ihr Hotel hinstellen, die Hälfte dieser blöden Touristen weiß doch sowieso nie, in welchem Land sie eigentlich sind.«
    Aber im übrigen war Mr. Woosnam ein angenehmer Reisegefährte mit einem unerschöpflichen Vorrat an Geschichten. »… Die Griechen lassen sich nichts sagen. Ich zeigte diesem Polier – Popopopulis oder so, Sie wissen ja, wie diese Namen sind –, ich zeigte ihm also den Terminplan und sagte, dass demnach der achte Stock längst fertig sein sollte.
    Und was macht der Mann? Wird wütend. Aber wie! Und so droht er mit den Fäusten, schreit, rennt aus der Tür und fällt acht Stockwerke bis in den Keller. Tot, natürlich. Wir hatten furchtbare Mühe, zu dieser Jahreszeit einen neuen Polier zu

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    kriegen. Einen Monat später wäre alles halb so schlimm gewesen.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und lachte.
    »Manche Leute können einfach nicht hören. Sie werden vermutlich auch in Ihrem Geschäft die Erfahrung schon gemacht haben«, sagte Woosnam und fuhr fort, ohne meine Zustimmung abzuwarten. »Lacht doch einer von unseren Architekten auf der Baustelle in Bombay über die aus Bambusrohren zusammengebundenen Baugerüste der Inder!
    Ich hab’ ihm schon erzählt, wie dumm er aus der Wäsche schauen würde, wenn er ein Stahlgerüst aufbaut und es sich in der Hitze in Null Komma nichts verdreht, wie ein Korkenzieher, und sein schönes Projekt gestorben ist. Diese Knaben kommen direkt von der Hochschule und glauben, sie wissen schon alles. Das ist das Problem heutzutage. Da fällt mir noch eine Geschichte ein …«
    Und so ging es weiter. Er war zwar sehr unterhaltsam, aber bei seiner Leutseligkeit war an Schlaf nicht zu denken.
    »Sind Sie viel unterwegs?« fragte er, als ich eben etwas eingenickt war.
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich fliege dauernd in der Weltgeschichte herum. Über den Atlantik zu fliegen ist für Sie natürlich aufregend. Mich langweilt es nur noch.« Er beobachtete, wie ich reagierte.
    »Ja.« Ich versuchte, aufgeregt auszusehen.
    »Und in welcher Branche sind Sie? Nein, sagen Sie’s nicht.
    Ich habe einen guten Blick für so was, Berufe raten ist meine Stärke. Versicherung?«
    »Chemikalien.« Ich sage das meistens; es ist vage und außerdem habe ich mir über die pharmazeutische Industrie irgendwann mal das eine und andere angelesen für den Fall, dass jemand wirklich näher auf meinen Bluff eingeht.
    »Na schön«, sagte er. Einen Irrtum gab er nicht gern zu.
    »Aber kein Vertreter. Für die Verkaufsbranche sind Sie nicht aufdringlich genug.«

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    »Nein, nicht im Verkauf«, räumte ich ein.
    »Würden Sie bitte auf meine Aktentasche aufpassen, während ich eben mal zur Toilette gehe? Wenn sie erst das Essen bringen, springt plötzlich jeder auf und muss mal. Das ist immer so.«
    Die Spielzeugmahlzeit kam und ging. Die sorgfältig modulierte Stimme unseres Kapitäns deklamierte die Namen von fern unter den Wolken verborgen liegenden Orten. Die große Aluminiumröhre dröhnte weiter mit ihrer Last ungewaschener, rotäugiger Reisender, inzwischen vom Alkohol betäubt und von Verdauungsstörungen gequält.
    Unaufhörlich rasten Stewardessen mit zollfreien Kinkerlitzchen durch, wobei sie jedesmal den Blick abwandten, wenn sie an plärrenden Säuglingen und genervten Müttern vorbeikamen. Über den Lautsprecher kamen weitere Namen immer noch unsichtbarer Städte. Die Kabine wurde verdunkelt. Auf blassen Bildschirmen posierten die verschwommenen Geister winziger, unkenntlicher Schauspieler, deren schrille Stimmen einem aus Kunststoffröhren ins innere Ohr drangen. Wir verfolgten im Wettlauf mit der Sonne einen niemals endenden Tag. Vom rotglühenden Brandeisen der Sonne gemartert, geblendet von den weißen Wolken, ließen nun auch die standhaftesten Reisenden den Kopf hängen und suchten in unruhigem Schlummer ihr Elend zu vergessen.
    »Hier spricht der Kapitän …«
    Wir landeten in Los Angeles. Jetzt kam noch das Schlimmste, die Zoll- und Passkontrolle durch die Einwanderungsbehörden der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Über eine Stunde lang stand ich in der Schlange und stieß mein Gepäck mit dem Fuß zentimeterweise vorwärts. Aber endlich ließ man mich widerwillig

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