Gekroent
habe?“
„Ich habe gehört, dass ihr einander geküsst habt.“
Morrigan konnte das Lächeln in Birkitas Stimme hören. Sie warf einen Blick über die Schulter und wischte sich den Schaum aus den Augen, um die alte Frau besser sehen zu können. Tatsächlich, sie lächelte. „Also bist du meinetwegen nicht beschämt oder so?“
„Natürlich nicht. Ihr habt ja bereits Eure Verbindung mit dem Spiegelbild des Zentauren in Eurer Welt erklärt. Und selbst wenn Ihr beide diese überirdische Verbindung nicht hättet, ist nichts Schlimmes daran, dass Ihr Euch zu Kegan hingezogen fühlt und Euer Vergnügen sucht, wo immer Ihr es finden könnt. Ich habe im Dienste der Göttin Keuschheit gelobt, aber das war meine eigene Entscheidung.“ Birkita hielt inne und umfasste Morrigans Kinn mit ihrer seifigen Hand. „War Sex in Eurer Welt kein Geschenk der Göttin?“
Lächerlicherweise spürte Morrigan, wie ihre Wangen heiß wurden. „Nein, nicht wirklich. Beziehungsweise man könnte sagen, dass sehr viele Regeln daran gebunden waren.“ Wie zum Beispiel, das Thema nicht mit deiner Großmutter zu besprechen, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Wirklich? Wie traurig. Nun, in dieser Welt werdet Ihr eine solche archaische Sicht auf Sex nicht finden. Wir genießen den Akt. Ein Mann ist geehrt, wenn eine Frau ihn auswählt, damit er ihr Bett wärmt – und ihren Körper.“ Birkita grinste und sah mit einem Mal Jahre jünger aus. „Nicht, dass Treue nicht geschätzt wird. Das wird sie, aber Tändeleien sind auch akzeptabel, vor allem mit einer Priesterin. Es wird als Segen betrachtet, von einer Priesterin zum Liebhaber erwählt zu werden.“
„Oh, okay“, sagte Morrigan lahm. Sie war froh, dass Birkita gegen ihr Rumgemache mit Kegan nichts einzuwenden hatte, aber das bedeutete nicht, dass sie sich in eine große Unterhaltung zu diesem Thema mit ihr verstricken wollte.
„Aber wie ich schon sagte, außer dem Flirt mit Kegan ist Euch heute noch etwas passiert. Mögt Ihr darüber reden?“
„Ich würde gerne, aber ich verstehe selbst nicht ganz, was passiert ist, also fällt es mir sehr schwer.“
„Erzählt es einfach, Kind.“
„Ich habe Kai in der Höhle mit dem butterfarbenen Marmor angetroffen.“
„Ja, der Steinmeister hat heute mit seiner Suche nach dem Stein für Myrna begonnen.“
„Er hat ihn auch gefunden. Brina und ich sind zu ihm gestoßen, kurz nachdem der Stein zu ihm gesprochen hat.“
„Und das hat Euch aufgeregt?“
„Nein. Ja.“ Morrigan seufzte und fing noch einmal von vorne an. „Ja, ich fühle mich merkwürdig, weil Myrna an dem Tag gestorben ist, an dem ich nach Partholon gekommen bin. Ich schätze, irgendwie habe ich das Gefühl, für das verantwortlich zu sein, was ihr zugestoßen ist. Also ist das Thema, dass Kai den Stein suchen soll und Kegan daraus quasi einen Grabstein hauen wird, für mich ziemlich verstörend.“
„Kind, seht mich an.“
Widerstrebend drehte Morrigan ihren Kopf so weit, dass sie Birkita in die Augen sehen konnte.
„Hört mir zu, und hört gut zu. Ihr habt Myrnas Tod nicht verursacht. Sie ist bei der Geburt ihres Kindes gestorben. Es war traurig und tragisch, aber es war ihr Schicksal. Wäre es das nicht gewesen, hätte Epona garantiert einen Weg gefunden, ihr Leben zu retten, das könnt Ihr mir glauben.“
„Ich möchte dir so gerne glauben, wirklich.“
„Dann tut es, Morrigan. Ich habe Adsagsonas Stimme beinahe sechzig volle Jahreszeitenwechsel gelauscht. Ihr habt diesen Tod nicht verursacht. Das war das Schicksal. Nun, ist das alles, was Euch heute geschehen ist? Den Stein für Myrnas Monument zu sehen hat Euch so traurig gemacht?“
„Nein, das war nur der eine Teil. Der andere Teil war, als Kai mich berührt hat.“
„Euch berührt! Der Steinmeister besucht uns seit Dekaden. Jeder weiß von seiner Beziehung mit Shayla, aber niemals zuvor hat er sich einer der Priesterinnen gegenüber ungebührlich verhalten. Seid versichert, Kind, dass diesbezüglich etwas unternommen wird. Er wird nicht …“
„Nein, nein, er hat mich nicht so berührt. Er war äußerst respektvoll. Wir hatten uns sehr gut unterhalten. Er hat mir erklärt, was er als Steinmeister tut, und dann hat er mir sogar gezeigt, wie ich selbst die Geister im Stein hören kann.“ Bei der Erinnerung lächelte Morrigan. „Die Geister im Marmor haben mir einen Garten im Tempel der Musen gezeigt – Kai hat ihn Kalliopes Garten genannt.“
„Kalliope ist die Inkarnation der Muse der
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