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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Nachmittag war schon fast vorbei.
    »Wahrscheinlich, aber Mrs. O’Raffety ißt, wann’s ihr passt.
    Sie hat gesagt, sie würde heute mit dem Lunch auf Sie warten.«
    »Das ist aber sehr liebenswürdig von ihr«, sagte ich.
    Die großen, braungetönten Fenster gingen auf den Hof hinaus. Mrs. O’Raffety zog noch immer langsam ihre Längsbahnen im Swimmingpool. Als sie das Ende erreichte, wendete sie majestätisch wie die »Queen Elizabeth« bei der Einfahrt nach Southampton. Jetzt schwamm sie in meine Richtung, und ich konnte ihr Gesicht betrachten. Sie schwamm so angestrengt und konzentriert, dass man ihr, trotz der schlanken Figur und den Beverly-Hills-Schönheitskuren, jedes einzelne ihrer sechzig Jahre ansah.
    »Ganz nett hier«, sagte ich, als mir einfiel, dass eine Bemerkung in der Art von mir erwartet wurde.
    »Drei Millionen Dollar würde sie kriegen – vielleicht mehr
    –, wenn sie verkaufen wollte. Das Grundstück ist riesig.«
    »Und wird sie verkaufen?« fragte ich, in der Hoffnung, mehr über meine geheimnisvolle Gastgeberin und den Grund, warum ich hier war, herauszufinden.
    »Mrs. O’Raffety? Sie wird nie verkaufen. Sie hat genug Geld.«
    »Wohnen Sie auch hier?« fragte ich, denn ich hätte gern gewusst, welche Rolle er in Mrs. O’Raffetys Haushalt spielte.
    »Ich habe selbst ein schönes Haus: drei Schlafzimmer, Swimmingpool, Jacuzzi, alles. Wir sind auf dem Weg hier herauf vorbeigefahren. Wo die hohen Palmen standen.«
    »Ach ja«, sagte ich, obwohl mir ein Haus unter hohen Palmen nicht aufgefallen war.
    »Meine Ehe ist gescheitert«, sagte er. »Charly – das ist Mrs.
    O’Raffetys Tochter – hat mich verlassen. Sie hat einen Filmschauspieler geheiratet, den wir bei einem Wohltätigkeitsbankett trafen. Er schien hier nie die richtigen

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    Rollen zu kriegen, und so sind sie schließlich nach Florida gezogen. Sie haben ein wunderschönes Haus außerhalb von Palm Beach.« Das sagte er ohne Bitterkeit – überhaupt ohne emotionale Anteilnahme –, als spräche er von Leuten, die er nur aus den Klatschspalten der Boulevardzeitungen kannte.
    »Aber Sie sind bei Mrs. O’Raffety geblieben?«
    »Na, ich musste ja wohl«, sagte Buddy. »Ich bin Mrs.
    O’Raffetys Anwalt. Ich kümmere mich um ihre Geschäfte.«
    »Ach so, natürlich.«
    »Also, gehen Sie schwimmen, Mr. Samson. Das Wasser ist ziemlich warm. Mrs. O’Raffety muss wegen ihrer Bandscheiben viel schwimmen, aber kaltes Wasser kann sie nicht ausstehen.« Er schaute aus dem Fenster und beobachtete sie. Sein starrer Gesichtsausdruck hätte bedeuten können, dass er sich Sorgen um sie machte.
    »Und wer ist Mr. O’Raffety?« fragte ich.
    »Wer ist Mr. O’Raffety?« Meine Frage verblüffte Buddy anscheinend.
    »Ja. Wer ist Mr. O’Raffety? Wovon lebt er?«
    Buddys Gesicht entspannte sich. »Ach, jetzt verstehe ich«, sagte er. »Wovon er lebt. Also, Shaun O’Raffety war Mrs.
    O’Raffetys Friseur. In L. A. … tolles Geschäft am Rodeo Drive.« Buddy kratzte sich am Kinn. »Das war natürlich alles lange vor meiner Zeit. Hat auch nicht lange gehalten. Sie hat ihm Geld gegeben für eine Bar in Boston. Sie hat ihn schon seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, aber ich muss ab und zu hinfahren und ihm aus der Patsche helfen.«
    »Wieso?«
    »Ach, Geldschwierigkeiten, Schwierigkeiten mit Frauen, mit der Steuer, mit Buchhaltern, manchmal mit den Bullen wegen irgendwelcher Schlägereien in seiner Bar. Der alte Shaun ist Ire. Eine ehrliche Haut im Grunde. Er läßt sich nur zu leicht mit den falschen Kunden, Freunden und Frauen ein.«
    »Von Mrs. O’Raffety mal abgesehen«, sagte ich.

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    Für einen Augenblick glaubte ich, Buddy beleidigt zu haben, doch er fasste sich schnell wieder und sagte: »Ja, von Mrs. O’Raffety abgesehen.« Es fiel richtig auf, dass er dabei nicht lächelte. »Da Sie Mrs. O’Raffetys Anwalt sind, Buddy, könnten Sie mir vielleicht erklären, weshalb ich hierher gebracht worden bin.« Er sah mich an, als wollte er mir helfen, als wollte er darauf wirklich eine Antwort finden.
    »Gesellschaftliche Ereignisse sind nicht grade mein Fall«, sagte Buddy. Er schwieg eine Weile, als bedauerte er, mir sein Verhältnis zu Mrs. O’Raffety erklärt zu haben. Endlich sagte er: »Mrs. O’Raffety hat eine Privatsekretärin, die die Einladungen für sie erledigt: Wochenendgäste, Cocktails, Dinnerpartys und dergleichen.«
    »Aber, ganz unter uns, Buddy, ich kenne Mrs. O’Raffety überhaupt nicht.«
    »Dann sind Sie

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