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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Hohepriesterin Blicke zuwarfen, die beinahe ängstlich wirkten.
    „Unglaublich“, sagte Kai sanft, den Blick immer noch auf Morrigan gerichtet. „Hast du schon jemals so etwas gesehen?“
    „Nein. Das hat seit drei Generationen niemand mehr gesehen.“
    „Was willst du damit sagen?“, fragte der Steinmeister.
    Kegan riss sich von Morrigans Anblick los, um Kai mit einem ernsten Blick zu fixieren. „Nach all den Jahren, die du die Sidetha schon besuchst, hast du dich da nie mit ihren Überlieferungen beschäftigt?“
    Kai runzelte die Stirn. „Natürlich habe ich mir Wissen über Adsagsona angeeignet, und ich bin befreundet mit ihrer alten Hohepriesterin Birkita, aber der Fokus der Menschen hier hat nicht gerade auf dem Spirituellen gelegen.“
    Kegan schnaubte. „Du meinst, Shaylas gewinnsüchtige Natur hat auf sie alle abgefärbt.“
    „Ich könnte argumentieren, dass Shaylas Natur ihrem Volk erst diesen Wohlstand verschafft hat, aber wie dem auch sei, meine Aufgabe war es, als Vermittler zwischen den zurückgezogen lebenden Sidetha und denen in Partholon zu wirken, die Produkte kaufen wollten, die es nur in ihrem Reich gibt. Es war nicht meine Pflicht, ihre spirituelle Geschichte zu studieren. Du bist der Hohe Schamane, nicht ich.“
    Kegan überlegte, ob er darauf hinweisen sollte, dass Kai nur aufgrund seiner spirituellen Gaben Steinmeister geworden war. Aus diesem Grund sollte er wenigstens eine gewisse Neugier für die Gaben der Göttin aufbringen, aber dann dachte er, dass er vielleicht ein wenig übersensibel reagierte. Kai hatte wirklich keinen Grund, in die spirituelle Vergangenheit der Sidetha einzutauchen. Er selbst kannte ihre Überlieferungen durch seine Ausbildung zum Hohen Schamanen.
    „Sie ist eine Lichtbringerin, das bedeutet, ihre Macht ist mindestensso groß wie meine. Wenn nicht größer“, erklärte er.
    Kai sah ernsthaft schockiert aus. „So mächtig ist sie? Wirklich?“
    „Ja.“
    „Dann steht ihre Macht in Konkurrenz zu der von Eponas Auserwählter?“
    Kais Frage traf Kegan wie ein Blitz. Adsagsona war nicht Epona, Kriegs- und Pferdegöttin und erste Gottheit Partholons. Sie war die Göttin der Unterreiche der Welt – dem Schoß von Partholon. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, dass einer der anderen Götter oder Göttinnen, die von den unterschiedlichen Völkern in Partholon angebetet wurden, mit der großen Epona vergleichbar sein könnte. Was, wenn eine Priesterin von Adsagsona, oder zumindest jemand, der von seiner Göttin mit einer einzigartigen Gabe gesegnet worden war, ähnliche Kräfte befehligte wie die Auserwählte von Epona?
    Würde diese Hohepriesterin, die begnadete Lichtbringerin, nicht einen ebenbürtigen Partner brauchen? War er vielleicht als Seelenverwandter von Morrigan erschaffen worden und hatte deshalb diese spontane Anziehung zu Myrna verspürt, die ihr in allen Bereichen so sehr glich, abgesehen vom spirituellen?
    „Kegan? Was ist los?“
    „Nichts, ich habe bisher nur nie darüber nachgedacht, was für Folgen eine weitere Priesterin mit ähnlicher Macht wie Eponas Auserwählte für Partholon haben könnte.“
    „Aber jetzt denkst du darüber nach.“
    Kegan fing den Blick des Steinmeisters auf und sah darin die Erkenntnis dessen, was er nie zu verbergen versucht hatte – dass er die Macht genoss, die seine ungewöhnliche Position als Hoher Schamane der Zentauren und als jüngster Meisterbildhauer Partholons ihm gewährte. Kai wusste vermutlich auch, dass ein großer Teil seines Enthusiasmus beim Umwerben von Myrna von der Macht herrührte, die er erhalten hätte, wenn es ihm gelungen wäre, die Liebe der nächsten Auserwählten von Epona zu gewinnen. Natürlich war Myrna nicht im Geringsten von der Göttin berührt worden. Er sowie alle anderen zentaurischen Schamanen waren der Chance beraubt worden, an Myrnas Seite über Partholon zu herrschen.
    Jetzt allerdings musste Kai eine wiedererwachte Hoffnung in seinen Augen aufflackern sehen.
    „Ja“, sagte er flach. „Ich denke darüber nach. Genau wie du.“
    Kegan wandte seine Aufmerksamkeit wieder Morrigan zu. Birkita redete mit ihr. Er konnte nicht verstehen, was die ältere Frau sagte, aber sie sprach mit einer kontrollierten Eindringlichkeit, die Falten auf ihre Stirn zeichnete und sie verstört wirken ließ. Kegan fragte sich, was los war. Ja, Morrigans Ritual war ungewöhnlich gewesen, aber sie war die Lichtbringerin. Historisch gesehen waren es begnadete, leidenschaftliche Frauen,

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