Gekroent
Epischen Poesie.“
„Oh, danke. Ich hatte keine Ahnung, wer sie ist, und ich wollte ihn nicht danach fragen. Wie auch immer, er hat mir gesagt, dass ich das richtige Stück Marmor für Kalliopes Bank gefunden hätte, und dann nahm er scherzhaft meine Hand, als wollte er mir einen formellen Handkuss geben. Dabei ist es passiert.“ Morrigan schluckte schwer. Ihr Mund war mit einem Mal furchtbar trocken. „Ich habe einen seltsamen Ruck gespürt, als hätte ich einen Schlag bekommen.“ Als sie Birkitas fragenden Blick sah, sagte sie: „Stell es dir wie eine Miniaturausgabe der Elektrizität vor, von der ich dir erzählt habe.“
„Oh, der gezähmte Blitz.“
„Genau. Er muss es auch gespürt haben, denn seine Reaktion war seltsam. Er starrte mich an, als hätte ich mich in ein Monster oder so verwandelt, und dann hat er mich gefragt, wer ich bin.“
„Was habt Ihr geantwortet?“ Sorgenfalten zeichneten sich auf Birkitas Stirn ab.
„Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er hat sich so schnell verändert. Ich meine, es war so leicht, mit ihm zu reden. Ich mochte ihn wirklich. Wir haben sogar über Myrna gesprochen, und er hat mir erzählt, dass ich genauso aussehe wie sie – oh, das hat Kegan übrigens auch gesagt.“
„Also stimmt es. Ihr seid tatsächlich ihr Spiegelbild.“
Morrigan versuchte, nicht finster dreinzuschauen. „Ich denke lieber, dass sie mein Spiegelbild war, aber wie auch immer. Das Ergebnis ist das Gleiche. Beide Männer sagen, ich sehe genauso aus wie sie, wenn man davon absieht, dass sie kein bisschen göttliche Kraft in sich hatte.“
Birkita nickte langsam. „Als verkündet wurde, dass Myrna einen menschlichen Mann heiraten wird, wussten wir alle, dass sie ihrer Mutter nicht als Auserwählte Eponas folgen würde. Aber Ihr sagt nun, dass sie überhaupt nicht von Epona berührt worden ist?“
Morrigan zuckte mit den Schultern. „Kegan und Kai behaupten das. Ehrlich gesagt meinte Kai, dass wir völlig gleich aussehen, außer als ich die Kristalle zum Leuchten gebracht habe. Er sagte, wenn ich von der Kraft ihres Lichts erfüllt bin, sehe ich überhaupt nicht aus wie Myrna.“
Anstatt eines Kommentars bat Birkita Morrigan, ihren Kopf nach hinten unter den Wasserstrahl zu halten, damit sie ihr Haarausspülen konnte. Sie sprach wenig, während sie Morrigan aus der Wanne half und sie in dicke Handtücher wickelte. Als Morrigan vor der Frisierkommode in ihrem Zimmer saß, trocknete Birkita ihr Haar und kämmte es aus. Irgendwann ertrug Morrigan das Schweigen nicht länger.
„Warum glaubst du, hat Kai so merkwürdig auf den Schlag reagiert, den wir bei der Berührung bekommen haben? Und was war das überhaupt?“
Birkita schaute ihr im Spiegel in die Augen. „Kai hört die Geister in den Steinen, vor allem im Marmor. Die Geister enthüllen ihm die wahre Natur des Objekts – was sie sind, wohin sie gehören, was in ihnen verborgen ist. Es ist, als offenbarte sich ihm das Schicksal des Steines, den er berührt.“
„Könnte er irgendwie die Wahrheit über mich gefühlt haben, dass ich die Tochter der echten Rhiannon bin?“
„Ich habe nie gehört, dass seine Fähigkeit über unbelebte Objekte hinausgeht. Ich wüsste nicht einmal, dass sie über Steine hinausreicht.“
„Nun, ganz sicher hat er irgendwas erfahren, als er mich berührt hat, und das hat ihn ganz schön ausflippen lassen.“ Birkita runzelte die Stirn, und Morrigan seufzte. „Ausflippen ist gleich Schock plus Verärgerung. Obwohl, Kai ist nicht einfach ausgeflippt, er sah total verstört aus, als hätte er etwas wirklich Schlimmes entdeckt.“
„Wenn er glauben müsste, dass Eponas Auserwählte ein Scharlatan ist, würde das den Steinmeister wirklich zutiefst verstören.“
„Aber wie könnte er das glauben, egal was er gehört, gesehen oder gespürt hat, als er mich berührte? Grandpa und Grandma haben mir immer gesagt, dass Shannon wirklich Eponas Auserwählte ist. Und du sagst auch, sie ist die Geliebte der Göttin. Jeder glaubt das, und zwar schon seit lange vor meiner Geburt. Ich kann nicht glauben, dass die Berührung meiner Hand ihn das infrage stellen ließ – geschweige denn ihn so entsetzt hat.“
„Vielleicht habt Ihr seinen Ausdruck missverstanden. Die Tatsache, dass Ihr in einer anderen Welt geboren worden seid, ließ ihn vielleicht etwas Seltsames an Euch spüren. Etwas Unbestimmbares, das er nicht erklären konnte und das ihn überrascht
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