Gekroent
Monate Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und wieder und wieder war mir ein Name durch den Kopf gegangen. Ich hatte Alanna danach gefragt, als er mir das erste Mal in den Sinn kam, und als sie mir seine Bedeutung erklärte, wusste ich, dass ich den Namen für meine Tochter hatte.
„Myrna. Ihr Name ist Myrna.“
ClanFintan lächelte und schloss uns in seine starken Arme.
„Myrna, das Wort der alten Sprache für Geliebte . Es ist, wie es sein soll, denn sie ist wahrhaftig die von uns über alles Geliebte.“ Er beugte sich herunter und flüsterte so leise, dass nur ich es hören konnte: „Ich liebe dich, Shannon Parker. Danke, dass du uns eine Tochter geschenkt hast.“
Ich kuschelte mich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Unsere Tochter schlief friedlich zwischen uns. ClanFintan nannte mich selten bei dem Namen, unter dem ich geboren worden war – und niemals, wenn jemand aus dem Volk uns hören konnte. Es gab nur drei Menschen, die wussten, dass ich nicht Rhiannon, Tochter des MacCallan, war: ClanFintan, Alanna und Carolan. Alle anderen in Partholon hatten keine Ahnung, dass ich vor beinahe einem Jahr „aus Versehen“ mit der echten Rhiannon den Platz getauscht hatte, die beinahe haargenau so aussah wie ich. Bei unserem Aussehen endete die Ähnlichkeit dann aber auch schon. Rhiannon war eine selbstsüchtige, gehässige Zicke, die ihr Volk im Stich gelassen hatte. Ich denke von mir gerne, dass ich nur ein kleines bisschen selbstsüchtig bin und nur zickig, wenn es unbedingt nötig ist. Ich weiß, dass ich weder Partholon noch seine Bewohner oder die Göttin, die ich hier lieben gelernt hatte, jemals verlassen werde. Ich habe gekämpft, um bleiben zu können – und ich würde bleiben.
Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass ich nach Partholon gehörte. Epona hatte mir klar zu verstehen gegeben, dass nun ich ihre Auserwählte war und dass mein Austausch gegen Rhiannon kein Fehler oder gar ein Zufall gewesen war. Epona hatte mich auserwählt , und deshalb gehörte ich in diese Welt.
Zutiefst beglückt drückte ich meine Nase vorsichtig an den zartenKopf meiner Tochter. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mamas Liebling.“
ClanFintan hielt mich in seinen warmen, starken Armen. Er drückte mich an sich, und ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören, als er sagte: „Herzlichen Glückwunsch an meine beiden Mädchen.“
Ich blinzelte überrascht und lachte. „Stimmt ja! Heute ist der dreißigste April, mein Geburtstag. Das hatte ich total vergessen.“
„Du warst ja auch schwer beschäftigt“, sagte ClanFintan.
„Wie wahr.“ Ich lächelte den unglaublichen Zentauren an, in den ich bis über beide Ohren verliebt war. „Ich denke, dass wir Epona für unsere zauberhafte Tochter danken sollten, die am Geburtstag ihrer Mutter auf die Welt gekommen ist.“
Er gab mir einen sanften Kuss. „Epona gilt mein immerwährender Dank für Myrna und für dich.“ Er atmete tief ein, dann ertönte seine sonore Stimme, mit der er normalerweise das alte Schamanenritual anrief, das ihn dazu befähigte, sich in einen Menschen zu verwandeln, um mit mir Liebe zu machen. Nun rief er: „Heil dir, Epona!“
„Heil dir, Epona!“ Alanna und die Dienerinnen nahmen seinen Ruf freudig auf.
Plötzlich blähten sich die Vorhänge vor den vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern wie Wattewolken, und auf der duftenden Brise segelten Hunderte Rosenblätter in mein Zimmer. Die Dienerinnen stießen beglückt kleine Schreie aus und wirbelten zwischen den Blättern herum. Die Stimme, auf die ich gewartet hatte, erfüllte den Raum, und meine Göttin Epona sprach.
Meine Geliebte hat ihre Geliebte zur Welt gebracht. Mit großer Freude heiße ich Myrna, Tochter meiner Auserwählten, in Partholon willkommen. Lasst sie uns mit Freude, Magie, Lachen und dem Segen ihrer Göttin in Empfang nehmen!
Ploppend und zischend, sodass ich an ein Silvesterfeuerwerk denken musste, wurden aus den Rosenblättern kleine glitzernde Bälle, aus denen Hunderte Schmetterlinge aufflatterten. Dann ploppte es erneut, und die Schmetterlinge wurden zu juwelenbesetzten Kolibris, die durch den Raum schwebten und meine lachenden, tanzenden Nymphen umkreisten.
Meine Augen füllten sich mit Tränen der Freude und Erleichterung. Meine Tochter war wohlbehalten zur Welt gekommen, und meine Göttin war bei ihrer Geburt dabei gewesen. Vollends zufrieden entspannte ich mich in der wärmenden Umarmung meines Mannes und schaute auf das Wunder
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