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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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die eigene Regeln aufstellten. Birkita war eine höchst kompetente und bewanderte Hohepriesterin gewesen. Sicher wusste sie, dass Lichtbringerinnen ihren eigenen Wegen folgten.
    In dem Moment explodierte Morrigan förmlich vor Wut und erhob die Stimme, sodass Kegan sie problemlos verstehen konnte.
    „Ich brauche verdammt noch mal etwas frische Luft!“, brauste sie auf und schnitt Birkita das Wort ab. „Nein, ich will im Moment nichts weiter hören.“
    Dann schaute die Lichtbringerin ihm direkt in die Augen. Kegan spürte ihren Blick wie Feuer auf der Haut. Es gab nichts anderes mehr außer Morrigan. Seine Gedanken, seine Sehnsüchte, seine Visionen – alles existierte nur noch im Zusammenhang mit ihr. Er konnte nicht anders, als auf sie zuzugehen.
    „Mylady, erlaubt mir, Euch an die Oberfläche zu begleiten“, sagte er und verbeugte sich formvollendet.
    Morrigan zögerte einen Moment, dann legte sie eine Hand auf den angebotenen Arm.
    „Meinetwegen. Ich muss nur mal eine Weile hier raus.“
    „Ihr Wunsch ist mir Befehl, Mylady“, sagte Kegan. Dann rief er einer der noch in der Halle befindlichen Priesterinnen zu: „Lasst einen Korb mit Speisen und Wein an die Oberfläche bringen. Eure Lichtbringerin muss sich nach dem Ritual erst einmal erden.“
    „Ja, Mylord“, sagte die Priesterin und eilte davon.
    Morrigan sprach kein Wort, doch sie summte nur so vor Energie und war so angespannt, dass ihre Hand ein Loch in seine Haut zu brennen schien. Kegan führte sie aus dem Usgaran. Er spürte Kais nachdenklichen Blick noch lange, nachdem sie die Halle verlassen hatten.

12. KAPITEL
    Morrigan stürmte durch den Höhleneingang wie ein verblassender Stern. Sie ließ den Arm des Zentauren los und ging weiter, wobei sie gerade so viel von ihrer Umgebung wahrnahm, dass sie rechtzeitig vor einem Abhang stehen blieb. Die Hände in die Hüften gestemmt starrte sie auf den Horizont. Das goldene Sonnenlicht blendete sie, und sie blinzelte ein paarmal, um sich an die Helligkeit des Tages zu gewöhnen. Mit tiefen Zügen sog sie warme Morgenluft ein. Dabei versuchte sie, den Tumult der Gefühle in ihrem Inneren zu beruhigen, indem sie durch die Gefühle von Macht und Aufregung tief einatmete, die ihren Körper immer noch elektrisierten. Das Ritual hatte mit ihrer Antwort auf Schmerz und Trauer begonnen, aber bald hatten sich ihre Gefühle in pure Wut verwandelt. Erst dann war sie von der Macht erfüllt worden. Macht! Die Art und Weise, wie das Licht durch ihren Körper gerauscht war, war noch reiner und aufregender gewesen als in der Höhle von Oklahoma, als Kyle sie kurz vor dem Unfall beobachtet hatte. Morrigan zitterte, als sie sich an das Verlangen erinnerte, das sie da ebenfalls gespürt hatte.
    „Euer Ritual hat mich bewegt.“
    Sie hatte ganz vergessen, dass der Zentaur da war, und zuckte bei seinen Worten überrascht zusammen. Er stand hinter ihr, aber sie drehte sich nicht zu ihm um. „Wirklich? Nun, mich hat es auch bewegt.“
    „Es war anders als alle Totenrituale, die ich bisher erlebt habe.“
    Morrigan sah ihn immer noch nicht an. „Tut mir leid, dass es anormal war. Birkita ist deswegen ebenfalls ausgeflippt.“
    „Ausgeflippt?“
    Sie seufzte. „Ausgeflippt meint eine Mischung aus Schock und Verärgerung.“
    „Dann muss ich sagen, dass Euer Ritual mich nicht hat ausflippen lassen. Ich sagte, es hat mich bewegt, nicht schockiert oder verärgert. Offen gesagt verstehe ich auch nicht, was Birkita daran schockierend gefunden haben könnte. Lichtbringerinnen folgen immer ihrem eigenen Weg.“
    Sie drehte sich um. „Du weißt etwas über Lichtbringerinnen?“, fragte sie. Bei seinem vertrauten Anblick rutschte ihr die persönliche Anrede einfach so heraus.
    Ihm schien das nichts auszumachen, denn er sprach normal weiter: „Historisch gesehen waren sie leidenschaftliche Frauen, die reich von den Göttern gesegnet waren und eigene Regeln aufstellten.“ Sein Lächeln war liebevoll und warmherzig. „Aber bis zum heutigen Tag habe ich nie eine ein Ritual durchführen sehen. Es mit eigenen Augen zu beobachten ist viel interessanter, als darüber in trockenen, staubigen Geschichtsbüchern zu lesen.“
    „Genauso geht es mir mit Zentauren.“ Die Worte waren ihr einfach so herausgerutscht, und sie hätte sich am liebsten eine Hand vor ihren dummen Mund geschlagen, als ihr auffiel, was sie da laut ausgesprochen hatte.
    Sein Lächeln änderte sich nicht. „Zentauren?“
    Ach, verdammt. Sie konnte ja schlecht so

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